Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
toben. Aber da kann man nix gegen machen, sondern nur darauf warten, dass nur recht bald Schluss mit dem Kriege wird. In Arnheim hatte ich ein ganz nettes Zimmer erwischt und zum letztenmal ohne Kom... geschlafen. Gestern Nachmittag hab ich mich beim Chef zurückgemeldet, er glaubte, ich wäre 14 Tage weg gewesen und war sehr mieser Laune. Die Dienstreisen für längere Zeit will er nun unterbinden, na, ich hab sie ja hinter mir. So, das wäre nun soweit alles von mir und nun will ich Dir erst mal für Deine lieben Briefe danken. Hoffentlich habt Ihr nun etwas Ruhe gehabt, sodass Du Dich in Ruhe Deinen Reisevorbereitungen hingeben konntest. Jetzt bin ich nun gespannt, wie es mit Deiner Fahrt nach Saaz klappt; Du kannst ja die Fahrt für drei Tage in Ostrau oder Bad Schandau unterbrechen und hoffe ich, dass auch alles geklappt hat. In Saaz wirst Du ja nun mehr Ruhe haben und wirst Du da mit Grete öfters mal ausgehen können, ohne besorgt sein zu müssen, in den Alarm hinein zu kommen. Unser Münchner Stubenkamerad ist nun das zweite Mal total ausgebombt und nun wollen sie ihn nicht fahren lassen. Mit der Dienstreise habe ich nochmals grosses Glück gehabt. Denn es wird wohl nicht gleich wieder so klappen. Wegen der Kernseife habe ich mich schon umgesehen, aber da müssen wir schon bis zur nächsten Marketenderware warten, das hatte ich Dir schon gesagt. Und schreib mir mal mit, wieviel Butter ich Dir persönlich nach Saaz schicken soll. Wegen meines Pullover schreibe ich Mutter, dass sie ihn vorläufig zu Hause behalten soll, bis ich ihr Genaueres schreiben kann. Ja, nun bin ich gespannt, wo Dich mein Brief erreicht, ob in Ostrau oder in Saaz. Ich will nun für heute schliessen und hoffe, dass Dich und Heidi meine Zeilen bei guter Gesundheit antreffen. Hat mich das kleine Kerlchen schon vermisst?
Dir und ihr nun recht viele liebe Grüsse und Küsse und vergiss nicht
Deinen Dichliebenden Hans.
E.O., den 28.7. 44
Meine liebe kleine Lenifrau!
Für Deinen lieben Brief vom 24.7. danke ich Dir recht vielmals, es war ja nun wieder der erste Brief nach unserem Zusammensein und habe ich mich sehr darüber gefreut. Mit meinen Karten und dem einen Brief habe ich mich ja über meine Rückreise genau ausgelassen, sodass Du ja über alles informiert bist. Hier ist man nun wieder in den alten Trott eingestiegen und gibt es viel Arbeit und Dienst. Nun habe ich auch schon die vorgefundene Post erledigt, Mutter, Tante Berta, Frau Ziemer haben ihre Beantwortung gefunden und bin ich nun wieder auf dem Laufenden. Der Abschied kam auf dem Hauptbahnhof wirklich überraschend und lange habe ich Dich durch die vielen Menschen auf dem Bahnsteig nicht sehen können. Es waren aber fünf schöne Tage mit Dir und können wir froh sein, dass es so geklappt hat. Für mich war es wieder einmal schön, mich zu Hause fühlen zu können und werde ich erst wieder richtig zufrieden sein, wenn das wieder ein Dauerzustand wird. Auf der Rückfahrt habe ich mir überlegt, ob Du mit mir wegen Heidi unzufrieden warst, weil ich ihr mal paar Klapser auf den Bobser gegeben habe. Du kannst mir glauben, dass ich sehr an ihr hänge, aber man muss gerade in ihrem Alter aufpassen, dass sie nicht ihren Kopf durchsetzen. Damit Du siehst, dass es für mich als Gelegenheitsgast immerhin ein Problem ist, habe ich mich mit mehreren Kameraden unterhalten, die ebenfalls gleich mir in der glücklichen Lage sind, Kinder im gleichen Alter zu haben und diese die gleiche Veranlagung haben. Wir haben uns fachmännisch darüber unterhalten und sind zu dem gleichen Ergebnis gekommen, dass ein paar Klapse zur rechten Zeit, und dabei handelt es sich um die rechte Zeit um helfen zu können. Ich glaube auch kaum, dass Heidi mich in unangenehmer Erinnerung hat. Dir möchte ich nun sagen, pass schön auf, denn sonst wird Dich später das kleine Kerlchen noch und noch tyrannisieren. Da hast Du ja am Sonnabend noch mächtig geschuftet, und es ist gut, dass ich Störenfried nicht mehr neben Dir im Bett gelegen habe. Kleine Frau, am Bahnhof warst Du aber wirklich sehr standhaft, da muss ich Dich mal mächtig loben. Dafür hat Dich aber Heidi wieder um die Nachtruhe gebracht; na, besser ein nasses Bettuch als zwei Stunden im Keller sitzen. Auf der Fahrt nach Bad O. hat es auch ganz schön geregnet, aber Sonntag war schönes Wetter. Hier regnet es allerdings seit gestern und diese Nacht soll es unheimlich gepoltert haben, aber ich schlafe ja jetzt wie ein Ochse. Mit den
Weitere Kostenlose Bücher