Bleakhouse
konnte.
»Bitte, nehmen Sie Platz, Sir Leicester.«
»Mr. Jarndyce«, sagte Sir Leicester mit einer Verbeugung und setzte sich, »ich erweise mir die Ehre, Sie zu besuchen...«
»Sie erweisen mir die Ehre, Sir Leicester.«
»Ich danke Ihnen. Auf... Auf meiner Reise nach Lincolnshire, Sie hier zu besuchen, um Ihnen mein Bedauern auszudrücken, daß Ursachen zur Beschwerde, die ich gegen einen Herrn habe, den Sie kennen und bei dem Sie wohnten und auf den ich daher nicht weiter anspielen werde, nicht nur Sie, sondern auch die unter Ihrer Obhut stehenden Damen verhindert haben, das Wenige zu besichtigen, was in meinem Hause in Chesney Wold einem feinen und gebildeten Geschmack gefallen kann.«
»Sie sind außerordentlich liebenswürdig, Sir Leicester. In dem Namen dieser Damen – Sie sehen sie hier –, und für mich selbst danke ich Ihnen auf das verbindlichste.«
»Wäre es möglich, Mr. Jarndyce, daß der Herr, auf den ich aus den bereits angedeuteten Gründen keine weiteren Anspielungen machen kann, wäre es möglich, Mr. Jarndyce, daß dieser Herr meinen Charakter so falsch aufgefaßt haben könnte, daß er Sie vielleicht zu dem Glauben verleitet hat, man würde Sie auf meinem Landsitz in Lincolnshire nicht mit der Höflichkeit und Courtoisie empfangen, die meinen Leuten gegenüber allen Damen und Herren, die sich mein Haus ansehen wollen, aufs strengste aufgetragen ist? Ich möchte für einen solchen Fall nur zu bemerken bitten, Sir, daß Sie des Gegenteils versichert sein dürfen.«
– Mein Vormund hörte taktvoll zu, gab aber keine Antwort. –
»Es hat mir unendlich leid getan, Mr. Jarndyce«, fuhr Sir Leicester wichtig fort, »ich versichere Ihnen, Sir, es hat – mir unendlich leid getan, von der Haushälterin in Chesney Wold haben hören zu müssen, daß auch ein Herr, der damals dort in Ihrer Gesellschaft war und einen sehr feinen Geschmack und gebildeten Kunstsinn zu besitzen scheint, sich von einer ähnlichen Ursache abhalten ließ, die Familienbilder mit der Muße der Aufmerksamkeit und der Sorgfalt, die er Ihnen vielleicht sonst zu widmen gewünscht haben würde, zu besichtigen!« Er zog bei diesen Worten eine Karte heraus und las mit großem Ernst und einiger Anstrengung durch sein Augenglas: »Mr. Hirrold – Herald – Harold –Skampling – Skumpling – Pardon – Skimpole.«
»Hier, dieser Herr ist Mr. Skimpole«, sagte mein Vormund, sichtlich überrascht.
»O«, rief Sir Leicester, »ich schätze mich glücklich, mit Mr. Skimpole zusammenzutreffen und eine Gelegenheit zu haben, ihm mein persönliches Bedauern aussprechen zu können. Ich hoffe, Sir, wenn Sie wieder in meine Gegend kommen, werden Sie sich nicht mehr durch ähnliche Beweggründe abhalten lassen.«
»Ich bin Ihnen sehr verpflichtet, Sir Leicester Dedlock. So ermutigt, werde ich mir gewiß nicht das Vergnügen eines abermaligen Besuchs Ihres schönen Hauses versagen. Die Besitzer solcher Schlösser wie Chesney Wold«, sagte Mr. Skimpole in seiner gewohnten fröhlichen und leichtherzigen Weise, »sind die Wohltäter des Publikums. Sie sind so gütig, eine Menge der herrlichsten Gegenstände zur Bewunderung und Freude von uns armen Leuten bereitzuhalten; und nicht alle Freuden ihres Anblicks zu genießen, hieße Undankbarkeit für unsre Wohltäter an den Tag legen.«
– Sir Leicester schien diese Worte sehr zu billigen. –
»Sie sind Künstler, Sir?«
»Nein«, antwortete Mr. Skimpole. »Ich bin ein Mann ohne jeden Beruf, ein bloßer Amateur.«
Sir Leicester schien das sogar noch mehr zu gefallen. Er hoffte, so glücklich zu sein, sagte er, in Chesney Wold anwesend zu sein, wenn Mr. Skimpole das nächste Mal nach Lincolnshire kommen werde, und Mr. Skimpole fühlte sich dadurch sehr geschmeichelt und geehrt.
»Mr. Skimpole«, fuhr Sir Leicester, wieder zu meinem Vormund gewendet, fort, »erwähnte gegen die Haushälterin, die, wie er vielleicht bemerkt hat, eine alte und treue Dienerin der Familie ist –«
»Es war, als ich mir neulich, wie ich Miß Summerson und Miß Clare besuchte –« erklärte Mr. Skimpole in seiner unbefangnen Weise.
»– daß der Freund, mit dem er früher dort gewesen, Mr. Jarndyce sei.« Sir Leicester machte meinem Vormund eine Verbeugung. »Und dadurch erfuhr ich den Umstand, wegen dessen ich mein Bedauern ausgesprochen habe. Daß es gerade einen Gentleman betraf, Mr. Jarndyce, einen Gentleman, der Lady Dedlock früher gekannt hat und sogar ihr entfernter Verwandter ist und
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