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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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und wer mit Schemen kämpft und von ihnen geschlagen wird, muß Wesenheiten zum Kampf ins Feld stellen.
    Von dem ungreifbaren Prozeß, den kein Lebender verstehen kann, denn die Zeit dazu ist längst vorbei, wendet Richard sich in Gedanken mit trübem Trost zu der greifbaren Gestalt des Freundes, der ihn vor diesem Untergang hat retten wollen und in dem er einen Feind sieht. Richard hat Vholes die Wahrheit gesagt. Mag er bös oder weich gestimmt sein, stets schiebt er die Schuld seinem Vetter Jarndyce zu. An dessen Tür ist man ihm vorsätzlich in den Weg getreten, und der Zweck konnte nur dem Prozeß entspringen, der jetzt sein Dasein in sich auflöst. Richard hält es für eine Art Genugtuung, daß er einen Gegner von Fleisch und Blut hat.
    Ist er deshalb ein Ungeheuer, oder ist das Kanzleigericht nicht auch an solchen Präzedenzien reich? Könnte man Engel zum Zeugen anrufen, sie würden es bestätigen!
    Zwei an diese Art Leute nicht ungewöhnte Paar Augen sehen ihm jetzt nach, wie er, nervös an seinen Nägeln kauend und in Brüten verloren, über den Platz geht und im Schatten des südlichen Torwegs verschwindet. Mr. Guppy und Mr. Weevle sind die Besitzer dieser Augen. Sie lehnen sich im Gespräch an die niedrige steinerne Balustrade unter den Bäumen. Er geht knapp an ihnen vorüber und sieht nichts als die Erde.
    »William«, meint Mr. Weevle und kräuselt sich den Backenbart. »Da findet eine Verbrennung statt. Es ist kein Fall von Selbstverbrennung, aber eine Art langsamer Röstung.«
    »Hm«, sagt Mr. Guppy. »Er wollte sich nicht von Jarndyce fernhalten lassen, und ich glaube, er steckt bis über die Ohren in Schulden. Ich habe nie viel von ihm gewußt. Er war hochnäsig, als er bei uns praktizierte, wie das Monument dort. Ich bin froh, daß ich ihn los bin, sowohl als Praktikanten wie als Klienten. – Ja, Tony, also damit beschäftigen sie sich jetzt; – um wieder darauf zurückzukommen.«
    Mr. Guppy verschränkt die Arme, lehnt sich an die Balustrade und fährt in seinem eben unterbrochnen interessanten Gespräch wieder fort.
    »Damit beschäftigen sie sich immer noch! Sie nehmen immer noch Inventur auf, prüfen die Papiere und wühlen Tag für Tag die Lumpenhaufen durch. Wenn sie so fortfahren, werden sie noch sieben Jahre dazu brauchen.«
    »Und Small hilft dabei?«
    »Small verließ uns nach achttägiger Kündigung. Er sagte Kenge, das Geschäft nähme seinen Großvater zu sehr in Anspruch, und er selbst stünde sich besser, wenn er es übernähme. Zwischen mir und Small ist eine gewisse Spannung eingetreten. Er tat mir gar zu heimlich. Aber er sagte, du und ich hätten diesen Ton zuerst angeschlagen, und darin hat er eigentlich recht. Und deshalb haben wir uns wieder ausgesöhnt, und so habe ich erfahren, womit sie sich beschäftigen.«
    »Einblick hast du weiter nicht bekommen?«
    »Tony«, sagt Mr. Guppy ein wenig irritiert, »um dir nichts zu verschweigen, das Haus zieht mich nicht mehr so an, seit du nicht mehr dort bist, und deshalb bin ich nicht mehr hingegangen. Das war auch der Grund, weshalb ich dir dieses kleine Rendezvous vorschlug. Da, gerade schlägt die Turmuhr, Tony!« Mr. Guppy wird geheimnisvoll und zärtlich beredt. »Ich muß dir nochmals vor Augen führen, daß Verhältnisse, über die ich keine Macht habe, eine traurige Veränderung in meinen Lieblingsplänen und in dem Bilde, von dem ich dir früher im Vertrauen auf unsre Freundschaft erzählte, hervorgebracht haben. Das Bild ist zerschmettert und das Idol in Trümmer zerfallen. Mein einziger Wunsch hinsichtlich der Zwecke, die ich mit deiner Freundeshilfe in Cook's Court zu verfolgen gedachte, ist nunmehr, sie liegen zu lassen und in Vergessenheit zu begraben. Hältst du es für möglich, hältst du es überhaupt für wahrscheinlich – ich lege dir diese Frage als Freund vor, Tony –, nach deiner Kenntnis des Charakters des schlauen und unberechenbaren Alten, der damals ein Opfer der Selbstverbrennung wurde, hältst du es überhaupt für möglich, bei näherer Überlegung, Tony, daß er jene Briefe, als ihr euch damals trenntet, anderswo hingetan hat, oder wurden sie in jener Nacht wirklich vernichtet?«
    Mr. Weevle denkt eine Weile nach. Dann schüttelt er den Kopf.
    »Tony«, fängt Mr. Guppy beim Weiterschlendern wieder an. »Noch einmal! Versteh mich gut. Als Freund. Ohne mich auf weitere Erklärungen einlassen zu können, wiederhole ich dir nur: Das Idol ist zerschmettert. Ich habe jetzt keinen andern Zweck, als

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