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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Du so lange dort bleibst, bis Ihr nach Bad Elster fahrt. Du hattest mir ja auch geschrieben, dass Du solange dort bleiben willst, bis es sich im Frühjahr entscheidet, ob es ratsam wäre, noch wegzubleiben oder ob Du unbedenklich mit Heidi nach Hause zurückkehren könntest. Es ist ja nun meine Schuld, dass wir darüber nicht gesprochen haben, aber für mich war es sicher, dass Du vorläufig nicht nach Leipzig zurückkehrst. Ich habe, solange ich beim Militär bin, Dir in allem freie Hand gelassen und bin gut damit gefahren, so dass ich immer denken musste, dass Du auch jetzt die richtigen Anordnungen treffen würdest. Dabei ist es wirklich Glücksache, wie man es macht und wegen mir soll zuhause alles kaputt gehen, wenn Ihr mir nur gesund davonkommt. Ich habe auch den Eltern zugesprochen, dass sie von Leipzig weg sollen, aber das wollen sie wegen der Wohnung nicht. In Deinen Zeilen ist so viel Resignation, als ob es so sein müsste, dass Du nach Leipzig zurück musst, dabei weiss ich wirklich nicht, wie Du darauf kommst, es ist bestimmt eine falsche Annahme, wenn Du Dir einbildest, zurückfahren zu müssen, nur damit Mutter wieder zu ihrem Heidikind kommt. Wenn Du bis zum Mai nicht mehr bei Bohns wohnen kannst, dann wende Dich in Leipzig an die NSV, dass man Dich wo unterbringt oder vielleicht kannst Du solange nach Ostrau fahren. Es wird sich hierzu bestimmt eine Lösung finden, aber von hier aus kann ich da wirklich nichts tun, also muss ich Dir die Entscheidung wieder überlassen.
    Was nun unser Zusammensein mit den Eltern betrifft, so habe ich es Dir immer hoch angerechnet, dass Du damit einverstanden warst; ich weiss, wie schwer es oft mit meinem Vater ist, zusammenzuleben. Ich habe mich auch bis ich zum Militär kam, bemüht, so gut wie möglich eine Trennung innerhalb der Wohnung durchzuführen, was Dich aber einerseits auch nicht entschädigt hat, eine eigene Wohnung zu vermissen und andererseits waren wir durch die familiären Sorgen und meine kurzen Anwesenheit auf Urlaub wirklich nicht viel allein. Da hast Du vollkommen Recht, wie es nun in Zukunft wird, kann ich auch nicht sagen. Sollte es, optimistisch gedacht, mit dem Bauen klappen, weiss ich nicht, ob Du mit einem wieder Zusammenziehen wirklich einverstanden bist, jedenfalls ist das ein Punkt, der bei einem hoffentlich bald eintreffenden Frieden ruhig und offen zwischen uns besprochen wird. Ich glaube, kleine Frau, das wäre alles, was sich als eine Wand zwischen uns schieben will und wollen wir alles tun, um diese Hindernisse wegzuräumen, denn einmal sind die Zeiten viel zu schwer, um sich noch um solche Dinge zu entfremden, andererseits haben wir uns ja dazu viel zu lieb. Sollte ich mich einmal falsch oder dumm ausgedrückt haben, so nimm es nicht übel, das einzige, was ich damit wollte, war offen mit Dir zu reden und Klarheit zwischen uns zu schaffen.
    Ich schreibe Dir morgen noch paar Zeilen und hoffe, dass Dich dieser Brief munter und mit einem gesunden Daumen antrifft. Dir für heute recht viele liebe Grüsse und Küsse und behalte mich so lieb wie ich Dich.
    Dein Hans.
     
     
     
    O.U., den 19.3. 44
    Liebe kleine Lenifrau!
    Meinen gestrigen Brief hast Du wohl gestern erhalte, heute nur ein paar Zeilen. Heute zum Sonntag habe ich wieder bis 6 Uhr rumgemurkst, aber nun ist Feierabend und wenn ich diesen Brief fertig habe, esse ich Abendbrot und dann verschwinde ich mal zeitig ins Bett. Es freut mich, dass ich Heidi mit dem Päckchen eine Freude bereiten konnte, jetzt versuche ich wieder Gebäck aufzutreiben und werde Dir dann zwei Tüten mitschicken.
    In den letzten Tagen herrschte hier ziemlich viel Aufregung über den Tod des durch mehr als fahrlässigen Leichtsinn unseres Postholers. Er hatte seine Pistole an die Schläfe angesetzt und sagte zu seinen Stubenkameraden, er wolle ihnen was zeigen, was sie nicht könnten. Man kann, wenn man den Trick heraus hat, eine ungesicherte Pistole losdrücken, ohne dass ein Schuss fällt. Wir in unserer Stube, wir liegen gegenüber, hörten plötzlich einen Knall und rannten sofort hinüber. Der arme Kerl hatte den Trick doch nicht richtig beherrscht und sich dabei durch den Kopf geschossen, ehe ihn die anderen überhaupt an dem Unsinn hindern konnten. Als wir rüberkamen, lebte er dann noch zehn Minuten. Wir haben dann die Kugel gesucht, sie war durch den Kopf durch, durch die Zimmerwand, über den Flur hinweg auf die Lichtleitung unseres Zimmers, wurde dadurch abgelenkt und stak in der Wand unserer

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