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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Narren noch Gauner sind. Das Herz tat mir weh, als ich dachte, ob sie nicht doch vielleicht eins von beiden sind. Aber jedenfalls, Ada, – darf ich Sie Ada nennen?«
    »Natürlich, Vetter Richard.«
    »– jedenfalls, Ada, soll das Kanzleigericht seine bösen Einflüsse nicht auf uns ausüben. Unserm guten Verwandten sei Dank, daß er uns so glücklich zusammengebracht hat; das Kanzleigericht kann uns jetzt nicht trennen.«
    »Niemals, hoffe ich, Vetter Richard«, sagte Ada freundlich.
    Miß Jellyby drückte meinen Arm und warf mir einen bedeutsamen Blick zu. Ich antwortete mit einem Lächeln, und wir legten den Rest des Weges recht vergnügt zurück.
    Eine halbe Stunde nach unsrer Ankunft erschien Mrs. Jellyby, und innerhalb einer Stunde verirrten sich die verschiedenen, zum Frühstück notwendigen Dinge einzeln in das Speisezimmer.
    Ich bezweifle durchaus nicht, daß Mrs. Jellyby wie jeder andere Mensch zu Bett gegangen und wieder aufgestanden war, aber man merkte durchaus nicht, daß sie die Kleider gewechselt hatte. Sie war während des Frühstücks außerordentlich beschäftigt, denn die Morgenpost brachte ein schweres Paket Briefe über Borriobula-Gha, das, wie sie sagte, den ganzen Tag in Anspruch nehmen werde. Die Kinder purzelten herum und kerbten neue Merkzeichen ihrer Unfälle auf ihre Schienbeine, die sowieso schon vollständige kleine Unglückskalender darstellten, und Peepy war anderthalb Stunden lang nicht zu finden, bis ihn ein Polizeidiener von Newgate-Market nach Hause brachte. Der Gleichmut, mit dem Mrs. Jellyby sowohl seine Abwesenheit wie seine Wiederkehr in den Familienkreis hinnahm, setzte uns alle in Erstaunen.
    Sie diktierte dann mit nimmer ermüdender Ausdauer ihrer Tochter Caddy, und diese versank wieder ziemlich schnell in den tintenbeklecksten Zustand, in dem wir sie gestern gefunden hatten.
    Um ein Uhr fuhr ein offener Wagen für uns vor und ein Karren für unser Gepäck. Mrs. Jellyby trug uns viele Grüße an ihren lieben Freund Mr. Jarndyce auf; Caddy verließ ihr Pult, um uns abreisen zu sehen, küßte mich im Hausflur und stand, an der Feder kauend, schluchzend auf der untersten Stufe der Treppe; Peepy schlief zu meiner Freude, so daß ihm der Schmerz des Abschieds erspart blieb, und die andern Kinder kletterten hinten auf die Barutsche und fielen wieder herunter, und wir sahen sie zu unserm großen Schrecken über das Pflaster von Thavies-Inn hingestreut, als wir zum Tore hinausrollten.

6. Kapitel
Ganz zu Hause
    Das Wetter hatte sich aufgehellt und wurde immer schöner, je weiter wir westwärts kamen. Wir fuhren durch den Sonnenschein und die frische Luft und kamen nicht aus dem Staunen über die Länge der Straßen, den Glanz der Läden, den lebhaften Verkehr und das Gedränge der Menschen, die das angenehme Wetter wie bunte Blumen hervorgelockt zu haben schien, heraus.
    Allmählich ließen wir die wunderbare Metropole hinter uns und fuhren durch die Vorstädte, von denen nach meiner Ansicht jede einzelne schon eine recht ansehnliche Stadt für sich hätte bilden können, und endlich kamen wir auf die Landstraße mit ihren Windmühlen, Getreideschobern, Meilensteinen, Bauernwagen, dem Geruch von altem Heu, baumelnden Wirtshauszeichen und Pferdekrippen, Bäumen, Feldern und Hecken. Die grüne Landschaft und hinter uns die unermeßliche Hauptstadt boten einen herrlichen Anblick; und als ein Frachtwagen, mit schönen Pferden bespannt, die mit rotem Geschirr und hellklingenden Schellen geschmückt waren, sich uns mit seiner Musik näherte, hätten wir alle drei am liebsten in den Gesang der Leute eingestimmt, so heiter wirkte die ganze Umgebung auf uns.
    »Der ganze Weg hat mich an meinen Namensvetter Whittington erinnert«, sagte Richard, »und dieser Wagen macht das Bild fertig. – Hallo! Was gibt's?«
    Wir hielten still und der Frachtwagen ebenfalls. Seine Musik wurde, wie die Pferde stehen blieben, zu einem leisen Klingeln, außer wenn eins den Kopf in die Höhe warf oder sich schüttelte und einen kleinen Regen von Schellengeläute um sich warf.
    »Unser Postillon sieht sich nach dem Fuhrmann um«, erklärte uns Richard, »er kommt jetzt auf uns zu. Guten Tag!« – Der Fuhrmann stand jetzt an unserm Kutschenschlag.
    »Das ist aber seltsam«, sagte Richard und betrachtete sich den Mann genauer. »Er hat Ihren Namen auf dem Hut, Ada!«
    – Er hatte alle unsere Namen auf dem Hut. In dem Bande staken nämlich drei Briefchen; eins an Ada, eins an Richard, eins an mich. Auf die

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