Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
macht, ob Ihr so viel wie möglich selbst behaltet. Jedenfalls in Arnheim gibt es momentan nichts zu kaufen, es kann ja sein, dass es wieder anders wird. Auf alle Fälle schick mir wieder genügend Geld, denn um den 6.11. rum fahre ich wieder los. Heute ist ein Feldpostpäckchen an Dich abgegangen mit einer Batterie für Dich, ein Füller für Mutter und eine Schachtel Drops für Heidi und morgen gehen die Zwiebeln per Express weg. Da hat es nun Euch in Leipzig auch erwischt, wir nehmen hier aber an, dass es abgedrängte Maschinen waren und hoffe ich immer noch, dass Ihr weiterhin verschont bleibt. Dass es Dir nicht so gleichgültig war, kann ich mir lebhaft vorstellen, zumal Du noch die Verantwortung für Heidi hast. Kleine Maus, aber lass Dich nicht unterkriegen, ich habe hier zwar gut reden, aber es nützt wirklich nichts, wenn Du noch die Nerven verlierst. Lange kann es nicht mehr dauern und meiner Ansicht ist immer noch eine Wende so oder so im Winter zu erwarten und pass auf, die kommt bestimmt. Und bis dahin müssen wir eben aushalten. Was sagt denn Tante Anna und Onkel Max über den Angriff und über Italien? Man kann sich wirklich nicht mehr vorstellen, dass wieder einmal Ruhe sein könnte, denn schon Jahre vor Beginn dieses Krieges rechnete man damit und war in Unruhe. Aber wie gesagt, ich glaube fest daran, dass ich nächstes Jahr zu Hause bin.
Hast Du wieder mal was von Gretel gehört und wie geht es Erie und Familie? Wegen des Tabaks und den Zigaretten von Lisa hatte ich Dir geschrieben. Die Zigaretten hab ich verschenkt und hab dafür schon manchen Fluch hören müssen, den Tabak bringe ich wieder mit. Sonst gibt es für heute nichts weiter Neues zu schreiben. Das Wetter ist mehr als herbstlich, Regen und Nebel, dabei aber nicht kalt. Morgen will ich an Tante Anna und Mutter ausführlich schreiben, übermorgen den Brief für Rydbergs schreiben und Dir zur Weiterbeförderung schicken. Nun grüsse bitte die Eltern bis morgen vielmals von mir.
Dir selbst nun recht viele Grüsse und Küsse und hab ich Dich nach wie vor sehr sehr lieb und hab grosse Sehnsucht nach Dir. Drück Heidi von mir und sag ihr, dass bald wieder eine Karte für sie kommt.
Dein Dichliebender Hans.
Leipzig, am 27.10 1943
Mein lieber alter Strolch!
Heute kam nun Dein lieber Brief an, und habe ich mich wie immer sehr gefreut darüber. Die Pakete sind ja nun alle angekommen. Als letztes kamen heute die zwei Malbücher an. Sind wirklich sehr hübsch, und behält Mutter das größere für Heidi. Deine Mahnung, dass wir recht viel Butter für uns behalten sollen, kommt allerdings zu spät. Es ist schon alles aufgeteilt, und habe ich das ganze Geld rein. Ab heute schicke ich das Geld mit weg, damit Du bald alles dort hast. Eine genaue Rechnung kommt am Schluß. Hoffentlich haben wir doch trotz der Schwierigkeiten Glück, und klappt es noch einmal in Zwolle. Wir wollen jedenfalls die Daumen halten. Zu Ilse will ich in den nächsten Tagen mal gehen, und wenn sie will, mag sie Dir umgehend das Geld schicken. Gestern kam auch ein Brief von Erika. Heinz hatte Blutvergiftung, und mußte mehrmals am Arm geschnitten werden. Er setzt auch dort alle Hebel in Bewegung, damit er eingezogen wird. Er schämt sich vor seinen Jungen, die einer nach dem anderen einrücken, und er als Führer zurückbleiben muß. Da kann man nichts machen, muß jeder selber wissen, was er tut. Ullrich hatte aus den Karpaten den Kopf voller Läuse mitgebracht und auch Erika hatte Bewohner. Sie war natürlich darüber sehr entsetzt. Heidi zeigt jeden Abend Ulli ihren Bauch, denn die Bilder stehen ja auf dem Bücherregal. Sie sagt dann ‘Ulli – Kuller’ und streicht über ihren Bauch. Auch beim Essen geht es ‘Ulli – Eka (Erika) – Papa – babab – leine (alleine)’. Sie ißt jetzt nämlich meist allein und protestiert ganz energisch, wenn ich sie füttern will. Nur wenn es sehr heiß ist, darf ich sie füttern. Momentan ist sie gar nicht so auf der Höhe. Alle vier Eckzähnen wollen durchkommen, und das macht ihr natürlich zu schaffen. Sie weiß nun nicht, wo es ihr fehlt und ist leicht zum Weinen geneigt. Mir macht ja mein Gebiß auch augenblicklich zu schaffen. Mit tut immer noch weh, wo mir am Freitag die Zähne gezogen worden sind. Dabei soll es am kommenden Freitag schon wieder weiter gehen. Was machen Deine Beine? Haben die kalten Fußbäder geholfen? ... Gestern Nachmittag war ich mal wieder im Kino in der Elite. ‘Wunschkonzert’, und hat
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