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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Eintrittsgeld, soweit man welches bezahlt hat, bekommt man deswegen auch nicht zurück.
    Du, das ist ja wirklich fabelhaft, dass die Eltern nun doch endlich etwas gefunden haben. Ich wünsche ihnen, dass sie sich dort wohlfühlen und nun wieder aufleben. Du schreibst mir doch noch die neue Adresse, da will ich dann gleich mal schreiben. Mutter schrieb mir, dass das Wetter gar nicht schön sei und nehme ich an, dass dies bis Freitag vor Pfingsten der Fall gewesen ist, denn wir haben seit Sonnabend danach warmes Wetter, dass wir sogar den Dienst im Sportzeug machen. Also wirst Du wohl auch noch kräftig sonnengebadet haben. Ich hatte Dir doch geschrieben dass ich vorhatte, in ‘Tosca’ zu gehen, aber weder zu der Freitag noch Dienstagvorstellung waren noch Karten zu haben. Auch für Rembrandt, wo ‘Der weisse Traum’ gespielt wurde, sah es sehr mies aus. Am Pfingstsonnabend war ich in Apeldoorn, wo ich gleichzeitig baden war, da ich erst ½ 4 Uhr zurückkam, konnte ich nicht mehr zum Nachimpfen (mir fehlen noch drei Spritzen) fahren, worüber ich sehr traurig war. Am Spätnachmittag habe ich dann auf der Heide Sonnenbad genommen. Am ersten Feiertag habe ich fast den ganzen Tag geschlafen und abends geskatet und am Montag bekam ich dann eine Karte auf telefonische Bestellung im Rembrandt. Ich konnte dann nach 2 Uhr mit dem PKW nach Arnheim fahren und war so zeitig am Kino, dass ich gleich noch in die Nachmittagsvorstellung gegangen bin. Der Film hat mir sehr gut gefallen und hatte es sich gelohnt ihn anzusehen. Anschliessend bin ich ins Wehrmachtsheim, da gab es frischgebackenen Kartoffelkuchen, allerdings pro Mann zwei Stück; ich habe aber dem Ober eine Zigarette geopfert und brachte es auf sechs Stück. Zum Abend gab es Kaninchen, aber da ich einesteils noch satt war und der Preis für die Portion anderseitig zu hoch vorkam, bin ich dann abgehauen. Nun hätte ich, da feiertags kein Bus fährt, auf unseren Bus ½ 10 Uhr warten müssen und da bin ich mit der Strassenbahn bis Deelen gefahren und dann zu Fuss quer über die Heide zu uns raus. ¼ 7 Uhr bin ich in Arnheim weg und war schon um ½ 8 Uhr bei der Kompanie. Aber geschwitzt habe ich, da war alles dran. Kannst Du Dich an die Heide in Bornholm erinnern, wo es so viele Schlangen geben sollte? Genau so war es hier, die Heide ungefähr einen halben Meter hoch, von oben knallte die Sonne herunter, aus der Heide stieg ein heisser Dunst auf; Ich konnte mein Hemd dann auswringen. Ich bin dann gleich unter die Dusche, was direkt ein Hochgenuss war. Anschliessend haben wir wieder einen Skat gedroschen und ½ 12 Uhr bin ich in die Falle. Gestern früh war nun wieder um 6 Uhr wecken und habe ich mal wieder etwas mehr Arbeitseifer an den Tag gelegt und bis Mittag an meiner Bestandsaufstellung gearbeitet. Mittags bei der Parole gab es auf einmal noch zwei Karten für ‘Tosca’, wovon ich eine erwischte. Ich nahm an, dass die Vorstellung um 7 Uhr anfing und hab bis 5 Uhr gearbeitet, dann geduscht und mich angezogen. 20 Minuten vor 6 Uhr bin ich dann mit dem Bus nach Arnheim rein, dabei erfuhr ich, dass die Vorstellung schon um 6 Uhr beginnt. Wenn der Bus pünktlich gekommen wäre, hätte ich es noch geschafft, aber ich war erst 7 Minuten nach 6 Uhr drin. Nur gut, dass es die Logenschliesser hier nicht so genau nehmen und durfte ich noch hinein. Es waren wirklich 1a Kräfte, der Caravadossi sang italienisch und das Zusammenspiel war sehr gut, aber ich weiss nicht, ich kann bei Puccini nicht warm werden. Die Musik hat mir gefallen, aber Verdi bleibt Verdi. Trotzdem bin ich froh, wieder einmal gute Musik gehört zu haben und habe ich vielleicht noch Glück und erwische eine Karte noch für den Dresdner Kreuzchor. Heute früh hatten wir zwei Stunden exerzieren bei dem Fähnleinführer und war es ein Genuss, mit dem Stahlhelm bei dieser Hitze herumzusausen, aber alles ist vergänglich und er hat seinen Willen gehabt. Jetzt habe ich mir zwei schöne Bücher von der Kafü geliehen, ‘Anette’, ein Drosteroman und ‘Die Macht der Drei’. Punkt 6 Uhr schliesse ich hier meinen Laden, gehe erst die männerstärkende Milchsuppe schlürfen und dann auf die Heide zum Lesen. Beim Schreiben jetzt habe ich so nebenbei ein ganzes Kochgeschirr voll Milch verdrückt, die ich in der Küche mir organisiert habe. So, kleine Frau, das waren meine Feiertage und nun geht’s wieder im alten Trott bis zum Urlaub, ich wollte, es wäre schon soweit. Ueber Heidis Geburtstag und Rückreise wirst Du

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