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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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und hält die Welt fünf Meilen im Umkreise in Atem. Nicht zu wissen, daß bei den Dedlocks etwas faul ist, heißt soviel, wie zu den ganz unbekannten Leuten zu zählen. Eines der vielen entzückenden Geschöpfe mit den Pfirsichwangen und den dürren Hälsen kennt bereits alle Nebenumstände, die zur Sprache kommen müssen, wenn Sir Leicester um Ehescheidung einreichen wird.
    Bei Blaze & Sparkle, den Juwelieren, und bei Sheen & Gloß, den Seidenhändlern, bildet es bereits stundenlang das Hauptgespräch und wird als eine Art Wendepunkt des Jahrhunderts angesehen. Die ehedem so hoch erhabnen und unantastbaren Patronessen dieser Etablissements, die hier so sorgsam wie alle andern Artikel gewogen und abgeschätzt werden, sind bei diesem plötzlichen Modeumschwung dem Verständnis sogar des jüngsten Kommis hinter dem Ladentische näher gerückt.
    »Unsre Kunden, Mr. Jones«, sagen Blaze & Sparkle zu dem neuen Reisenden, den sie anstellen wollen, »unsre Kunden sind wie die Schafe, ganz wie die Schafe. Wo zwei oder drei Leithammel hingehen, da folgen die übrigen. Behalten Sie diese zwei oder drei beständig im Auge, Mr. Jones, und Sie haben die ganze Herde.«
    Ebenso sprechen Sheen & Gloß zu ihrem Jones über die Art, wie man die fashionable Kundschaft fesseln kann und wie man in die Mode bringt, was die Firma für gut befindet.
    Von ähnlichen unfehlbaren Prinzipien ausgehend, gibt Mr. Sladdery, der Kunsthändler und Hauptzüchter von Prunkschafen, an demselben Tage zu: »Nun ja, Sir, allerdings kursieren gewisse Gerüchte über Lady Dedlock unter meinen vornehmen Kunden. Meine vornehmen Kunden haben das Bedürfnis, von etwas zu sprechen, Sir; und Sie sehen, man braucht nur ein Thema durch ein oder zwei Damen, die ich nennen könnte, in Fluß zu bringen, und im Handumdrehen wird es in aller Munde sein. Gerade so, sehen Sie, wie ich es mit diesen Damen gemacht haben würde, Sir, wenn es sich mir darum gehandelt hätte, eine Novität in die Mode zu bringen; so haben in diesem Falle meine werten Kundinnen selbsttätig funktioniert, da sie mit Lady Dedlock verkehrten und vielleicht ein bißchen eifersüchtig auf sie waren, Sir. Sie werden finden, Sir, daß das Gesprächsthema bereits bei meinen sämtlichen vornehmen Kunden die Runde gemacht hat. Wäre es eine Spekulation gewesen, Sir, so hätte man viel Geld dabei verdient. Und wenn ich das sage, so können Sie sich darauf verlassen, daß ich recht habe, Sir. Ich habe es zu meinem Beruf gemacht, die vornehme Kundschaft zu studieren, um jederzeit imstande zu sein, sie aufzuziehen wie eine Uhr, Sir.«
    So wächst und wächst das Gerücht in der Hauptstadt und will sich nicht mit dem Hinweis auf Lincolnshire abfinden lassen. Um halb sechs nachmittags, nach der Rennuhr gemessen, hat es sogar Hochwohlgeboren Mr. Stables ein neues bon mot entlockt, das sogar verspricht, das alte in den Schatten zu stellen, auf dem seit langem sein Ruf als geistreicher Kopf basierte. Er habe immer gewußt, lautet der witzige Einfalt, sie sei im ganzen Gestüt am besten im Geschirr gegangen; aber auf Sonnenkoller hätte er nie geraten. Auf dem Turf ist man entzückt über diesen Einfall.
    Auch bei Festlichkeiten und Gelagen, an Firmamenten, die Mylady so oft geziert, und unter den Sternbildern, deren Glanz sie noch gestern in den Schatten gestellt, ist sie allgemeines Gesprächsthema. Was ist los? Wer ist's ? Wann war's ? Wo war's ? Wie war's ? Von ihren besten Freunden wird sie mit dem gentilsten Gigerlton, der gerade Mode ist, den allerneusten Ausdrücken, in der affektiertesten Manier und dem näselndsten Akzent, mit der vollkommen höflichsten Gleichgültigkeit besprochen.
    Höchst auffallend ist, wie Leute, denen es sonst gar nicht liegt, bei dieser Gelegenheit vor Geist sprühen! William Buffy bringt eines dieser Witzworte von der Tafel, an der er soeben dinierte, mit ins Unterhaus; und der Einpeitscher seiner Partei läßt es mit seiner Tabakdose unter den Leuten, die es sonst vor Langeweile nicht mehr aushalten würden, mit solchem Erfolg zirkulieren, daß der Sprecher, dem es natürlich auch schon privatim unter dem Zipfel seiner Perücke ins Ohr geflüstert worden ist, drei Mal, ohne daß es den geringsten Eindruck machen würde, ausruft: »Zur Ordnung an den Schranken!«
    Und nicht weniger erstaunlich ist es, daß Leute, die sich an den Grenzmarken von Mr. Sladderys vornehmen Kunden herumtreiben, Leute, die Mylady gar nicht kennen und sie niemals gesehen haben, es jetzt plötzlich für

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