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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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unumgänglich notwendig für ihren Ruf halten, ebenfalls von ihr zu sprechen und aus zweiter Hand mit dem allerneusten Witzwort im Gigerljargon untergeordneten Sonnensystemen und Sternen dritten bis letzten Grades aufzuwarten. Wenn ein Mann der Literatur oder der Kunst und Wissenschaft unter diesen Kleinhändlern ist, wie selbstverständlich, daß er dann nicht zurückstehen darf!
    So vergeht der Wintertag außerhalb der Stadtwohnung der Dedlocks. Und wie innerhalb?
    Sir Leicester liegt im Bett und kann ein wenig sprechen, aber schwer und undeutlich. Die Ärzte haben ihm Stillschweigen und Ruhe empfohlen und ihm ein Opiat eingegeben, um seine Schmerzen zu lindern, denn sein alter Feind, die Gicht, setzt ihm sehr hart zu. Er schläft nie, wenn er auch manchmal in einen schweren Halbschlummer zu sinken scheint. Er hat sich sein Bett näher ans Fenster schieben lassen, als er hörte, daß so rauhes Wetter sei, und sich den Kopf so legen, daß er das wilde Schneetreiben sehen kann. Den ganzen langen Wintertag sieht er zu, wie sich die Flocken jagen.
    Beim geringsten Geräusch im Hause, in dem die größte Stille herrscht, fährt seine Hand nach dem Griffel. Die alte Haushälterin, die neben ihm sitzt, weiß, was er schreiben will, und flüstert ihm jedes Mal zu: »Nein, er kann noch nicht zurück sein, Sir Leicester. Er ist erst spät gestern nacht abgereist. Er ist erst kurze Zeit unterwegs.«
    Und immer wieder zieht er die Hand zurück, und immer wieder sieht er zu, wie der Schnee fällt, bis vom langen Hinsehen das Gestöber so dicht und schnell zu fallen scheint, daß er vor dem schwindelnden Tanz der weißen Flocken eine Minute die Augen schließen muß.
    Schon als der Morgen dämmerte, fing er an, ihnen zuzusehen. Der Tag ist noch nicht weit vorgerückt, als er bereits Befehle gibt, die Zimmer für Myladys Empfang herrichten zu lassen.
    »Es ist sehr kalt und naß. Daß für gute Heizung gesorgt wird. Sagen Sie den Leuten, daß sie jeden Augenblick kommen kann. Bitte, sehen Sie selbst nach.« So schreibt er auf seine Schiefertafel, und Mrs. Rouncewell gehorcht mit schwerem Herzen.
    »Ich fürchte, George«, sagt sie zu ihrem Sohn, der unten wartet, um ihr Gesellschaft zu leisten, wenn sie gelegentlich ein paar freie Minuten hat, »ich fürchte, lieber George, Mylady wird nie wieder ihren Fuß über diese Schwelle setzen.«
    »Du siehst zu schwarz, Mutter.«
    »Und auch nicht über die Schwelle von Chesney Wold, lieber George.«
    »Noch schlimmer. Aber warum, Mutter?«
    »Als ich gestern Mylady sah, George, lag in ihrem Blick etwas, als ob die Schritte auf dem Geisterweg ihr Herz zertreten hätten.«
    »Aber Mutter! Du darfst diese alten Geschichten nicht so ernst nehmen. Du machst dir unnötige Sorgen.«
    »Nein, gewiß nicht, lieber George. Nein, gewiß nicht. Es sind nun bald sechzig Jahre, daß ich in dieser Familie bin, und ich habe den Spuk nie allzu ernst genommen, aber jetzt geht es zu Ende, lieber George. Das alte Haus der Dedlocks fällt in Trümmer.«
    »Man muß nicht gleich das Schlimmste befürchten, Mutter.«
    »Ich danke dem Himmel, daß ich noch solange gelebt habe, um Sir Leicester Dedlock in Krankheit und Unglück beistehen zu können. Ich weiß, er sieht mich noch immer lieber als jeden andern um sich. Aber glaub mir, die Tritte auf dem Geisterweg haben Mylady erreicht; sie sind ihr lange Zeit gefolgt, und jetzt werden sie über sie hinwegschreiten.«
    »Nun, liebe Mutter, ich wiederhole dir noch einmal, man muß nicht immer gleich das Schlimmste befürchten.«
    »Ach, ich kann mir nicht helfen, George«, seufzt die alte Dame und schüttelt besorgt den Kopf. »Was, wenn meine Befürchtungen wahr werden und er es erfahren muß, wer wird es ihm sagen!«
    »Sind das ihre Zimmer?«
    »Das sind die Zimmer Myladys, unberührt, so, wie sie sie verlassen hat.«
    »Wahrhaftig«, sagt der Kavallerist, sieht sich um und dämpft unwillkürlich den Ton seiner Stimme. »Ich fange an zu begreifen, wie du auf solche Gedanken kommst, Mutter. Es geht etwas Schauerliches von diesen verlaßnen Zimmern aus. Man muß immer an die denken, auf die sie warten und die entflohen ist, vielleicht auf Nimmerwiedersehen.«
    – Er hat nicht so unrecht. Wie jeder Abschied nichts andres ist als der Schatten, den der letzte große Abschied von der Welt vorauswirft, so scheinen leere verlaßne Zimmer voll des Flüsterns zu sein, das von bangem unabwendbarem Schicksal raunt. Der anspruchsvolle Prunk der Gemächer hat in diesem

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