Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
da war ein Kampf dabei, da hab ich vor Lachen kaum noch auf dem Stuhl sitzen können. Da boxte nämlich auf Herausforderung der Küchenbulle (Figur wie Hubert von Stüber) gegen einen Oberschlesier. Letzterem hatte man eingeredet, dass der Küchenbulle ihm speziell immer kleine Portionen verausgabt, ausserdem wäre er nun Vertreter aller Unzufriedenen. Beide hatten natürlich keine Ahnung vom Boxen und standen wie die ersten Menschen im Ring. Schade nur, dass kein Fotograf da war, aber das Gebrüll, als der Bulle stark angeschlagen aufgab, kannst Du Dir wirklich nicht vorstellen.
Zur Weihnachtsfeier scheint allerhand zu steigen, aber es wird wohl wie üblich mit einer Sauferei enden. Dienstag früh will ich sehen, ob ich mal nach Groningen fahren kann, denn ich möchte es nochmals wegen Fischkonserven und dem Laufgitter versuchen. Dann kommen die Feiertage und am 27. will ich dann fahren, und zwar diesmal über Hamburg. Und dann, kleine Frau, hast Du mich wieder auf dem Halse und wollen wir es uns recht gemütlich machen und unser vorgenommenes Programm mit Theater- und Kinobesuch durchführen.
Und nun für heute Dir recht viele liebe Grüsse und Küsse, das gleiche für Heidi und auf ein recht fröhliches und gesundes Wiedersehen.
Dein Dichliebender Hans.
(Da werde ich Euch vielleicht aus dem Bett holen müssen.)
Leipzig, den 18.12.1942
Mein lieber alter Strolch!
Dir heute noch ein paar Zeilen. Ich weiß gar nicht, ob ich mich für Deinen letzten Brief bedankt habe. Bin jetzt oft so durchgedreht, daß ich gar nichts weiß. Wollen mal annehmen, er ist beantwortet, sonst würdest Du ja wieder doppelt hören. Das Butterpäckchen ist da, ich hatte Dir das wohl schon mitgeteilt, wie im anderen Brief auf der Abrechnung steht. Ist somit nur noch die zwei Pfund Butter zu zahlen, die im Pudding mitkommen, und was Du dann noch selber mitbringst. ... Die ganze Geldgeschichte ist zum Kotzen, ich bin schon bald wieder blank, Du mußt Dir mein Wirtschaftsbuch mal ansehen, ob Du willst oder nicht. Heute war ich mal wieder in der Motette. Es war sehr voll, und wundervoll. Es ist eine richtige Erholung für mich. Am Heiligabend werde ich noch mal gehen und Mutter und .... in die Christmette. Unsere Wäsche liegt nun hinter uns. Noch was plätten und stopfen. Gestern habe ich die Küche so halbwegs gründlich gemacht und am Montag kommt noch unsere Stube dran, da sieht alles grau und schmutzig aus. Die Backerei liegt auch hinter mir, und ist wirklich alles ganz gut geraten. Kleines Gebäck habe ich mit gemacht, was ganz prima ist. Würde noch was backen, es ist nur eine Frage der Zeit, denn die ist bei mir mehr als knapp. Ach Du, ich bin so sehr müde. Aber weißt Du, was ich noch mal probiere: Nougat. Halte den Daumen, daß es was wird, und daß ich es nicht aufgefressen habe, bis Du kommst. Du wirst nun nur noch einen Brief von mir bekommen, und zwar werde ich Dir am Sonntag schreiben, so daß Du ihn Heiligabend hast, ja? Dann höre ich auf mit Schreiben, damit ich alles schaffe. Du, ganz großes Pech. Mir ist ein Glas Huhn aufgegangen. Ich habe es tüchtig gekocht und kann es so wenigstens essen. Ist doch Pech, was? Heidi wird immer goldiger. Jetzt ist sie ein kleiner Kanapeewälzer (kein Rasenwälzer) und so kullert sie sich mit Schwung rum und .... Alle sagen, daß sie dabei sein möchten, wenn Du sie wiedersiehst, aber da können wir keine Zuschauer gebrauchen, was? Habe ich Dir schon mitgeteilt, daß Schlichts nicht mehr da sein werden, wenn Du kommst? Es kann umgekehrt wie im Juli sein, Erika fährt am 27.und Du kommst am 28. Heinz kann nicht kommen, und da soll Erika am 27. hinkommen. Es ist sehr schade, und hätte Erika sich sehr gefreut, Dich mal wieder zu sehen. Wann wird das wohl mal werden, wenn wir mal alle beisammen sind.
Nun bin ich für heute wieder am Schluß angelangt. Kleiner Mann, bleibe uns gesund und nimm 1000 liebe Grüße und einen Kuß
von Deiner Lenifrau und Heidikind.
Für das neue Geld bringe nur in der Hauptsache Butter.
Leipzig, den 20.12.1942
Mein lieber kleiner Hans!
Eben habe ich Deinen Brief erhalten und danke ich Dir recht herzlich dafür. Hast Du die ... nun glücklich hinter Dir, und ist es in Deiner neuen Behausung ein bißchen gemütlicher? Daß Du jetzt Kammerbulle bist, hat ja wohl den Vorteil, daß Du in Deinem ... Urlaub in anständiger Kluft erscheinen kannst. Ich bin sehr froh, daß das Geld nun alles angekommen ist, hoffentlich kommen die 84 M im
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