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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mir für fünf Pfennige den Füller füllen lassen, schreibt aber miserabel und mal sehen wie lange. Heute habe ich nun das erste Bad hinter mir. Allerdings die ersten drei Bäder Sprudelbäder und anschließend Moorvollbad. Vater muß auch erst mal paar Sprudelbäder nehmen. Wahrscheinlich ist das Moor knapp. Es war aber so ein wohliges Gefühl, wenn es so am ganzen Körper perlt und der ganze Leib wie mit lauter Perlen bedeckt ist. Sonst wird Mutter Dir ja schon ausführlich geschrieben haben, wie wir untergebracht sind. Auf Butter warten wir alle sehr. Hoffentlich ist sie nun in der Zwischenzeit angekommen, damit ich dieselbe am Sonnabend und Sonntag holen kann. Mutter meint, daß das am sichersten ist. Gestern Nachmittag waren wir mal im Badehof, zum Konzert und Kuchen essen. Heidi wollte prompt ihr Tellerchen auch haben, und hat es auch restlos aufgegessen. Sonst ißt sie aber, seit wir hier sind, nicht besonders, spielt nur im Essen rum, aber beim Kompott, das wir bis jetzt regelmäßig bekommen haben, steht sie ihren Mann. Gestern Abend waren wir drei, als Heidi schlief, im Kurhaus zum Konzert, war sehr nett, aber die richtige Kapelle von Plauen war noch nicht da. Fängt, glaub ich, erst am 15.5. an. Sonst ist es aber noch ziemlich kalt, zum hausen sitzen wenig geeignet, hoffentlich wird’s bald wärmer. Mit dem Schreiben ist es so eine Sache. Am Abend schläft Heidi in dem einen Zimmer, und im andern ist so eine trübe Funzel, daß ein Schreiben beinahe unmöglich ist. Jetzt nach dem Mittagessen schläft alles, ich habe mich mit meinem Block in die Gartenlaube gesetzt, den Bademantel um mich gewickelt, und friere trotzdem noch an die Beine. Heute Nachmittag wollen wir mal durch den Wald nach Mühlhausen laufen und eine Flasche Brennspiritus zu Grills schaffen, die wir im vorigen Herbst dort verbraucht haben. Nach den Sprudelbädern soll ich mich eine Stunde ins Bett legen, und nach den Moorbädern zwei Stunden. Für Heidi also weniger schön. Weißt Du, ich möchte mal in eine für Heidi ideale Sommerfrische. Natürlich denke ich da an die See. In jedem Sand oder Steinhaufen will sie rumbuddeln, in den Anlagen die Blümchen von der Wiese pflücken, und das geht doch hier wirklich nicht. Ob wir drei mal im nächsten Jahr zusammen am Strand schmoren und Heidi buddeln kann so lange und so viel sie will? Es wäre zu schön um wahr zu sein. Gretel hat mich mit meinen Sachen ganz schön im Stich gelassen. Vergangene Woche wollte sie mir dieselben nach Leipzig bringen, ist natürlich nicht gekommen, dann sollte sie mir bis Montag hierher Bescheid geben, und Gretel hüllt sich weiter in Schweigen. Ich kann es mir eigentlich nicht erklären, und mir nur denken, daß da etwas nicht in Ordnung ist. Ich würde mir meine Sachen ja von hier aus selber holen, aber wenn etwas nicht stimmt, will ich auch nicht gerade angereist kommen.
    Jetzt denk ich, daß Mutti bei uns zu Hause ist, und Papa in Thüringen auf dem Gut. Mit einem Behelfshausbau klappt es nun auch nicht, und war Papa mehr als niedergeschlagen, als wir wegfuhren. Ich konnte mir das gar nicht mehr mit ansehen, und hatte so gar keine Lust zum Verreisen. Am letzten Tag, als wir uns bei Schramms verabschiedeten, erfuhr ich, daß Schramms nun ihre zweite Etage vermieten wollte, allerdings nur, wenn Hausarbeit mit übernommen wird. Für Mutti persönlich kommt das ja nun nicht in Frage, aber vielleicht bekommt sie auf Grund ihres Körperbehindertenausweises eine Hilfe, wenigstens ein- oder zweimal wöchentlich. Anderenfalls müßte ich eben ein- oder zweimal in der Woche mit helfen. Es wäre doch aber eine Möglichkeit eine Wohnung für meine Eltern zu bekommen. Was meinst Du dazu? Augenblicklich ist Heinz mal wieder in Deutschland, er hat ja in Budapest gekündigt, und verhandelt nun in Berlin. Erika hat für Dich 20 Zigaretten mitgeschickt. Ich habe sie aber in den Keller geschafft, und bekommst Du dieselben nun zum Geburtstag. Ist es recht so? Habe ich Dir schon von meinem letzten großen Pech erzählt? Ja, kleiner Mann, ich habe nämlich meine neue Raucherkarte, mit der Zusatzkarte von 45 Stück versiebt, und kann sie nirgends finden. Ein Glück, daß ich Vaters Karte nicht mehr habe, sonst wäre die vielleicht auch mit weg. Da bin ich nun in meiner großen Not über Deinen Vorrat gegangen und habe mir 50 Stück kassiert. Zankst Du mit mir? Ich glaube ja kaum, daß ich die Karten noch wiederfinde.
    Für heute will ich nun schließen, mein alter Kerl. Bleibe Du

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