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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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‘Teilangriffe auf Leipzig und Braunschweig’ und nachdem Mutter so lange nichts von sich hören liess, war ich sehr in Unruhe. ... Es ist wirklich schwer, zu raten, wo Ihr am besten untergebracht seid, es ist dies bald ein Glücksspiel; man könnte jetzt bald annehmen, dass es in den halbwegs massiven Kellern der Gross-Städte der Fall ist, nachdem der Tommy ausser in Sachsen auch in Franken gerade kleinere Ortschaften heimgesucht hat. Ich kenne zwar die Verhältnisse in Oschatz nicht, aber im allgemeinen sind diese kleinen Häuser nicht so stabil, es müsste dann schon ein massiver Keller dazu gehören. Glaub mir, kleine Frau, wir stehen hier ja viel hilfloser all diesen Fragen gegenüber als Ihr, da Ihr doch diejenigen seid, die Ihr Erfahrungen und Gedankenaustausch durch Selbsterleben macht. Wenn es nach mir ginge, würde ich vielleicht raten, wieder nach Leipzig zu fahren, sollte aber was passieren, mir die grössten Vorwürfe machen. Umgedreht es passiert was in Oschatz, wäre es das Gleiche, denn solange wie Oschatz nicht angegriffen wird, ist es gut, aber bei einem Angriff sehe ich wieder sehr schwarz. Hoffentlich klappt es mit der Bad Elsterreise, vielleicht ist es dort noch nicht so gefährlich. Weisst Du, dieser Ruhe um Chemnitz und Dresden herum traue ich auch nicht recht, man hat es bis vor dem 4. Dezember in Leipzig auch so gehabt und dann kam das dicke Ende, das soviel Leid und Elend brachte, aber wollen wir es allen gönnen, dass sie unbeschadet aus diesem Krieg herauskommen.
    Wegen der Sache “Näther-Zeitz” komme ich nicht ganz klar, habe sie auch nicht gelesen, da ja fast eine ganze Woche die Zeitung nicht gekommen ist. Es würde mich aber interessieren, wenn Du mir darüber mal ausführlicher schreiben würdest, soweit Du dazu imstande bist. An Alarmen mangelt es Euch ja da nicht, man kann sich kaum vorstellen, wie es einmal ohne sein wird, da wird bei vielen, vor allem den Frauen, die sich doch so tapfer gehalten haben, die Reaktion eintreten und da wird das Ausweinen Euch gut tun. Dass Schlichts aus Ungarn weg wollen, kann ich mir gut vorstellen, es ist auch eine zu unruhige Ecke geworden und wird wohl auch nicht alles so in Butter sein; falls Heinz noch da ist, grüsse bitte von mir und soll er die Hände vom Soldatenspiel weglassen. Es wird für ihn auch noch andere Aufgaben geben, womit er seiner Pflicht genüge tun kann. Ueber unseren Chef kann man nicht klagen, obwohl er auch und gerade in Urlaubsfragen seine Mucken hat. Ich hatte heute z.B. einen kleinen Anschiss wegen einer Sache als U.v.D. erwartet, der aber nur in: “S‘is eben Gacke” auslief. Der Spiess dagegen wäre bestimmt geplatzt, aber im übrigen lässt er mich jetzt in Ruhe. Wettermässig ist es momentan nicht so berühmt, am Freitag habe ich zwar mittags eine Stunde in der Sonne gesessen, aber gestern früh schneite es wieder und heute ist alles grau in grau, aber man riecht schon den Frühling und wird Ostern schon schönes Wetter sein. Da kannst Du dann mit Heidi einen feinen Osterspaziergang machen, hoffentlich bekommst Du für sie etwas Süssigkeiten, damit sie merkt, dass Festtage sind. Ja, kleine Frau, diesmal habe ich aber auch gar nichts und hätte Euch doch so gern eine kleine Ueberraschung zukommen lassen. Wir müssen diesmal eben in Erinnerungen schwelgen und es waren oft schöne Ostern, die wir zusammen verlebten. Aber ich hoffe stark, dass es nächstes Jahr besser sein wird und wir drei dann zusammen Ostereier suchen können. Dass ich mich auf den nächsten Urlaub freue, kannst Du Dir wohl denken und brauchst Du keine Angst zu haben, dass ich nun böse wäre, falls ..., aber recht schön wollen wir die Tage uns machen. Allerdings ist bei uns immer noch Urlaubssperre, man muss auf Ende Juni schon rechnen, ehe es soweit ist. Die 85.– Mark habe ich bekommen und hast Du ein Guthaben von M 1365.– abzüglich der Sachen, die ich Dir geschrieben habe. Dazu geht noch ab 2.– Mark für Porto. Butter habe ich noch nicht besorgen können, sie ist auch wieder teurer geworden. Morgen wollte ich nach Soesterberg fahren, da bekomme ich wieder Geräte und kann erst Mittwoch fahren, hoffe aber, dass ich 30 - 35 Mark diese Woche abschicken kann. Werde mich auch nach Kaffee umsehen, aber von dem Geld, was ich hier habe, wird nur Butter gekauft. So einen Wagen für Heidi kann ich jeden Tag besorgen, aber nach dem genauen Preise habe ich mich noch nicht erkundigt. Ein Bild von Gretel kannst Du mir ja mal schicken, ich gebe

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