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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wird es wohl nicht wieder werden.
    Du, jetzt rauche ich eine belgische Zigarette, die schmeckt und stinkt wie die Pest, aber wir haben sie als Marketenderware erhalten; hoffentlich legt sich der Geruch nicht aufs Papier. Erika kann und wird wohl froh sein, dass es so mit ihrem Mann gekommen ist, da hat sie damit wenigstens keine Sorgen. Und sie wird ja hier im Reich auch etwas Passendes und gut Bezahltes für sich finden. Eine Taschenlampenbatterie ist ja nun für Dich, Mutter u. Helenchen unterwegs und in 14 Tagen werde ich Dir nochmals eine schicken. Was wollte denn Aida von Euch, sie ist doch in Nossen? Der wird es jetzt auch schwer ankommen, denn so viel zum Tauschen hat sie ja auch nicht mehr. Die Seife an Tante Emma habe ich nicht beilegen können, da ich das Päckchen sonst nicht als Einschreiben hätte schicken können, aber ich habe ja in meinen letzten Briefen genau aufgeschrieben, was in den einzelnen Paketen verpackt war. Ist denn nun das viereinhalb Pfund Paket endlich angekommen, lange genug ist es unterwegs. Diesmal ist es mit der Besorgung und Verschickung der Butter mehr als beschissen. Das zwanzig Pfund Paket sollte ein Kamerad morgen mitnehmen, der fährt nun erst am 2. Mai. Ich schicke das Paket morgen nun per Express an Dich nach Leipzig weg, damit es nun endlich wegkommt. Sobald ich den Duplikatfrachtbrief habe, schicke ich ihn Dir und Du gehst dann zu allen, die B. von Dir bekommen und sagst: bitte schön, sie kriegen so und so viel und ist die Butter von meinem Mann am 25.4. weggeschickt. Jeder trägt für seinen Teil das Risiko, das kannst Du ihnen ruhig sagen. Ausserdem geht schon morgen ein Paket mit zwei Broten an Eure Adresse in Bad Elster ab. Um nochmals auf das grosse Paket zurückzukommen, falls es nach Deiner Abreise ankommt, so musst Du jemand beauftragen, der es abholt, verteilt und Euren Teil Euch nachschickt. Es hat jetzt keinen Zweck, hier noch länger zu warten und bin ich froh, wenn ich weiss, dass alles gut angekommen ist. Uebermorgen fahre ich nach Zutphen und zurück über Apel-
doorn und dort kaufe ich den Wagen und schicke ihn gleich per Eilgut nach Bad Elster, damit wäre das dann auch erledigt. Jetzt bin ich auf der Suche nach einem passenden Karton, damit ich Euch bald die Kartoffeln schicken kann. Liebe kleine Frau, ich brauche mal leihweise 20.– Mark, vielleicht kannst Du sie mir im nächsten Briefe beilegen. Durch die Kauferei von dem Alkohol, den ich in der letzten Zeit nach Hause geschickt habe – und vor allem, ich habe gestern eine Flasche Advocal (guter Eierkognac) gekauft, die kostet M 22, – bin ich zur Zeit recht knapp bei Kasse und wenn ich morgen den Wagen kaufe, bin ich mehr als pleite. Ich schreibe es Dir auf Dein Konto an, das ist dann die einfachste Lösung. Mit dem Spiess ist jetzt, bis auf Kleinigkeiten, ein ganz gutes Auskommen, d.h., wir arbeiten ja wenig zusammen, aber er lässt mir meine Ruhe, das ist die Hauptsache. Du, heißt der Film ‘Wildvogel’, den Du gesehen hast? Habe nie was davon gehört. Ich bin gestern
½ 3 Uhr nach Arnheim rein, dann zuerst Kaffeetrinken im W.-H. und hab ich sechs Stück prima Gebäck bekommen. Dann mit der Strassenbahn nach Osterbeek raus, dort gibt es herrliche Parks und ist es ein Vorort wie etwa Neuschleussig, es war ein herrlicher Spaziergang von zwei Stunden. Da habe ich mal wieder daran gedacht, wenn wir auch so zu Hause unsere Runde machten. Um 6 Uhr war ich wieder im W.H., ganz mieses Essen, Salzkartoffeln, Soße und Sauerkraut, die Hälfte habe ich stehen lassen. Um 7 Uhr ging die ‘Operette’ los und war ich restlos begeistert. Die Leipziger Operette konnte da die Mailänder Scala sein. Singen konnte fast keiner und keine und Musik und Inhalt war mehr als dürftig. Aber am Freitag wird ‘Die Entführung aus dem Serail’ vom Deutschen Theater gegeben und bekomme ich hoffentlich eine Karte dafür. Jetzt will ich noch anschliessend das Paket packen, dann gehe ich ins Bett, ich bin jetzt immer so hundemüde. An Mutter schreibe ich morgen bestimmt.
    Nun bleib schön gesund, drück unser kleines Kerlchen von mir, Dir aber viele liebe Grüsse und Küsse von Deinem
    Dichliebenden Hans.
    Viele liebe Grüsse an die Eltern.
     
     
     
    Bad Elster, den 4.5. 1944
    Mein lieber alter Strolch!
    So, nun will ich mal sehen ob ich heute einen halbwegs anständigen Brief zustande bringe. Meinen ersten mit den 20 M wirst Du wohl inzwischen erhalten haben, und auch Mutters Brief mit dem Wagengeld. Gestern habe ich

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