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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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oft wir zwei von der Nürnberger nach Hause gegangen sind und auf Sternschnuppen geachtet haben. Wir haben die letzten Jahre durch das Auseinandersein viel versäumt und haben viel nachzuholen, aber Lenimaus, lieb haben wir uns doch noch mehr als früher und das ist doch das Schönste. Und nun wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir bald wieder alle zusammen sind. Lass den Mut nicht sinken und denk daran, dass ich mit meinen Gedanken immer bei Dir und Heidi bin.
    Jetzt für heute Dir und Heidi recht viele liebe Grüsse und Dir viele Küsse
    von Deinem Dichliebenden Hans.
    Grüsse bitte beide Eltern von mir.
     
     
     
    Leipzig, den 31.10 1943
    Mein lieber alter Strolch!
    Deinen lieben Brief vom 28. habe ich gestern am 30. erhalten. Recht vielen herzlichen Dank. Auch Heidi dankt ihrem Vati für die schöne Karte sehr. Da ist doch dieser Brief nur zwei Tage unterwegs gewesen. Verstehe gar nicht, wieso die andere Post so lange gebraucht hat. Da getraut man sich doch bald gar nicht Geld im Brief zu schicken. Hast Du meinen letzten Brief mit den 200 M erhalten? Heute folgen nun wieder 200, und in Mutters Brief werde ich auch 200 M legen. Den Rest von 155 M schicke ich Dir morgen in einem Kartenbrief, so daß Du dann 755 dort hast. Du selbst hast noch nach Deiner Berechnung 133 M, so daß also im ganzen 888 M bei Dir sind. Was Du an Äpfeln, Zwiebeln, Schlitten und Porto ausgibst, ist hier nicht gerechnet, und folgt das Geld, sobald Du schreibst, was diese Sachen kosten, so daß Du dann die Summe von 888 M wieder voll hast. Verstehst Du? Wegen der gefütterten Fußsäcke hatte ich noch keine Gelegenheit mit Vater und Lisa zu reden, werde Dir aber morgen auf der Karte Bescheid geben. Ich denke doch, daß sich beide daran beteiligen werden. Hoffentlich klappt es auch bald mit dem Pelz für Heidi, denn man muß bald die Wintersachen heraussuchen. Die Sache mit dem Wintermantel ist noch nicht perfekt, vorläufig hängt er noch in der Nürnberger. Was meinst Du mit ‘aggressiv’? Ich verstehe den ganzen Satz und das Wort überhaupt nicht. Vielleicht kannst Du mir das mal näher erklären, und wieso sollte ich mit Dir nicht zufrieden sein? Bin ich dumm oder warum verstehe ich Dich nicht? Schneider Fritz hat Malaria, das hatte ich Dir wohl schon im letzten Brief geschrieben. Heidis Popser ist wieder tadellos in Ordnung und ist er wieder rosig rund. Weißt Du, für 18 M das Paar Strümpfe, kauf keine mehr. Für mich ist das wirklich zu teuer, und kann ich mir das nicht leisten. Für Dein Daumen drücken betreffs Angriff verlasse ich mich lieber nicht darauf. Der Großangriff auf Kassel soll nach Schramms Mitteilung auch Leipzig gegolten haben. Leuna soll rechtzeitig Täuschmanöver durchgeführt haben, was wir ja auch gehört haben, und darauf sollen sie nach Kassel abgeschwenkt sein. In Zukunft werde ich Dir aber nicht wieder über derartiges schreiben, denn ich habe das Gefühl daß Du es nicht ernst nimmst und für übertrieben hältst. Aber Schluß damit, das Kapitel wird von mir nicht wieder berührt. So, damit wäre Dein Brief beantwortet, Wann hatte ich den letzten geschrieben? Hatte ich Dir da schon berichtet daß ich am Donnerstag einen Zentner Zuckerrüben von Lisa geholt habe? Mit der Straßenbahn, war ein tüchtiger Plag. Davon koche ich nun für Mutter und uns Sirup. Magst Du den auch gern? Bekommt vielleicht jeder reichlich zehn Pfund. Am Freitagnachmittag war ich wieder beim Zahnarzt, und hat er mir auf der anderen Seite zwei Zähne gezogen. Er war abgerutscht, oder vielmehr der Zahn brach weg und er sauste mit der Zange in die alte Wunde. Ich hätte heulen können, so weh tat das. Er tat natürlich wieder furchtbar. “Bist Du böse mit mir, sei doch wieder gut, ja?” usw. Du kennst ja Schl...(?). Er mußte aber doch alle beide Zähne sprengen und teilen und die Wurzeln einzeln holen. Hinterher habe ich aber diesmal nicht so Schmerzen gehabt als am erstenmal. Nächsten Freitag gehe ich wieder. Um 3 Uhr kannst Du mal an mich denken. Was er machen will, weiß ich noch nicht. Sonnabend früh habe ich dann bis zur Verzweiflung Rüben gescheuert und geputzt im Waschhaus, und hatte ich es dann bis Mittag glücklich geschafft. Macht eine Sauarbeit so was, und kann sich die ganze Sirupkocherei bis Weihnachten hinziehen. Morgen ist der 1., kleiner Mann, hast Du Dir schon einen Kalender zum Abstreichen der Tage fertig gemacht? Sonnabend Nachmittag ist Mutter mit Heidi spazieren gegangen, und ich bin in der Stadt

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