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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Zeitumständen, vorgestellt hast und was davon eingetroffen ist und ob Du zufrieden bist und wünsche ich nur, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe, dass sich wenigstens ein kleiner Teil Deiner Vorstellungen verwirklicht hat. Es kommt vielleicht doch noch die Zeit, wo wir unser Leben so einrichten können, wie wir es wollen und dann soll noch manches nachgeholt werden. Vielleicht wird es auch noch so kommen, dass wir doch noch drei solche kleinen Racker von Heidis Art um uns haben können, aber das muss man tatsächlich den nächsten Zeiten überlassen. Aber nun komme ich noch zu einem Punkt, der Dir und mir Kopfzerbrechen macht und das ist das Zusammenwohnen mit meinen Eltern und dazu möchte ich noch einmal gründlich Stellung nehmen. Als wir seinerzeit beschlossen zu heiraten, stand ich vor der Wahl, entweder zu versuchen für uns eine Wohnung zu finden oder zu uns zu ziehen. Ich zog letzteres vor aus folgendem Grund: Einmal sparten wir monatlich ca. M 20.– an Miete und was aber der Hauptgrund war, ich wollte Dich bewusst meiner Mutter näher bringen, die mir immer ein guter Kamerad gewesen ist und nach all dem Leid, dass sie mit ihren Töchtern gehabt hat, sich nach einer Tochter sehnte. Es ist ja nun nicht ganz so geworden und tut es mir jetzt immer weh, wenn ich daran denke, dass Du doch noch immer an den eigenen Hausstand denkst und ihn nicht verschmerzen kannst. Man kann nun auch nicht sagen, ob es gut war in Bezug auf die Angriffe, vielleicht wären wir auch schon dabei, momentan schälen sich die Nachteile besonders wegen der Kriegsverpflichtung heraus, die aber bei Dir und Mutter kaum zutreffen, denn jeder Arzt wird Mutter bestätigen, dass sie viel zu kaputt ist, sich ernsthaft bei irgendwelchen Vorfällen noch um Heidi zu kümmern. Wenn wir dann glücklich den Krieg hinter uns haben, weder wir auf alle Fälle das Problem klären und werden wir schon eine allen, insbesondere natürlich Dir, zusagende Lösung treffen. Und nun sei nicht eifersüchtig, wenn Mutter alle Liebe an Heidi hängt, denke daran, dass Deine Mutter drei Töchter und zwei Enkel hat, während meine Mutter nur mich, Dich und Heidi hat und viel Leid hinter sich hat. Es ist natürlich so, dass Du auf ein eigenes Heim Recht hast, nachdem wir es nun so gehalten haben, bitte ich Dich in Deinem Interesse, vorläufig darüber hinwegzukommen, denn dadurch verbitterst Du Dich vielleicht über den jetzigen Zustand, womit doch niemandem geholfen ist. Ich hoffe, dass ich mich so ausgedrückt habe, wie ich es wirklich meine und Du mich richtig verstehst. Es muss Klarheit darüber zwischen uns herrschen und soll uns auch die Sache nicht irgendwie auseinander bringen, denn dazu haben wir uns ja schliesslich viel zu lieb.
    Und nun zu Deinem lieben Brief vom 1.8., den ich gestern vorfand, als ich aus Lemmer zurückkam. Ich habe mich sehr darüber gefreut, aber an den 7. bin ich nicht erst durch diesen Brief erinnert worden, sondern am Donnerstag, als ich nach Zwolle fuhr. Seitdem ich aus dem Reich zurück bin, lebe ich in einem ziemlich zeitlosen Tempo, weisst Du, ich warte immer auf was, und weiss doch nicht auf was und da spielt die Zeit gar keine Rolle. Vielleicht hätte ich Dir von der Dienstreise unterwegs schreiben können, aber das wäre auch nicht das Richtige geworden und deswegen habe ich es bis heute verschoben. Jetzt sitze ich auf dem Geschäftszimmer und habe zum Sonntag seit Nachmittag 3 Uhr bis abends 11 Uhr Schreiber vom Dienst, ein ruhiger Posten, sitze hier ganz allein und kann in Ruhe schreiben und meinen Gedanken nachhängen. Ich nehme nun mit Bestimmtheit an, dass Du heute schon in Saaz bei Gretel bist und Dich nun für längere Zeit dort einrichtest. Das mit dem Arbeitsamt wird wohl Vater für Dich in Ordnung bringen und habe ich da überhaupt keine Befürchtungen für Dich. Dass Heidi mich nicht vergessen hat, freut mich riesig und macht sie in Bezug aufs Schlafen ja Zugeständnisse, die wirklich bei ihrer Vorliebe für grosse Betten anzuerkennen sind. Ob der kleine Kerl ein schlechtes Gewissen hatte, aber böse bin ich ihr nicht gewesen; wie sie allerdings auf die Schuhe kommt, ist mir auch ein Rätsel. Davon war wohl nie die Rede gewesen.
    Ja, kleine Frau, wenn wir das letzte Mal unsere Ferienfotos wieder mal beschnarcht haben, da merkt man erst, nach den schönen Zeiten, um was wir jetzt alles kommen, aber es kann auch wieder so kommen und werden und vielleicht kommt Heidi dann auch noch zu Geschwistern; schön wäre es,

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