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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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“Daten, siek, durt kommse!” (Soldaten, Musik, dort kommen sie). Und dabei hielt sie immer eifrig Ausschau. Mir tat es richtig leid, daß nichts mehr zu sehen war. So ging das den ganzen Nachmittag. Gestern Nachmittag bin ich mit ihr wieder ein Stück raus an der Bach bis zur Eisenbahn (sie läuft jetzt sehr fleißig). Als ein Zug kam, sagte ich zu Heidi: “Der fährt zum Vati.” Drauf Heidi: “Vati Heidi kommen – Buch ansehen – bielen (spielen)”. Also siehst Du doch, daß sie Dich nicht vergißt. Auf dem Heimweg hat sie dann feste gesungen. Immerzu ‘lalala lalala’, und machte ihre eigene Melodie dazu. Die Puppe hatten wir in der Mitte, jeder an einer Hand und sind so ganz schön marschiert. Sie hat jetzt dauernd Appetit. Heute Abend hat sie sich erst bei Onkel Hans durchgefuttert (Makkaroni) und dann bei Werner ...., eine Art Kartoffelpuffer von gekochten Kartoffeln. Zu ihren Möhren hatte sie dann freilich nicht mehr viel Hunger. Wenn jetzt Alarm kommt, ist sie mit dem ersten Ton munter und ruft immer “Mutti faren, Mutti faren” und läßt keine Ruhe, bis sie raus ist. Es wird nun wirklich Zeit, daß es einmal zu Ende geht. Ob die Vergeltung noch kommt? Heute habe ich mal wieder den ganzen Tag stark Magenschmerzen, hoffentlich ist es morgen besser. Weißt Du, Tante wird hier noch zur Wurstsuppe. Jeden Tag holt sie zwei Krüge voll, und dann gibt’s früh Suppe und abends Suppe. Wenn ich das jeden Tag essen sollte, würde ich bald streiken. Wie geht Dir’s, kleiner Mann? Bist Du noch richtig gesund, und was machen denn Deine Füße? Wenn ich jetzt nach Hause komme, will ich sehen, daß ich mal was für Dich backen kann, damit Dein Päckchen endlich weggeht. Die Stumpel tue ich Dir mit rein, aber wie es mit Zigaretten wird, weiss ich noch nicht, denn ich glaube, ich bekomme Vaters Karte nicht wieder. Für Dich wäre das ja prima, denn dann bekommst Du ja da restlos alles. Ich aber werde wohl manchmal auf dem Trockenen sitzen. Na, muß man sich auch dran gewöhnen. Am Montag war ich mal im Kino. ‘Frau Luna’, und hat es mir sehr gut gefallen. Warst Du auch mal wieder? Heute sind hier alle ausgeflogen und Mutti hütet unten das Haus. Will mal runter gehen und mir unten im Keller einen Apfel kaufen, denn die liegen hier in rauhen Mengen, und wir haben keine.
    Für heute nun will ich schließen alter Stromer. Bleib uns gesund und behalt uns lieb und nimm wieder 1000 liebe Grüße und einen Kuß
    von Deiner Leni und Heidikind.
    Viele Grüße von Mutti.
     
     
     
    Oschatz, den 6. Febr. 1944
    Mein lieber alter Hans!
    Heute pünktlich zum Sonntag traf Dein lieber Brief ein, und danke ich Dir wieder herzlich dafür. Auch Muttis Brief ist heute angekommen, und läßt sie einstweilen durch mich herzlich danken und grüßen. Von Berlin kam Nachricht, Heinz ist am vergangenen Sonntag wieder nach B. gefahren, und soll froh gewesen sein, daß er wegfahren konnte. Kann man ihm ja auch nicht verdenken. Erika will nun mit ihrem Besuch bis zum Sommer warten und evtl. dann Ullrich mitbringen. Vielleicht hat sich bis dahin etwas entschieden. Die Wohnung in Holzhausen ist vorläufig ins Wasser gefallen, und bleibt nun wahrscheinlich nur die eine Möglichkeit, nämlich zu bauen. Hoffentlich wird das etwas, damit es wenigstens mal einen Lichtblick gibt. An Frau Ziemer habe ich geschrieben, das habe ich Dir wohl schon mitgeteilt. Von Schramms war es recht, daß sie Dir mal wieder Zigaretten geschickt haben, war doch wenigstens mal etwas. Von mir wird auch bald eine größere Sendung kommen. Wir bekommen ja auch eine Sonderzuteilung von 30 Stück (Männerkarte), die Du restlos bekommst. Mutter hat wieder Vaters Karte dagelassen, davon bekommst Du bestimmt die größere Hälfte hin. Erika frug auch nach Deiner Feldpostnummer, sie will Dir auch mal Zigaretten schicken. Also hast Du ja allerhand in Aussicht.
    Denke Dir, was Heidi für ein dummes Kerlchen ist. Ihr erstes weich gekochtes Ei hat sie nicht gegessen. “Nein - nein”, ging es bloß immer, war nichts zu machen. Aber Butter lecken will sie ja immer. Auf die Füller freuen sich schon alle Beteiligten sehr. Lisa bekommt keinen, sie hat nämlich ihren alten wiedergefunden. Den Füller will Papa nun haben. Aber Du brauchst keine Angst zu haben, daß Du da nun um Deine Zigaretten kommst, Papa hat schon 40 Stück dafür her getan. Am Freitag kommen nun Vater und Mutter zu Besuch. Ueber Elli brauche ich Dir wohl nichts zu schreiben, denn Mutter wird Dir wohl

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