Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Puddingpulver weg, geht Dir dann von Berlin als Wertpaket zu. Heute hatte ich Gelegenheit, zwei Gänse zu kaufen, elf Pfund lebend 30 hfl. (40,- M) und eine acht Pfund 25 hfl. (M 34,-). Falls jemand Interesse hat, will ich versuchen, eine oder zwei mitzubringen, aber Geld müsst Ihr mir schicken, denn ich bin hier soweit ausgeblutet. Gestern kam von Frau Ziemer ein Päckchen mit Kuchen und Zigaretten, letztere kamen wieder wie gerufen, denn ich habe keine einzige mehr. Am Dienstag war Kino ‘Königswalzer’ und hatte der Film ein biblisches Alter. Heute hatten wir großen Boxabend unter Leitung eines Leipziger Boxers Teichert, der seit kurzem bei uns ist. Ich habe lange nicht so gelacht wie bei dem Boxen, denn von fünf Paaren hatten vier noch nie geboxt. Ein ganz netter Spass und trotzdem haben sich alle ganz schön geschlagen. Morgen räume ich einen Teil meines Lagers in die Bauernscheune um, dann muss ich eine Menge Gerät zur Uebergabe an eine andere Dienststelle fertig machen, mich in die Kämmerei einweihen lassen und übernehmen und so den üblichen Tagesablauf erledigen. Also ein ganz schönes Programm und hoffe ich nur, dass ich am Freitag mal nach Groningen komme zum Zahnarzt. Ganz werde ich ja bis zum Urlaub mit den Zähnen nicht fertig, aber der grösste Teil ist dann erledigt. Habt Ihr es nun mit der Wäsche geschafft, hoffentlich hattet Ihr gutes Wetter. Hier regnet es jeden Tag, aber heute nachmittag, als ich in Zondvolde beim Fleischer war, war es wie Anfang Oktober. Wie geht es denn in der Nürnberger? Habe lange nichts von ihnen gehört, ebenfalls Mutter schweigt sich recht aus, haben wohl alle viel zu tun. Liebe kleine Maus! Du wirst in den nächsten Tagen zehn Taschenlampenbatterien bekommen, heb die bitte auf, bis ich kommen.
Und nun zum Schluss recht viele liebe Grüsse und viele Süsse Dir und Heidi
von Eurem Hans und Vati.
Viele Grüsse an alle.
O.U., den 17.12.42
Meine liebe kleine Lenifrau!
Meinen gestrigen kurzen Brief hast Du ja inzwischen erhalten und hat mich meine gute Nase doch nicht betrogen, denn heute traf Dein lieber Brief v. 13. ein und hab dafür recht vielen Dank. Es ist ein grosser Posttag für mich heute, denn außer Dir hat noch Helenchen und Grete geschrieben und natürlich hätte ich beinahe Mutters Brief vergessen. Bei der Postausgabe stak ich noch mitten in der Dreckarbeit, da ich heute mit sechs Mann meine Geräte in die Scheune rübergebracht habe, aber da hab ich gleich Feierabend gemacht und schnell Abendbrot gegessen und nun will ich heute Dir und den Eltern schreiben. Gerade jetzt sind zwei Tommies da, kommen jetzt schon zeitig, aber das ist ja nichts Neues. Siehst Du, nun ist es mit der Postverbindung besser und wird hoffentlich auch so weiter bleiben. Heute hab ich ein Päckchen mit Äpfeln für Heidi fertig gemacht und geht es morgen als Feldpost ab, denn anders kann ich es diesmal nicht schicken. Die 50,- M habe ich für die drei Pfund Butter dem Brief entnommen, auch die letzten 30,- M sind in einem Deiner Briefe enthaltend gewesen. Nun ist noch ein Paket mit sechs Pfund Butter und ein Paket mit zwei Pfund unterwegs, sollte ich nochmals welche für Euch kaufen sollen, so bringe ich sie nach Weihnachten mit. Wenn ich nach Groningen komme, will ich mich nochmals nach Fischpaste, aber vor allem nach Konserven oder Anchovis im Glas umsehen und hoffe, etwas mitbringen zu können, obwohl Fisch jetzt auch zu den raren Artikeln gehört. Auch nach Fettcreme will ich Ausschau halten. Das mit dem Käsegeld war natürlich ein Versehen, aber nun ist Dein Guthaben auf M 28,80 gestiegen. Mit dem Zahnarzt muss ich nun bis Montag warten, aber das ist der letzte Aufschub, trotzdem ich sehr viel zu tun habe. Mit Silvester bin ich noch nicht ganz einverstanden, denn ich möchte es doch zu gern zu Hause verleben und begnüge mich gern mit dem, was da ist und können wir, d.h. Schlichts, Kunads und wir nach dem mal zusammenkommen. Auch ich freue mich wirklich, unser ‘fünftes Rad am Wagen’ (sächs. Schweiz) Erie wiederzusehen und ihre Familie kennenzulernen. Von Grete soll nun auch Geld kommen, aber das wird wohl nun zu spät sein, denn ich weiss nicht, ob ich überhaupt nochmals nach Zwolle komme. Sie hätte es eben vier Wochen früher schicken müssen, da hätte man es bestimmt noch besorgen können. Anhand Deiner Zuschrift in Helenchens Brief konnte ich entnehmen, dass die Wäsche geschafft ist, was ja für Euch wieder mal eine nette Plackerei gewesen
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