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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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gegen ihn, und so viele Leute werden gegen ihn als Zeugen antreten, und Bucket ist so schlau.«
    »Mit einem gebrauchten Violoncello. Und sagte, er spielte die Querflöte. Als Knabe«, ergänzte Mr. Bagnet mit großer Feierlichkeit.
    »Ich will Ihnen was sagen, Miß. Und wenn ich Miß sage, so meine ich Sie alle. Kommen Sie mal hier in die Ecke, und ich will es Ihnen sagen.«
    – Mrs. Bagnet eilte mit uns in einen am Ende der Mauer liegenden Winkel und konnte anfangs vor Atemlosigkeit gar kein Wort herausbringen, was ihren Gatten veranlaßte, sie aufzumuntern: »Alte. Sprich.«
    – »Also, Miß«, fuhr die Alte fort und band sich, um mehr Luft zu haben, die Hutbänder auf, »Sie könnten ebensogut die Schanzen von Dover vom Fleck rücken als George, wenn Sie nicht ein andres Mittel wissen, um auf ihn einzuwirken. Und ein solches habe ich jetzt in Händen.«
    »Sie sind ein Juwel von einer Frau!« rief mein Vormund aus.
    »Ich sage Ihnen, Miß« – Mrs. Bagnet schlug vor Aufregung bei jedem ihrer Sätze wohl ein Dutzend Mal die Hände zusammen – »alles, was er da daherredet, er habe keine Verwandten und dergleichen, ist lauter dummes Zeug; sie wissen allerdings nichts von ihm, aber er weiß von ihnen. Er hat mit mir verschiedentliche Male offner gesprochen als mit andern, und nicht umsonst einmal zu meinem Woolwich so etwas von weißem Haar und Gramesfurchen greiser Mütter gesagt. Fünfzig Pfund möchte ich wetten, daß er an jenem Tag seine Mutter gesehen hat. Sie lebt und muß sogleich hierhergebracht werden.«
    Ohne eine Sekunde Zeit zu verlieren, nahm Mrs. Bagnet einige Stecknadeln in den Mund und fing an, ihr Kleid ringsherum aufzustecken, so daß es ganz von dem grauen Mantel bedeckt war, womit sie mit überraschender Gewandtheit und Schnelligkeit zu Rande kam.
    »Lignum«, sagte sie dann, »daß du mir ein Auge auf die Kinder hast, Alter! Und jetzt gib mir den Schirm! Ich mach jetzt fort nach Lincolnshire, um die alte Dame herzubringen.«
    »Du lieber Himmel, was will die Frau?« rief mein Vormund und wühlte in seinen Taschen. »Wo will sie hin? Wieviel Geld hat sie denn?«
    Mrs. Bagnet griff wieder unter ihren Mantel und brachte einen ledernen Geldbeutel hervor, in dem sie hastig ein paar Schillinge überzählte, und ihn dann wieder mit größter Befriedigung zuzog.
    »Haben Sie keine Sorge um mich, Miß. Ich bin eine Soldatenfrau und gewohnt, auf meine Weise zu reisen. Lignum, mein Alter, da einen Kuß für dich und drei für die Kinder. Ich mache jetzt fort nach Lincolnshire zu Georges Mutter.«
    Und sie trabte wirklich fort, während wir drei einander in grenzenlosem Erstaunen ansahen. Mit kräftigem Schritt marschierte sie in ihrem grauen Mantel von dannen und verschwand um die Ecke.
    »Und so wollen Sie sie fortlassen, Mr. Bagnet?« fragte mein Vormund.
    »Kann's nicht verhindern. Ist schon ein Mal nach Hause gereist. Aus einem andern Weltteil. Mit demselben grauen Mantel. Und demselben Regenschirm. Wenn die Alte sagt, tue das, soll man's tun. Wenn die Alte sagt, das tue ich, tut sie's.«
    »Dann ist sie so echt und treu, wie sie aussieht«, entgegnete mein Vormund. »Und es ist unmöglich, mehr zu ihrem Lobe zu sagen.«
    »Sie ist Fahnenjunker beim Nonpareil-Bataillon«, rief uns Mr. Bagnet noch über die Schulter zu, als er sich von uns verabschiedet hatte. »Es gibt keine zweite der Art. Aber ich gestehe es vor ihr nicht ein. Disziplin muß sein.«

53. Kapitel
Die Spur
    Mr. Bucket und sein dicker Zeigefinger halten unter den gegenwärtigen Umständen sehr häufig Beratung miteinander. Wenn Mr. Bucket eine Sache von so großer Wichtigkeit in Händen hat, so scheint sich sein dicker Zeigefinger zur Würde eines Daimonions zu erheben. Ans Ohr gehalten, flüstert er ihm Ratschläge zu. Sein Herr hält ihn an seine Lippen, und er befiehlt ihm Schweigen; reibt seine Nase damit, und ihre Witterung wird schärfer; droht dem Schuldigen mit ihm, bezaubert ihn und stürzt ihn ins Verderben. Die Auguren der Geheimpolizei prophezeien stets, wenn sie Mr. Bucket mit seinem Finger Beratung pflegen sehen, daß man in kurzem von einer schrecklichen Vergeltung hören werde.
    Ein sanfter sinniger Beobachter der menschlichen Natur, im großen ganzen ein wohlwollender Philosoph, dem es fern liegt, streng über die Torheiten der Menschen zu urteilen, läßt sich Mr. Bucket in einer Anzahl von Häusern blicken und schlendert in einer Menge von Straßen herum, anscheinend gelangweilt und ohne ein besonderes Ziel im

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