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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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fühlst und nehme ich an, dass alles in Ordnung ist, kleine Frau? Ich glaube kaum, dass sich das Wetter in den nächsten Tagen gross erholt, hier ist es regnerisch und kalt und viel anders wird es ja bei Euch auch nicht sein und da kann man es sich zu Hause am besten einrichten (Ich wollte, ich könnte auch nach Hause fahren). Es wird ja nun der letzte Brief sein, den ich an Dich nach Mühlhausen schicke und wünsche ich Euch eine recht nette Heimreise, trotzdem es für Dich mit Heidi und all Eurem Kram viel zu schleppen gibt.
    An Onkel Max habe ich erst geschrieben, als Ihr mich darauf aufmerksam gemacht habt, na, der Gratulation wird es wohl nicht schaden und sehr böse wird Onkel Max auch nicht sein, wenn meine Wünsche vier Tage später eintrudeln. Uebrigens sind doch jetzt noch mehr Geburtstage fällig, schreib mir doch mal die Daten mit, damit ich nicht immer zu spät mit meinen Gratulationen komme. Wie ist es denn möglich, dass mein Brief sich verspätet hat, ich habe doch immer postwendend geschrieben, inzwischen musst Du ja dadurch zwei Briefe erhalten haben, stimmst? So zeitig am Tage habe ich wohl kaum einen Brief geschrieben, es ist jetzt vormittags um 9 Uhr, aber ich habe gerade Lust. Ab Mittag habe ich U.v.D. Und wenn ich dazu Zeit übrig haben muss, kann ich sie mir jetzt zur Erledigung meiner Post auch nehmen. Draussen regnet es schön und dazu ist es kalt und unfreundlich, aber ich habe ja einen grossen Rippenheizkörper unter meinem Schreibtisch, ausserdem noch Feuer im Ofen, dazu noch Zigaretten, also kann man es aushalten. Heute Nacht hatte ich übrigens einen ganz komischen Traum, den ich Dir noch erzählen muss, ehe ich ihn vergesse. Wir zwei waren in Stockholm, d.h. wir trafen uns dort und wollten ins Theater gehen. Du sprachst fabelhaft schwedisch, während ich mühsam meine Kenntnisse zusammenstoppeln musste. Jedenfalls bist Du dann weggegangen und ich bin auch noch nach Karten gegangen und als wir uns im Theater trafen, hatte jeder zwei Karten. Die zwei Karten, die zuviel waren, habe ich dann noch mit Gewinn verkauft. Als nun das Stück anfing, kam auf einmal der U.v.D. und weckte mich, so dass wir für unser vieles Geld nicht mal wissen, was gespielt wurde.
    Hoffentlich bist Du nun zu dem vorgenommenen Nachmittagsschläfchen gekommen. Du, ich glaube, da bin ich wohl viel schuld daran, denn in der Zeit hast Du doch meistens an mich geschrieben, aber das will ich nicht und schreibe mir da nur ruhig etwas weniger. Aber ich verlass mich darauf, dass Du Dich in Zukunft immer mit Heidi mittags hinlegst. Es tut mir leid, dass das Brot in solch ungeniessbarem Zustand angekommen ist, aber wie ich Dir schon geschrieben habe, schicke ich Dir bald eins nach Leipzig. Ausserdem bekommt Ihr ja jetzt wieder mehr Brot, ist es denn eine wesentliche Aufbesserung? Sind denn nun endlich die Kekse angekommen? Nachdem das zweite Brot so lange gebraucht hat, könnte man noch Hoffnung haben, dass auch das letzte und wertvollste Päckchen doch noch angekrochen kommt. Die Fotos hast Du ja nun mit Mutters Brief auch bekommen, solltest Du noch Abzüge brauchen, so musst Du es mir noch schreiben. Hier gibt es auch Unmengen von Pilzen, aber ich verstehe ja nicht viel davon und kann auch tagsüber schlecht weg, sonst hätte ich auch ans Trocknen gedacht. Ja, wenn das Wetter so bleibt, kann ich es Dir nachfühlen, dass es Dich nach Hause zieht, da kann man es sich ja so bequem machen und wenn Du mal zu Lisa rausgehst, musst Du allemal ein kleines Köfferchen mit Kohlen organisieren. Das hilft doch wirtschaften und je wärmer, desto angenehmer kann man doch hausen.
    Nun ist es schon 11 Uhr geworden, inzwischen war ich mal beim Chef und bei meinem Freund, aber vor Tisch werde ich wohl den Brief fertig haben. Nachmittag will ich noch an Mutter und Elli schreiben und hab dann wieder alle Post erledigt. Ist denn Mutter nun beim Arzt gewesen und was hat er festgestellt? Geht es jetzt wieder besser oder krächzt sie immer noch? Du, kleine Frau, mit dem zum Arzt gehen, brauchst Du nicht bös auf Mutter zu sein, denn bei Dir muss man ja auch wie ein Buch reden. Da bin ich doch ein anderer Kerl. Für kommenden Dienstag bin ich nun im Revier angemeldet. Kurz und entschlossen! Wie geht es denn Erie und Familie? Ist sie jetzt wieder in Budapest oder noch auf dem Lande? Ich glaube kaum, dass Heidi jetzt Ullrich an Temperament nachsteht und wollen wir nur hoffen, dass sie immer so gesund und lebhaft bleibt. Es ist schade, dass es mit

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