Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Heidi gewaschen, damit sie morgen wieder sauber ist.
Nun wollte ich Dir noch erst mal kurz berichten, und dann gehe ich auch schlafen. Auf mein Bett freue ich mich sehr. Morgen früh wollen wir die Koffer von der Bahn holen, und dann steht uns bald eine sehr große Wäsche bevor. Deinen letzten Brief beantworte ich nun nicht mehr heute, das hebe ich mir fürs nächste Mal auf. Nur daß Du siehst, wie wir heimgekommen sind, kleiner Mann. Drum bleib für heute gesund und behalt uns lieb. Heute ist doch der große Tag, wo Du ins Revier bist. Mußt Du dann dort im Bett liegen? Na, darüber werde ich wohl im nächsten Brief hören.
Nimm für heute 1000 liebe Grüße und Süße von Deinem
Heidikind und Lenifrau.
Gruß von den Eltern und Mutti.
Anbei nochmals 100 M, so daß Du nun über 704 M hast. Stimmst?
E.O., den 28.9. 43
Liebe kleine Lenifrau!
Für Deinen lieben Brief vom 25. und den Kartengruss, die heute hier zusammen eintrafen, wieder vielen Dank. Es ist nun der erste Brief, der wieder nach Hause geht, und hoffe ich, dass Du Dich bald wieder eingewöhnt hast. In Bezug aufs Schlafen ist es ja nun für Dich und Heidi wieder besser und wenn das Wetter bei Euch genau so ist wie hier (es regnet seit gestern abend), dann lässt es sich am besten zuhause aushalten. Hoffentlich habt Ihr ohne grosse Schwierigkeiten die Bahnfahrerei hinter Euch gebracht und findet Euch zuhause zurecht. Leider beginnt nun für Dich und Mutter wieder die Rennerei ums tägliche Brot und die Reinemacherei, aber glaub mir, zuhause ist es doch am schönsten. Nachdem Du Dich gemäss Deinem letzten Briefe nicht mehr zurechtfinden konntest, was für ein Tag war, muß ich annehmen, dass Du doch in Urlaubsstimmung warst, denn es ist ja dies ein Zeichen, wenn man sich um den Wochenablauf nicht kümmert und dann an den Semmeln feststellen muss, dass das Wochenende wieder da ist. Bitter enttäuscht bin ich, dass Du so sorglos mit meinen Briefen umgehst, die doch wirklich den Wert haben, einer Nachwelt überliefert zu werden als Musterbeispiel für Ausdauer und Geschichtswut. Zum Beispiel kann man sich laufend über die in Arnheim gezeigten Filme mit Kritik informieren. Dass ich nun auf weniger Post gefasst bin, habe ich Dir ja schon geschrieben und habe ich dafür volles Verständnis. Mach es Dir zu Hause nur so bequem wie möglich und hoffentlich klappt nun der Nachmittagsschlaf zusammen mit Heidi. Gretels Brief habe ich nun geschrieben ‘Krankenhaus Teplitz’, da ich weiter nichts wusste, nehme aber an, dass sie doch schon nachsehen werden, denn einen Feldpostbrief schickt man nicht gleich zurück, s’ist bis jetzt auch noch nichts zurückgekommen. Es freut mich, dass die Kekse angekommen sind, denn wir bekommen keine wieder, auch mit den Marken ist es vorläufig Essig. Das Geld habe ich dem Brief entnommen. Jedenfalls fahre ich nun am nächsten Dienstag oder Mittwoch nach Soesterberg und nach Zwolle und morgen oder übermorgen schreibe ich, dass ich 20 Pfund Butter und fünf Käse haben will und wird es schon wieder wie üblich klappen. Wenn Du mit Lisa zusammenkommst, frag sie doch mal, sie haben doch einen Freund von Martin in Warschau sitzen, dort soll es noch Zigaretten zu halbwegs anständigen Preisen geben, ob er uns nicht 1000 Stück versorgen kann.
Kleiner Strolch! Jetzt muss ich Dir mal ganz gehörig die Rübe schaben und ein Horn knaubeln. Deine Aufregung über Schramms ist doch wirklich unbegründet. Da Du nicht zu Hause warst und wegen der Brillantine ich Bescheid wissen musste, deswegen habe ich doch gleich direkt geschrieben und bei dem Objekt braucht man doch wirklich nicht ein Wort darüber zu verlieren. Und andere Preise haben sie und werden sie nie von mir erfahren, das ist doch ganz klar. Also nun reagiere Dich wieder ab und sei friedlich. Aber schick mir umgehend Bindfaden, denn ich habe nur noch kleine Reste. Und wenn Du die Wäsche für mich schickst, dann leg doch bitte noch ein altes dickeres mit bei, denn ich hab mein Trikothemd in die Wäsche gegeben, ohne ins Wäschebuch zu schreiben und jetzt streitet sich die Kompanie und die Waschanstalt, weil es natürlich nicht da ist.
Ich bin nun betreffs Heidi wirklich beruhigt und scheint sich ihr Sprachschatz ganz schön zu vermehren. Bin wirklich gespannt, wie weit sie sich entwickelt hat, bis ich das nächste mal heimkomme. Mit dem Radfahren ohne Licht von Arnheim nach hier so im Dustern lass ich sein, man kann dabei bloss was brechen, denn gerade kurz nach
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