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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gefahren. Vater hätte aber verschiedenes zu erledigen und nun wollen wir Montag hinfahren. Du fehlst mir sehr. Heute wollte ich Leni anrufen, das darf man aber erst nach Mitternacht. Nun will ich ihr dann gleich schreiben. Nun brauchst Du ihr (Elli) kein Päckchen zu schicken. Du kannst nur glauben, sie hat sich sehr über Deine Butter gefreut und sprach so mit Liebe von Dir. Ich glaube, ich hätte Elli doch noch mehr sein sollen. Es quält mich immer etwas. Elli hat hoffentlich noch Deinen Brief erhalten. Wenn wir wieder zurück sind, schreibe ich Dir Näheres und schicke Dir Paket und leere Flaschen.
    Wenn Du Gerhard Erbe siehst, grüße ihn, wir freuten uns, daß es ihm gut gehe. Nimm Dich nur recht mit Deiner Erkältung in acht, damit nicht mehr daraus wird. Was glaubst Du wohl was jetzt der Bohnenkaffee kostet, erkundige Dich doch bitte mal danach, ich schicke Dir dann das Geld. Wir freuen uns, daß Du wieder an uns gedacht hast, und uns so schöne Sachen schicken willst. Die Schoko ist wohl für Heidi gedacht. Ich freue mich sehr über alles, und ist der Rum sehr willkommen. Lege Dir 50 Mark bei, für das Übrige leistest Du Dir was.
    Mein lieber Junge, ich will nun Schluß machen, mir wird heute das Schreiben etwas sauer. Viele Grüße von Vater und mir und einen Kuß von
    Deiner Dich liebenden Mutter.
     
     
     
    d. 23.2. 44
    Mein lieber Junge!
    Nun will ich Dir gleich schreiben, sitze hier in Oschatz, wo ich gestern Abend, von Großschweidnitz kommend, gelandet bin
    Mein lieber Hans, gestern haben wir unsere liebe Elli zur letzten Ruhe gebettet. Sie ist am Sonnabend Mittag von ihren Leiden erlöst worden. Ein schwerer Krampfanfall war die Todesursache. Es tut mir schrecklich weh, daß wir die Depesche nicht eher erhielten, und nicht die letzten Stunden bei ihr sein konnten. Der Anstaltspfarrer, welcher sehr nett war, meinte, daß die Ärzte die Nachrichten spät abschickten. Sie hat ihre letzte Ruhestätte auf dem Anstaltsfriedhof Großschweidnitz gefunden. Die Pflege der Gräber übernimmt die Heilanstalt, der wir das Geld für die Pflege schicken. Nun habe ich von meinen fünf Kindern nur noch Dich, und ich muß Dir sagen, Du fehlst mir sehr. Heute Nachmittag will ich wieder nach Leipzig, und bin ich sehr froh, daß Leni mitfahren will, da so Verschiedenes anzumelden ist. 16)
    Es waren schwere Tage, die wir hinter uns haben. Erst die Nachricht von Ellis Erkrankung, dann am Sonntag früh der Angriff auf Leipzig. 17) Es war, als ob die Hölle los sei. Durch die Öffnungen der Keller sahst Du die fürchterlichen Brände. Pohls Kartonagenfabrik, Zimmerplatz von Oschatz, Bauplatz Hähnel, Seegers, Stöhr, Dachpappenweber, alles brannte. Bei Frl. Böttger war eine Brandbombe reingefallen. Habe aber noch nichts Näheres erfahren. Unsere Wohnung war soweit noch gut imstande, nur war in unserer Wohnstube, Küche und Bad alles voll Ruß. Habe nach der Entwarnung gleich angefangen reinezumachen. Alfred Selle war am Sonntag gegen Mittag gekommen, wollte sich einen Wecker, den der Vater besorgt hatte, abholen. Brachte uns ein Kaninchen und ein halbes Pfund Speck mit. Ich habe ihn zum Mittagessen eingeladen. Dann kam der zweite Angriff, dabei wurden die Erlawerke und das Werk für Leichtmetall in Rückmarsdorf getroffen. Koffermädler brannte am Montag früh noch, als wir zur Bahn wollten. Die Reise war fürchterlich. Schon an der Angerbrücke war es schlimm, dann auf dem Hauptbahnhof, als wir mit der 4 weiter wollten. Dabei haben sie mir den rechten Arm bald rumgedreht. Er schmerzt mich heute noch. Bei dem Mittagsangriff am Sonntag hatten wir die Sirene nicht gehört, und als das heftige Dröhnen der Bomben wieder anfing, war ich reichlich nervös. Als ich noch etwas aus der Stube holen wollte, ich weiß nicht wie es geschah, schlug mir die Tür mit der scharfen Kante ins Auge, so daß ich an der Braue des rechten Auges eine Platzwunde habe, welche sehr heftig blutete. Fräulein Brosius hat mir einen Verband angelegt. Mir dröhnte der Kopf tüchtig. In Großschweidnitz war Herr Pfarrer so liebenswürdig einen Arzt zu bringen, welcher sich die Geschichte ansah. Er hat den Verband gelassen und sagte, da ich jetzt keine erheblichen Schmerzen hätte, wollte er es nicht abreißen, da unter dem Schorf die Wunde besser heilt. Ich soll Donnerstag zum Arzt gehen und frisch verbinden lassen. Doch nun nochmals zurück zu unserer Reise. Den Zug konnten wir erst von Paunsdorf benutzen. In Wurzen raus. In einen anderen und dann

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