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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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es Dir dann wieder zurück. Morgen will ich an Mutter schreiben, es wird zugleich der Osterbrief, sie scheint ja durch die vielen Alarme auch ziemlich fertig zu sein. Wie geht es denn Helenchen, fühlt sie sich wieder etwas besser? Für ihre Grüsse recht vielen Dank und grüsse sie bitte wieder. Der Meester ist ja wohl noch auf dem Lande, hoffentlich macht er sich das in Bezug aufs essen zu nutze. Ich will sehen, dass ich paar Eier für Ostern noch erwische, dann habe ich noch 60 Gramm Buttermarken und 100 Gramm Käse, so dass der erste und zweite Feiertag essensmässig gesehen, gegen die anderen Tage absticht. Und dann werde ich recht viel an Dich und Heidi denken und an all die schönen Stunden, die wir die früheren Jahre verlebten.
    Sollte mein Osterbrief nicht pünktlich eintreffen, so wünsche ich Dir schon heute ein recht frohes Fest und bin mit vielen lieben Grüssen und Küssen
    Dein Dichliebender Hans.
     
     
     
    E.O., den 2. Feiertag 44 (10.4.)
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Für Deinen lieben Osterbrief, der pünktlich am Sonnabend eintraf, danke ich Dir vielmals, es war das einzige, was mich an Ostern erinnert hat. Du hast ja nun auch viel Arbeit und Rennerei durch die Wäsche hinter Dir, hoffentlich hast Du nun in den Feiertagen ein paar ruhige Stunden gehabt. Von Mutter bekam ich gestern einen Brief und auch Schramms haben mich mit einer Karte bedacht, Mutter hatte genau wie Du den Kanal voll, es ist aber auch allerhand zwischen Eure Wäsche gekommen. Da hast Du ja auch Deine Sorgen mit Lisa, rede ihr nur gut zu, dass sie ja nicht mal in ihrer Verzweiflung Dummheiten macht. Ich kann aber auch Martin gar nicht verstehen, gerade in der Zeit, in der er sich gesund machen könnte, macht er solche Zicken, dabei soll er froh sein, dass er nicht eingezogen ist, denn nach meinen Erfahrungen würde ihm das Soldatenleben mehr als unangenehm vorkommen. Und gerade jetzt in diesen Zeiten müsste doch Lisa einen Halt an ihm haben, stattdessen muss sie sich um alles kümmern, obwohl er noch zu Hause ist. Wirklich froh bin ich, dass zwischen uns beiden alles wieder in Ordnung ist, es ist auch kein tragbarer Zustand, wenn zwischen Eheleuten etwas nicht stimmt. Wie es einmal nach dem hoffentlich bald eintreffenden Frieden sein wird, kann man noch nicht sagen, ich meine damit, was sich Lisa von mir erhofft, aber vielleicht wird auch da eine Lösung gefunden. Ganz verkehrt ist es, wenn Lisa sich die Aeusserungen ihrer Schwiegermutter zu Herzen nimmt, denn man kann das ja gar nicht für ernst nehmen. Diese Frau hat ja vom praktischen und tatsächlichen Leben überhaupt keine Ahnung. Und Martin scheint da eine kleine Erbanlage mitbekommen zu haben; ich will mir da kein Urteil erlauben oder Rat erteilen, aber Lisa muss eben versuchen, von sich aus diesem Bummeln etwas entgegensetzen zu können, aber da kann niemand Aussenstehendes dazu sagen, das müssen sie selbst untereinander ausmachen.
    Habt Ihr denn schon was von Erie gehört, hoffentlich sind sie bei dem Angriff gut weggekommen. Habt Ihr darüber schon Post? Helenchen kommt dadurch auch nicht aus der Sorgerei raus. Wie ist es denn nun mit dem Laden und der Wohnung? Gefällt es den Eltern und denkst Du, dass sie sich dort wohlfühlen? Wie ist es denn mit Möbeln usw., bekommen sie da auch das Nötigste? Wenn es auch nicht das ersetzt, was sie verloren haben, so verlieren sie vielleicht das Gefühl, anderen zur Last zu fallen und vor allem selbst wieder ein Heim zu haben. Sollten Schlichts doch noch nach dort kommen, so wird ja dann auch wieder Leben und Betrieb herrschen. Du bist wohl bei Bohns weiter wohnen geblieben oder siedelst Du dann auch mit um? Die Todesanzeige von Hohlfeld habe ich in L.N.N. gelesen, bedauern kann ich weder ihn noch seine Frau, ebenso wenig wie Schramms, obwohl bei letzteren bei mir ein Zugehörigkeitsgefühl mitspricht. Aber sonst haben diese Leute gegenüber anders Denkenden auch kein Mitleid aufgebracht.
    Da musst Du jetzt ja sehr auf Heidi aufpassen, diese Ausrückerei hat sie wohl von mir geerbt, denn ich bin als Kind auch oft auf Wanderschaft gegangen. Es ist bloss gut, dass jetzt nicht allzu starker Verkehr ist, aber man kann nicht genug aufpassen. Es ist schade, dass bei Bohns nicht gleichaltrige oder etwas ältere Kinder im Hause sind, da hätte sie vielleicht Spielkameraden und käme nicht auf die Gedanken auszurücken.
    Und Du brauchtest da nicht so hinterher zu sein, denn das ist ja auch eine gewisse Belastung für Dich. Mutter

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