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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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auch Ada.
    »Sie können ihn lieben, soviel Sie wollen«, versicherte Mr. Jarndyce. »Aber seine Tasche müssen wir schonen, Harold.«
    »O«, sagte Mr. Skimpole, »seine Tasche? Jetzt fangen Sie schon wieder von Dingen an, die ich nicht verstehe.« Er schenkte sich wieder ein Glas Claret ein, tunkte seinen Kuchen hinein, schüttelte den Kopf und lächelte Ada und mich mit einer naiven Vorahnung, daß er uns niemals würde verstehen können, an.
    »Wenn Sie in seiner Begleitung sind«, sagte mein Vormund offen heraus, »dürfen Sie ihn nicht für Sie mitbezahlen lassen.«
    »Mein lieber Jarndyce«, entgegnete Mr. Skimpole, und sein durchgeistigtes Gesicht strahlte, so komisch schien ihm der Gedanke vorzukommen. »Was soll ich denn anderes tun? Wenn er mich irgendwohin mitnimmt, muß ich doch gehen. Und wie kann ich für mich bezahlen? Ich habe doch nie Geld. Und wenn ich Geld hätte, was hülfe es. Ich verstehe nichts davon. Nehmen wir an, daß ich jemanden fragte: Wieviel kostet das? Und ich bekäme zur Antwort: Sieben Schilling und sechs Pence, so ist es mir einfach unmöglich, daraus die nötigen praktischen Konsequenzen zu ziehen. Ich laufe nicht bei Geschäftsleuten herum, um sie zu fragen, was sieben Schilling und sechs Pence auf arabisch heißt. Ich verstehe es ja doch nicht. Warum soll ich dann herumlaufen, was sieben Schilling und sechs Pence in der Geldsprache heißt, die ich ebenfalls nicht verstehe.«
    »Nun«, sagte mein Vormund, dem diese naive Antwort durchaus nicht mißfiel, »wenn Sie wieder einmal mit Rick reisen, müssen Sie sich das Geld von mir borgen – aber Sie dürfen es nicht verraten – und ihm das Rechnen überlassen.«
    »Mein lieber Jarndyce«, beteuerte Mr. Skimpole, »ich will alles tun, was Ihnen Vergnügen macht, aber es erscheint mir als eine leere Formsache, ein Aberglauben. Außerdem gebe ich Ihnen mein Wort, Miß Clare und meine liebe Miß Summerson, ich glaubte, Mr. Carstone sei ungeheuer reich. Ich dachte, er brauchte bloß ein Papier oder einen Wechsel zu unterschreiben oder auf einen Knopf zu drücken, um einen Regen von Geld vom Himmel fallen zu lassen.«
    »Das ist durchaus nicht der Fall, Sir«, sagte Ada. »Er ist arm.«
    »So, wirklich?« Mr. Skimpole lächelte fröhlich. »Da staune ich wirklich.«
    »Und da er überdies dadurch nicht reicher wird, daß er sich auf ein morsches Rohr stützt«, – mein Vormund legte ernst seine Hand auf den Ärmel von Mr. Skimpoles Schlafrock – »so müssen Sie sich hüten, daß Sie ihn in seinen Hoffnungen bestärken.«
    »Mein lieber guter Freund«, entgegnete Mr. Skimpole, »und meine liebe Miß Summerson und meine liebe Miß Clare, wie soll ich das anfangen? Es handelt sich um Geschäfte, und ich verstehe doch nichts von Geschäften. Er bestärkt mich vielmehr. Er kommt nach großen Geschäftstaten zu mir, zeigt mir als ihr Resultat die glänzendsten Aussichten und fordert mich auf, sie mit ihm zu bewundern. Ich bewundere sie – als glänzende Aussichten –, aber mehr verstehe ich nicht davon, und ich sage ihm das auch.«
    Die hilflose Aufrichtigkeit, mit der er uns das erklärte, die leichtherzige Weise, mit der er uns durch seine Unschuld ergötzte, und die phantastische Art, wie er sich selbst in Schutz nahm, verbunden mit seiner gewinnenden Unbefangenheit, bestätigten nur das Urteil meines Vormundes. Je mehr ich ihn kennenlernte, desto unwahrscheinlicher erschien es mir in seiner Anwesenheit, daß er absichtlich einen bösen Einfluß ausüben könnte. Aber desto wahrscheinlicher kam es mir vor, wenn ich nicht mit ihm beisammen war, und um so mehr quälte mich der Gedanke, er könne mit irgend jemandem, dessen Wohl mir am Herzen lag, etwas zu tun haben.
    Da er jetzt vernahm, daß sein Verhör – wie er es nannte – vorüber sei, verließ er fröhlich das Zimmer, um seine Töchter zu holen – seine Söhne waren zu verschiednen Zeiten bereits davongelaufen-, und ließ meinen Vormund ganz entzückt über die Art, wie er seinen kindlichen Charakter gerechtfertigt hatte, zurück. Er kam bald wieder herein mit drei jungen Damen und Mrs. Skimpole, die früher eine Schönheit gewesen sein mußte, aber jetzt eine kränkliche hochnäsige Dame war, die an allen möglichen Krankheiten litt.
    »Dies«, stellte Mr. Skimpole vor, »ist meine Schönheitstochter Arethusa, sie spielt und singt alles durcheinander wie ihr Vater. Hier meine Gefühlstochter Laura, musiziert ein wenig, singt aber nicht. Und das ist meine

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