Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
immer gegessen. Ich bin froh, daß ich genug mit hatte. Makronen, Pfefferkuchen und Waffeln von Dir hat sie dann der Schwester zum Aufheben gegeben. Um ½ 3 Uhr sind wir dann fort und war ich zufrieden, daß Elli so ruhig dabei war. Im Gasthaus habe ich mich erkundigt ob man dort Gelegenheit zum Übernachten hat und hat mir die Wirtin eine Adresse gegeben. Da werde ich mal zwei bis drei Tage nach Ostern hinfahren, besuchen kann ich Elli dort alle Tage und kann ich sie dann vielleicht mal mit rausnehmen. Um 3 Uhr sind wir dann nach Dresden zurückgefahren. Am Freitag sind wir dann 7 Uhr 40 zurückgefahren und haben unsere Fahrt in Oschatz unterbrochen. Heidi freute sich sehr, als sie uns sah und ich glaube auch Leni. Ich wünsche nur, daß beide bald wieder nach Hause kommen. Dem kleinen Kerlchen geht es gut. Wir waren am Nachmittag im Caffee. Haben jeder ein Stück Torte und ein Stück Kuchen gegessen und ein Kännchen Kaffee getrunken. Um 5 Uhr sind wir dann nach Leipzig gefahren, und war ich froh wieder daheim zu sein.
Heute Nachmittag habe ich Heidi aus einem Kaffeewärmer ein sehr hübsches Unterröckchen gemacht, das kann Leni, welche morgen herkommt, mitnehmen. Tante Bertha bittet Dich ihr doch zwei Pfund Butter zu schicken, das Geld,
100 Mark, schickt Dir Leni mit. Tante Berthas Adresse: Dresden A 24, Zwickauer Str. 22 IV. Ich habe ihr gesagt, daß das Pfund 48 Mark kostet.
Nun habe ich Dir so vieles geschrieben und noch nicht einmal gefragt wie es Dir, mein lieber Junge, geht? Warum können wir denn nicht zusammensein. Manchmal wird es doch zu schwer. Ich lege Dir 10 Mark bei, kauf Dir etwas zu essen dafür.
Hatte ich Dir schon wegen Zulassungsmarken geschrieben, damit ich Dir die Kartons schicken kann, ich schicke Dir dann ein paar Zigaretten mit.
Vater läßt Dich fragen, ob Du nicht nochmals Anzugsstoff schicken kannst. Schreib doch mal darüber. Einen Füller soll ich nochmals von Dir bekommen, den muß ich aber besser behandeln als den ersten. Ich danke Dir schon jetzt dafür. Du hast wohl auch Butter wieder in Aussicht. Du bist doch zu gut, daß Du so treulich für uns alle sorgst.
Doch nun will ich zum Schluß kommen. Viele Grüße von Vater. Bleib mir recht gesund. Viele herzliche Grüße und Küsse
von Deiner immer an Dich denkenden Mutter.
d. 10.2. 4
Mein lieber Junge!
Dein lieber Brief vom 4.2. ist in meinem Besitz und danke ich Dir herzlich dafür, wir haben uns wieder sehr darüber gefreut. Der Brief mit Heidis Bildern ist eingetroffen, habe ich Dir nicht darüber geschrieben und mich dafür bedankt. Ich habe mich sehr darüber gefreut, das kannst Du mir wohl glauben. Heute Nachmittag habe ich Leni wieder zur Bahn gebracht. Es war ein fürchterliches Schneetreiben, kommt wohl noch zur rechten Zeit, so wissen wir, daß wir Winter haben. Heute Mittag hatten wir Alarm, wir saßen gerade beim Mittagessen. Vater Jentzsch war gerade da und ist mit Leni wieder nach Oschatz gefahren. Als wir mit dem Essen fertig waren, haben Leni und ich einen Korb mit Wäsche in den Keller geschafft. Als wir unten ankamen, kam die Entwarnung, also wieder vier Treppen gestiegen, aber lieber umsonst, als die Wiederholung des 4. Dezember. Gestern waren wir drei im Capitol, es wurde der Film ‘Zirkus Renz’ gegeben. Hat uns sehr gut gefallen. Vorher bin ich mit Leni in der Nürnberger gewesen. Mich hat gefroren, so viel Schreckliches. Heute bin ich die Dresdner Straße durchgefahren. Überall Graue und Öde. Wie soll das nur mal enden?
Lieschen erwartet wohl im Mai ein Baby. Ich verstehe das nicht in dieser Zeit,
na, mich geht es ja nichts an.
Anbei lege ich 200 Mark bei. Ich schicke Dir nun auch mal Verpackungs-
material. Meinen Brief hast Du wohl nun auch erhalten, wo ich Dir von unserer Reise und Heidis Freude erzählte. Ich will nun nächste Woche am Donnerstag wieder mal nach Oschatz. Heute habe ich fürs Kerlchen zwei Schlüpfer genäht und wenn ich nächste Woche hinfahre, will ich sehen, daß ich für Heidi noch zwei Hemdchen, ein Röckchen und ein Schürzchen fertig bekomme.
Sind nun die ‘Nachrichten’ eingetroffen, bezahlt sind sie und wenn Du schreibst, gib mir bitte darüber Bescheid. Ich will heute an Elli schreiben und ihr etwas Seife schicken. Nun wird wohl auch Dein Päckchen bald ankommen.
Das geht doch manchmal komisch in der Welt zu. Vater und ich sprachen von Gerhard Erbe, wo er wohl stecken möge, da kam Dein Brief und wir wußten nun gleich, wo er war. Solltest Du ihn
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