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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bis Riesa. In Riesa blieben wir bis Mittag 13.30 liegen, dann ging es weiter nach Dresden. Dresden-Neustadt alles raus, Fliegergefahr, nach einer Weile alles wieder einsteigen, Zug nach Löbau erreicht, kam Entwarnung, war Schnellzug, fuhr aber schrecklich, hielt dreimal auf offener Strecke. Kamen dann ½ 5 Uhr nach Löbau und sind dann noch eine Stunde bis Großschweidnitz gelaufen. Von früh 6 bis abends ½ 6 Uhr eine Reise, die man sonst in fünfeinhalb Stunden zurücklegt.
    Wie wird es nun in Leipzig werden, es graust einen, wenn man an all das Elend denkt. Wann kommen wohl wieder normale Zeiten? Es ist wirklich zuviel. Wie geht es Dir, hat sich Dein Schnupfen gebessert? Ich freue mich schon wieder auf ein paar Zeilen von Dir.
    Für heute will ich nun schließen, von Vater viele Grüße, er ist gleich nach Leipzig gefahren, war etwas erkältet. Innigen Gruß und Kuß von
    Deiner alten Mutter.
     
     
     
    E.O., den 28.2. 44
    Lieber Vater und liebe Mutter!
    Heute traf Mutters Brief ein und danke ich Euch für die lieben Zeilen. Ihr werdet ja inzwischen meinen letzten Brief auf Mutters Karte erhalten haben und konntet Ihr daraus ersehen, dass ich darauf gefasst war, dass Ihr mir von Ellis Ableben nun schreiben würdet. Wir wollen Ihr die Ruhe gönnen, nach all dem, was sie hat durchmachen müssen und hoffe ich nur, dass sie in ihren letzten Stunden nicht hat zu sehr leiden müssen. Liebe Mutter, genau so, wie es Dir weh tut, dass Du nicht bei ihr warst, tut es mir weh, dass ich sie nicht noch einmal habe sehen und sprechen können, aber man soll und braucht sich darüber keine Vorwürfe zu machen, denn in diesen Zeiten kann man ja nicht so, wie man es selbst will, da einem ja vieles unmöglich gemacht wird. Wie gern, liebe Eltern, würde ich jetzt bei Euch sein und kann doch nicht weg, aber mit meinen Gedanken bin ich bei Euch und trauere mit Euch, aber man soll Elli den Frieden nach ihrem langen Leiden auch gönnen. Ich hätte nun nur gern gewusst, ob Elli eingeäschert wurde, da wäre es dann möglich, ihre Urne nach Leipzig überführen zu lassen und hätten wir sie dann wenigstens in Leipzig bei uns, das geht doch bestimmt zu machen und wäre mir eine grosse Beruhigung. Ja, meine liebe Mutter, wieviel Sorge und Kummer hast Du um fünf Kinder gehabt und wenig Dank und Freude, denn wie könnten Kinder je vergelten, was sie von ihren Eltern Liebes erfahren. Darauf kommt man erst richtig, wenn man älter geworden ist, aber eins haben Leni und ich, daran Ihr Eure Freude haben sollt, und das ist unser kleines Kerlchen, und ich hoffe nur, dass wir Euch noch recht lange haben und Ihr dann das Heranwachsen mit uns mit verfolgen könnt. Und das Heidi auch an Euch hängt, das spürt Ihr ja, wenn Ihr nach Oschatz kommt. Da wollen wir nur hoffen, dass der Krieg bald sein Ende findet und wir alle recht bald wieder gesund zu Hause sitzen können. Ihr habt ja jetzt wirklich schreckliche Zeiten hinter Euch und kann man wirklich nur bewundern, wie Ihr alle diese Kriegsschrecken übersteht. Davon haben wir hier tatsächlich keine Ahnung und muss man sich da bald vor Euch schämen. Es scheint ja nun wieder schrecklich zugegangen zu sein, nach dem, was Du und auch Leni schreibt. Warum ist das bloss nicht der Menschheit erspart geblieben, dieses sinnlose Zerstören, was haben hüben und drüben die Frauen und Kinder mit diesem Krieg zu tun? Du kannst Dir wohl vorstellen, wie mir zumute war, als ich von den zwei schweren Angriffen zu hören bekam, dabei kam die Post ziemlich pünktlich, gegen den Dezemberangriff, wo man acht Tage warten musste. Da hat es den Westen aber schwer heimgesucht und hoffentlich habt Ihr in Zukunft nun wenigstens Ruhe. An Arbeit bei dem Reinemachen hat es ja nicht gefehlt, aber Mutter soll sich nur nicht zu viel anstrengen bei solchen Sachen. Dabei haben wir, nachdem Seegers und alle die Firmen uns gegenüber weggebrannt sind, doch noch viel Glück gehabt und war ich von Herzen froh, als Mutter schrieb, dass Ihr davongekommen seid. Durch Alfred seid Ihr ja zu einem anständigen Essen gekommen und hattet es ja auch mehr als verdient.
    Die Bahnfahrerei kann ich mir vorstellen, es ist ja jetzt im Reich furchtbar mit dem Reisen, was macht Dein Arm und vor allem Dein Auge, wird es besser? Frl. Brosius entpuppt sich ja wirklich als rettender Engel, wer hätte das mal früher der kleinen Lidia zugetraut. Bist Du denn nun zur Nachuntersuchung zum Arzt gegangen, lass das nur nicht hinhängen. Frag doch mal Vater, ob

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