Bleib bei mir, Gabriella
fragen, ob es eine Fälschung ist?“
Rafe zuckte mit den Schultern. „Die Leute, auf die es ankommt, würden sich trotzdem fragen, ob ich ein Verhältnis mit einer Klientin gehabt habe. Für mögliche Auftraggeber wäre das ein Grund, mich nicht zu engagieren.“
„Du könntest doch bis zu deinem Ruhestand für die McCords arbeiten“, versuchte Gabby zu scherzen, obwohl sie ahnte, dass es nicht lustig war.
Rafe rang sich nicht mal ein mattes Lächeln ab. Stattdessen warf er die Stoffserviette auf den Tisch, stand auf und ging auf den Balkon.
Sollte sie ihm folgen oder nicht? Wollte er lieber allein sein? So temperamentvoll hatte er noch nie reagiert. Meistens hatte er kaum Gefühle gezeigt – bis sie miteinander geschlafen hatten. Seitdem war er sogar noch verschlossener, noch stiller, als man es von einem erfahrenen Ex-Secret-Service-Agenten erwarten konnte.
Der Balkon war der Ort, an dem der Erpresser sie fotografiert hatte.
Trotzdem ging Gabby zu Rafe. Sie konnte nicht anders, denn sie liebte ihn.
Schweigend standen sie am Geländer und blickten in die Dunkelheit.
„Meinst du, jemand beobachtet uns?“, fragte Rafe nach einer Weile.
Dieses Mal dachte Gabby nicht daran, was falsch oder richtig war. Sie legte ihm einfach eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid.“
Er drehte sich so ruckartig zu ihr um, dass ihre Hand von der Schulter rutschte. „Sag das nicht, Gabby. Dir muss nichts leidtun. Es liegt an der Situation, in der wir uns befinden. Und wenn du mich berührst, selbst wenn es nur eine freundschaftliche Geste ist …“
Der Hunger in seinen Augen erstaunte sie, auch wenn er vermischt war mit Verlangen und Sehnsucht und dem Wissen, dass ihnen nur noch ein paar gemeinsame Tage blieben. Sie wollte und brauchte Rafe. Seine Nähe, seine Intimität. Also nahm sie ihren Mut zusammen. „Was passiert, wenn ich dich berühre?“, flüsterte sie.
Er nahm ihre Hand, zog Gabby in die Suite zurück und drückte sie neben der Balkontür gegen die Wand. Dann küsste er sie stürmisch, bis sie alles andere vergaß. Er konnte nicht genug von ihr bekommen. Und sie nicht von ihm. Sie hätten überall sein können – auf einer einsamen Insel, mitten auf dem Times Square, ganz oben auf einem Maya-Tempel in Cozumel. Es war nicht wichtig, wo sie sich befanden. Wichtig war nur ihre Leidenschaft. Und die Tatsache, dass sie schon bald voneinander getrennt sein würden.
Die Tatsache, dass sie ihn liebte.
Er schob die Finger in ihr Haar, hielt ihren Kopf fest, presste die Lippen auf ihren Mund und tastete mit der Zunge nach ihrer, um in ihr ein Verlangen zu wecken, das seinem gleichkam.
Gabby wurde so heiß, dass sie nach Luft schnappte. Wohin Rafe auch wollte, sie würde ihm folgen.
Als er sich an sie presste, fühlte sie, wie sehr er sie begehrte. Ihr ging es genauso.
Rafe zog ihr das Shirt über den Kopf. Sein Blick war durchdringend und fragend. Wollte sie es hier und jetzt tun? Wollte sie ihn auf diese Weise?
„Ja“, sagte Gabby ohne das geringste Zögern.
Er zog ihr Shorts und Slip aus, und sie half ihm beim Entkleiden, bis sie beide vor Ungeduld keuchten.
Sie nahm ihn in beide Hände.
„Gabby, ich halte kein langes Vorspiel mehr aus.“
„Nur ein kurzes“, versprach sie und streichelte ihn so sinnlich, dass er die Zähne zusammenbeißen musste.
„Du kannst ja ein richtiges Luder sein“, keuchte er mit vor Erregung heiserer Stimme.
„Nur bei dir.“
„Dreh dich um“, bat er atemlos.
Sie vertraute ihm und gehorchte.
Dann stützte sie sich mit den Händen an der Wand ab, während er sie an den Hüften hielt. Und plötzlich war er in ihr, wild und stürmisch, und bewegte sich mal langsam, mal schnell, bis sie glaubte, vor Verlangen den Verstand zu verlieren.
„Rafe!“, schrie sie leise auf.
„Ich bin hier.“
Gabby wünschte, dieser Moment würde ewig dauern. Sekunden später kam er zum Höhepunkt und umklammerte sie, als wollte er sich nie wieder von ihr lösen.
Als sie wieder zum Luftholen kamen, drehte sie sich zu ihm um und war kein bisschen verlegen, sondern stolz darauf, dass sie einander solche Freuden bereiten konnten.
„Geht es dir gut?“, fragte er.
„Wundervoll.“ Sie lächelte glücklich.
Lachend nahm er sie auf die Arme und trug sie durchs Wohnzimmer und über den Flur in sein Schlafzimmer. Sie hielt sich an ihm fest und fragte sich, ob sie ihm gestehen durfte, dass sie ihn liebte … und was passieren würde, wenn sie es tat.
10. KAPITEL
Gabby stieg
Weitere Kostenlose Bücher