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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nur darf es nicht mehr gar so lange auf sich warten lassen. Auf Deinen Brief zum 7. freue ich mich schon heute, Du wirst wahrscheinlich viel liebere Worte finden wie ich, aber Du weisst ja, dass auch ich dasselbe wie Du meine. Vielleicht klappt es mit einem Zimmer für die Eltern; schade ist es, dass der Meester nicht weg will, er hat ja vielleicht mit dem Essen recht, aber er braucht auch mal eine richtige Kur. Hoffentlich hast Du die letzten Tage in Leipzig nicht so unter Alarmen zu leiden gehabt. Hier war heute Nachmittag so was wie ein kurzer Luftkampf, aber ich lag zum Mittagsschlaf und bin deshalb nicht aufgestanden. Die letzten Tage haben ja nun mehr oder weniger angenehme Neuigkeiten gebracht; ..... und Dr. Gördeler wird zu einem kostspieligen Mann, 12) aber uns kann nichts mehr überraschen und erschüttern, höchstens wenn der Tag mal kommt, wo es heisst: Sachen abgeben! Trotzdem es heisst ‘Nur Lumpen sind bescheiden’, hatte ich mir erlaubt festzustellen, dass ich bei meinem letzten Aufenthalt bei der Bareinlösung Deiner zigtausend Schatzanweisungen mir mit 17 Süssen in fünf Tagen mir ziemlich betrogen vorkam. Aber was nicht ist, kann noch werden und da Du jetzt brieflich ziemlich sparsam umgehst, wirst Du in Zukunft Deinen Verpflichtungen auch nachkommen können.
    Ich wünsche Gretels Mutter und Schwester gute Besserung, die Krankheiten scheinen so in der Familie zu liegen. Und nun wünsche ich, dass Ihr mit dem Eierlikör auf Eure Kosten gekommen seid und paar vergnügte Stunden verlebt habt.
    So, und nun komme ich zu mir. Am Donnerstag bin ich nun zu meiner Dienstreise gestartet, die nicht so verlaufen ist, wie ich es gehofft hatte. Ich musste erst nach Zutphen und durch schlechten Anschluss kam ich erst um 6 Uhr in Zwolle an und konnte nicht weiterfahren. Auf dem Quartieramt wurde mir gesagt, dass es keine Privatquartiere mehr gibt, sondern Heeresunterkunft in einer Schule auf Strohsäcken (das war das letzte Mal, dass ich in Zwolle übernachtet habe). Dann bin ich ins Wehrmachtsheim, dort habe ich drei Blechkisten Keks gekauft, eine für Dich, eine für Helenchen und eine für Mutter. Abends bin ich nochmal in die ‘Feuerzangenbowle’ gegangen und habe mich wieder köstlich amüsiert. Früh um 6 Uhr bin ich dann nach Heerenveen gefahren und musste auf die Tram nach Lemmer eine Stunde warten. Da bin ich im Hotel Geren erstmal frühstücken gegangen und stellte dabei fest, dass ich im Zug im W.-Abteil mein blaues Etui mit zehn Zigaretten liegengelassen hatte. Auf dem Bahnhof habe ich sofort nach Leeuwaarden telefonieren lassen, der Zug war gerade eingefahren, aber es war nichts abgegeben worden. Ich musste nun aber gleich mit der Tram weg und war um 10 Uhr in Lemmer. Die Leute waren sehr erstaunt über mein Kommen, mein Brief, der am Dienstag früh in den Kasten gesteckt wurde, war noch nicht da, er kam dann am Mittag. Trotzdem die Leute dann alles versucht haben, Butter aufzutreiben, konnte ich nicht ein Gramm mitnehmen. Lediglich einen Käse 40 Prozent und 15 Pfund Aale waren die Ausbeute; ich war nun darüber und wegen des Zigarettenetuis sehr niedergeschlagen und bin hoffnungslos nach Heerenveen zurückgefahren. Dort harrte meiner eine Ueberraschung, mein Zigarettenetui mit den zehn Zigaretten war von Leeuwaarden zurückgeschickt worden. In H. war immer noch das Standrecht verhängt und nach 8 Uhr war kein Mensch mehr zu sehen. Ich bekam ein schönes Quartier im Hotel Geren und bin am Sonnabend früh nach Zwolle zurück. Dort war auch keine Butter aufzutreiben; die Bauern hätten angeblich wegen der Ernte keine Zeit zum Buttern und brauchten demzufolge ihre Buttermarken selbst. Da Ihr alle nun aber nach Butter schreit, habe ich für teures Geld Butterbonds aufgekauft, und zwar 15 Stück a 40.– M. Ich fahre nun Ende August nochmals hin und bestelle zehn Tage vorher, sodass ich dann bestimmt wieder billigere Butter bekomme und schreibe ich gleich Mutter, dass sie mir nochmals umgehend Geld schickt. Nun weiss ich aber nicht, wieviel Du haben willst und schicke ich Dir zwei Pfund, falls Du mehr brauchst, schreibe gleich an Mutter, dass sie Dir noch was schickt. ...Ich fange nun heute Nacht noch mit Packen an; die Blechkisten vom Keks müsst Ihr aufheben, denn dafür musste ich pro Stück M 3.50 Einsatz zahlen, evtl. könnt Ihr sie für diesen Preis dort losschlagen. Wenn Du was von dem Käse haben willst, gib Mutter Bescheid, denn ich will ihn wegen der Wärme nicht teilen. Seife habe ich

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