Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Angriff gut überstanden? Jetzt war ich schon bald 14 Tage nicht in Arnheim, habe aber auch kein Verlangen danach, zumal jetzt hier ausser Sonntags früh um 6 Uhr wecken ist. Sonst gibt es nichts Neues hier, ein Tag wie der andere und wartet man nun wieder auf den Urlaub. Jetzt will ich für heute mal wieder Schluss machen und schicke Dir und Vater recht viele liebe Grüsse und hoffe, dass Euch meine Zeilen gesund antreffen. Wenn Du recht viel Arbeit hast, so bin ich schon zufrieden, wenn Du mir schreibst, wie es Euch geht und ob Ihr von Alarmen verschont geblieben seid.
Nochmals grüssend, bin ich wie immer
Euer Hans.
16.4. 44
Mein lieber, lieber Junge!
Für Deinen lieben Geburtstagsbrief recht vielen Dank. Ich habe mich sehr gefreut. Ja, mein lieber Junge, Du kannst Dir gar nicht denken, wie ich mich nach Dir sehne und mich darauf freue Dich wiederzusehen. Wenn ich manchmal so kaputt bin, denke ich immer, daß es gar nicht möglich ist. Meine Gedanken waren am 14.4. viel bei Dir, es tut mir leid, daß ich Dir kein Stück Kuchen schicken konnte, aber es werden ja nur 100-Gramm-Päckchen angenommen. Das Pfund Butter ist nicht angekommen. Die Firma Jäger meldete den Verlust des Päckchens an, und ich hatte mich sehr darauf gefreut. Der Mittwoch, den 12., brachte mir so manches Unangenehme, nichts Schlimmes, nur ging alles der Quere. Am Donnerstag kam Leni und brachte das Kerlchen mit. Sie brachte für Oma Veilchen mit, na, das war eine Freude für mich. Gegen Mittag kam auch Mutter und am Abend kamen Vater, Lisa u. Martin. Am Freitag Vormittag kamen Tante Ida, Lieschen und Klein Monika. Nachmittag Tante Anna Seydel und Tante Anna und Tante Gretchen. Mutter
Jentzsch hat bei uns geschlafen, hatten Alarm vom Donnerstag zum Freitag, nicht lange. Mutter ist dann Freitag früh ¼ 8 Uhr fort. Sie wollten auf Wohnungssuche gehen. Leni wollte Sonnabend Vormittag fahren, ist dann aber plötzlich Freitag nachmittag ¼ 6 Uhr gefahren. Es war, als kämen sie gar nicht schnell genug wieder fort. Ja, wie es Mutter Jentzsch will. Da war mir viel Freude wieder weg.
Frau Holzmann hat mir am Sonnabend meine Wäsche mit zur Rolle getragen und sie auch wieder geholt. Nun fahren wir also doch, wie ich Dir schon im letzten Brief schrieb, am 1.5. nach Elster. Ich freue mich auf die Ruhe. Wir haben jetzt die letzten zwei Nächte durchschlafen können, ohne Alarm, das tat gut. Über das Osterfest habe ich Dir ja schon im letzten Brief geschrieben.
Vater ist heute nach Dahlen gefahren, um nach Forsthaus Reudnitz zu wandern. Er kommt heute Abend wieder. Mir fällt manchmal das Laufen schwer, darum fahre ich nicht mit. Ja, man merkt eben das Alter immer mehr.
Hast Du nun Butter weggeschickt? Die viereinhalb Pfund sind noch nicht da. Hoffentlich haben wir damit Glück. Daß der Wein angekommen ist, habe ich Dir auch schon geschrieben, in gutem Zustand. Es ist schön, wenn Du für uns Rum oder Cognak besorgst. Hast Du die ‘Neuesten Nachrichten’ wieder bekommen? Ich freue mich, mein lieber Junge, daß es Dir gesundheitlich gut geht. Tante Anna hatte Dir Zigaretten geschickt. Aber wieder zurückbekommen, weil keine Zulassungsmarke darauf war. Leni wird sie Dir zuschicken. Hast Du von der Bausparkasse den Vertrag?
Gestern Abend waren wir im Kino ‘Wenn die Sonne wieder scheint’. Hast Du den Film gesehen? Mir hat er gut gefallen. Zu Ellis Grab fahre ich im Juni, im April will ich das Geld zur Pflege schicken. Nun sind es schon acht Wochen, daß Elli für immer schläft.
Du siehst, daß wir doch verkehrt gelebt haben, wenig oder gar kein Fett, dafür alles Vitamine. Nun mein lieber Junge will ich Schluß machen, die Briefe zur Post tragen, und dann verschiedene Körbe aus dem Keller umpacken.
Bleib mir recht gesund und denk mal an uns. Dir recht viele Grüße, auch von Vater, von mir einen Kuß. In Liebe
Deine alte Mutter.
E.O., 25.4. 1944
Meine liebe Mutter!
Ich danke Dir recht vielmals für Deine lieben Zeilen vom 20.4., über die ich mich wieder sehr gefreut habe. Nun ist es ja in einer Woche soweit, dass Ihr nun endlich nach Elster fahrt und bin ich darüber sehr froh, Euch dann geraume Zeit dort zu wissen. Erholt Euch nur recht gut und glaube ich, dass Ihr dort vor Alarmen und Angriffen mehr Ruhe habt, und die ist Euch ja auch sehr nötig. Und Vater soll nur Heidi nicht zu sehr verwöhnen, sonst stehe ich später mal allein auf weiter Höhe mit meinem Erziehungstalent und vielleicht repariert sie auf
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