Bleibst du fuer immer, Liebster
hier war eine andere Angst, die vor Veränderungen, vor einer Ungewissen Zukunft.
“Hör zu”, begann Grant. “Es ist so, dass …”
Bevor er fortfahren konnte, flog die Tür auf, und Rachel kam herein, den langen Zopf über einer Schulter.
“Wir haben eine heiße Story, Chef”, verkündete sie aufgeregt.
Grant grunzte. “Guten Tipp von der alten Huffington bekommen?”
“Der Kramladen schließt. Miss Huffington hat es von Mabel Harper, und die irrt sich fast nie.”
“Der Kramladen? Schon wieder ein Geschäft weniger?
Forschen Sie mal vor Ort nach, was dran ist”, meinte Grant.
“Das habe ich vor. Ich wollte nur rasch mein Tonbandgerät holen.”
Marcus lachte.
“Was ist so komisch?”, fragte Rachel entrüstet.
“Das ist die heiße Story? Dass ein Kramladen die Pforten schließt? Wozu brauchen Sie den Rekorder? Für Zitate?”
Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu und zog eine Schublade auf. “Genau. Und es ist eine heiße Story. Im letzten Jahr hat ein Supermarkt zugemacht, und im Jahr davor …”
Marcus konnte nicht aufhören zu lachen. Sie nahm ihren Job so ernst. Bei jeder anderen hätte er es für einen Scherz gehalten, aber nicht bei Rachel. Die Lady hatte nicht, den richtigen Sinn für Humor.
“Hören Sie, Mr. Slade, vielleicht gibt es keine Toten oder zerbombte Gebäude, aber das hier wird das Leben vieler Einwohner verändern. Für Sie mag so etwas Kleinkram sein, aber hier ist es eine Schlagzeile wert.”
Sie war eine erstaunliche Frau, diese Rachel Gale mit ihrer schulmädchenhaften Bluse, dem fast knöchellangen Rock und dem streng nach hinten gebürsteten Haar. Aber in ihren Augen brannte Feuer, und die Begeisterung färbte ihre Wangen rot.
Marcus bemerkte, dass Grant von einem zum anderen schaute. “Warum gehst du nicht mit?” schlug sein Freund prompt vor. “Vielleicht lernst du noch etwas.”
“Niemals!” protestierte Rachel. “Kommt nicht in Frage!”
Hätte sie nicht so reagiert, wäre er nie darauf gekommen, den Nachmittag in irgendeinem staubigen Billigladen zu verbringen.
Aber jetzt fand er die Idee ungemein reizvoll.
Er lächelte. “Gut möglich, Grant. Ich denke, ich werde Rachel begleiten.”
“Das denken Sie nur”, sagte Rachel, während sie ihr Tonbandgerät überprüfte.
“Das weiß ich.”
“Nur über meine Leiche”, erwiderte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
Marcus musterte sie ausgiebig. “Ich finde, mit Ihrem Körper lässt sich Schöneres anstellen, Schätzchen … Übrigens, falls Sie heute Abend wieder so eine Nummer abziehen wie gestern Abend, könnte die Sache anders enden”, sagte er und schob ihr eine Strähne hinters Ohr.
Er hatte sie nur ein wenig ärgern wollen, aber der Blick aus ihren großen, unschuldigen Augen, die leicht geöffneten Lippen, die Brüste, die sich unter dem weißen Stoff immer rascher hoben und senkten, waren etwas, womit er nicht gerechnet hatte.
Sie öffnete den Mund noch weiter. Er machte einen Schritt auf sie zu. Sie schob ihn so kräftig von sich, dass er taumelte und fast auf dem Hinterteil gelandet wäre.
“Ich habe keine Nummer abgezogen, und Sie wissen es. Sie waren im falschen Zimmer, nicht ich”, fauchte sie ihn an. “Und falls Sie glauben, ich hätte Lust, diese geschmacklose Episode zu wiederholen…”
Ein schriller Pfiff ertönte. Marcus und Rachel drehten sich zu Grant um.
“Falls ihr beide es vergessen haben solltet, das hier ist eine Zeitung. Sie haben eine Story, Rachel, und Marcus wird Sie begleiten”, sagte er.
“Aber …Chef…”
“Genau, noch bin ich Ihr Chef. Jetzt ab mit Ihnen. Und Sie nehmen Slade mit, klar?”
Rachel funkelte die beiden Männer an und eilte zur Tür.
Grinsend folgte Marcus dem wehenden pinkfarbenen Rock hinaus.
Knickerson’s Kramladen war leer. Die Türglocke und der alte hölzerne Ventilator an der Decke gaben die einzigen Geräusche von sich. Rachel atmete tief durch. Der schiefe, aber glänzende Boden roch nach Bohnerwachs. Die hohen Glaskästen mit den Bonbons, die man sich nach Belieben zusammenstellen konnte, dufteten nach leckerer Schokolade, genau wie damals, als sie noch ein Kind gewesen war. Rachel liebte diesen Laden und hoffte inständig, dass Miss Huffington sich irrte.
“Agnes?” rief sie.
Ein Vorhang öffnete sich, und heraus kam Agnes. “Rachel!
Wie schön! Wollte mir gerade eine Pop gönnen. Möchten Sie auch eine?”
“Nein danke, Agnes.”
“Eine Pop?” fragte Marcus.
“Soda Pop”, erwiderte Agnes.
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