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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Fogli
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No-Name war? Wie soll ich Ihnen das glauben, Vitale?«
    Der Cosa-Nostra-Mann lächelt.
    »Bei allem Respekt, Dottore, Sie haben doch wohl sehr viel mehr auf dem Kasten. Sind Sie sicher, das alles an jenem Abend angefangen hat, als er vor die Kameras getreten ist? Denken Sie mal gut nach. Lassen Sie mal alles außen vor, wasSie sich bei dem ganzen Bockmist, der Ihnen aufgetischt wurde, zurechtgedacht haben. Weiter als bis hier kann ich nicht gehen.«
    Danieles Stimme klingt gedämpft.
    »Das Geld der Ferraras steckt in der Perseo, ich weiß.«
    »Das ist nur eine Frage des Geschäfts. Und der Machtpolitik.«
    Daniele übergeht ihn.
    »Antonio Marsigli ist einer von euch.«
    »Sie sind doch nicht blöd, Dott…«
    Der Richter springt auf. Das Notizbuch fällt zu Boden, der Kuli rollt unters Bett. Er kommt ganz nah an Vitale heran.
    »Sagen Sie mir nicht dauernd, ich sei nicht blöd, verstanden? Sagen Sie mir nicht, ich wüsste, wie der Hase läuft, oder ich könnte selber drauf kommen, kapiert? Also gut, ich gehe noch einen Schritt weiter. Mithilfe von Marsiglis Freunden kann Luca Rossini das Familienvermögen vor dem Untergang retten. Mit den Jahren werden die Beziehungen fester und ihr werdet Partner. Dafür habe ich keine Beweise. Ich kann nicht beweisen, dass Rossini Bescheid wusste, aber ich bin verdammt sicher. Doch Rossini hat weder etwas mit Politik am Hut noch mit der Regierung oder Cèrcasis Partei, rein gar nichts. Also erzählen Sie mir keinen Scheiß, Vitale, dazu bin ich weiß Gott nicht in der Stimmung.«
    Daniele senkt den Kopf und stützt sich auf den Nachttisch.
    Vitale dreht sich auf die Seite und flüstert ihm ins Ohr.
    »Wie kann man denn in Italien so groß werden, ohne etwas mit der Politik zu tun zu haben? Und wie viel Geld braucht es, um sich wählen zu lassen, wie viel, um zu gewinnen? Für die Cosa Nostra geht’s nur ums Geschäft. Lukrative Geschäfte. Lukrative Investitionen. Wir verlieren nicht gern Geld, Dottore.«
    Daniele bückt sich und hebt Notizbuch und Kuli auf.
    »Das genügt mir nicht.«
    Vitale überlegt ein paar Sekunden.
    »Sadost.«
    Daniele schlägt das Notizbuch auf.
    »Was ist das?«
    »Ein Unternehmen.«
    »Was für ein …«
    Vitale unterbricht ihn.
    »Basta, Dottore. Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    Daniele lässt das Notizbuch in die Tasche gleiten, zieht eine gefaltete Fotokopie heraus, schlägt sie auf und zeigt sie Vitale.
    »Sagen Sie mir, ob Sie ihn kennen, und wir hören auf.«
    Der Cosa-Nostra-Mann betrachtet das Blatt.
    Zwei Fotos von Luca Rossini aus einem Siebzigerjahre-Klatschblatt. Er ist mit einer sehr schönen, jungen Blondine zu sehen. Eine Schauspielerin, an den Namen erinnert Daniele sich nicht. Auch ein weiterer Mann ist darauf. Auf dem ersten Foto hilft er dem Mädchen in den Wagen. Auf dem zweiten hält er Rossini die Wagentür auf.
    »Antonio Domenici«, sagt Daniele. »Wissen Sie, wer das ist?«
    Der Mafioso gibt Daniele die Fotokopie zurück.
    »Wer hat Ihnen gesagt, wo Sie suchen müssen?«
    »Antworten Sie, Vitale.«
    »Er heißt Angelo Barbera. Soweit ich weiß, ist er seit ein paar Jahren tot. Hinter dem wart ihr lange her, stimmt’s Dottore?«
    Daniele hält das Blatt zwischen den Händen und versucht in den Zügen des Mannes auf dem Foto das per Computer gealterte Gesicht wiederzuerkennen, das er so oft gesehen hat. Mord, Drogenhandel, Erpressung, Kidnapping. Barberas Strafregister lässt nichts aus.
    »Was hatte er mit Rossini in Mailand zu tun?«
    Vitale lässt sich nicht beirren.
    »Er und Antonio Marsigli kannten sich seit der Kindheit. Sie haben sich ein paar Mal gesehen. ’93 und ’94. Barbera war es, der uns die Zusagen machte, nachdem er seinen Freund getroffen hatte.«
    Der Richter wiederholt die Frage.
    »Was hatte er mit Rossini in Mailand zu tun?«
    Der Cosa-Nostra-Mann antwortet nicht. Er lächelt. Dieses Lächeln müsste man zu Protokoll geben, denkt Daniele. Er faltet das Foto zusammen und steckt es in ein Seitenfach seiner Tasche. Als er aufblickt, sieht er aus wie ein besiegter Soldat.
    »Wieso haben Sie mir nicht von Barbera erzählt?«
    »Sie glauben mir doch selbst jetzt nicht, wo Sie es mit eigenen Augen gesehen haben, Dottore. Wie hätten Sie mir da vorher glauben sollen?«
    Daniele stellt die Tasche auf den Stuhl.
    »Diese Geschichte ist …« Er beendet den Satz nicht. Worte können nicht alles ausdrücken. Sie können den Schmerz, die Wut, die Angst, den Unglauben, die Verzweiflung nicht beschreiben.
    Die

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