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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ferruccio Pinotti , Patrick Fogli
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verbergen.
    Dies ist das Land der vergessenen Geschichten.
    Vergessen von denjenigen, die sie kennen und nicht erzählen. Die sie erlebt haben und so tun, als hätte es sie nicht gegeben. Die sie enthüllen könnten und zu viel Angst haben. Die sich nicht dafür interessieren und so tun, als hätten sie eine stillschweigende Abmachung getroffen, dass die Welt sich auch nicht für sie interessiert.
    Ein kollektiver Gedächtnisschwund, der von Gerüchten und widersprüchlichen Details lebt. Von aberwitzig klingenden Verknüpfungen, die dennoch existieren, nur von einer feinen Staubschicht überzogen und bereit, entdeckt zu werden.
    Die größte Waffe bleibt der Mut, ein Fragezeichen hinter einen Satz zu setzen und eine sinnvolle Antwort zu fordern.
    Seit meine Frau tot ist, lebe ich von Fragen. Den jüngsten Abschnitt meines Lebens habe ich damit zugebracht, nach Antworten zu suchen, und heute, da ich alles niedergeschrieben habe, was ich weiß, wünschte ich mir, jemand anders würde weitermachen.
    Morgen werde ich zum ersten Mal in ein Flugzeug steigen und das neue Leben meiner Tochter kennenlernen. Mit dieser Geschichte im Gepäck. Es ist die Geschichte ihrer Mutter, ihres Vaters, ihres Großvaters. Ihres Landes.
    Sie wird sie gewiss lesen. Und wenn sie fertig ist, wird sie mich mit dieser Mischung aus Neugier und Befangenheit ansehen, die mich so sehr an die spröde Zartheit ihrer Mutter erinnert.
    Dann ist alles getan, und ich kann nach Hause zurückkehren.
    Meiner Tochter bleibt, was ich zusammen mit ihrer Mutter herausgefunden habe. Oder was sie mich, ohne es zu wissen, hat herausfinden lassen.
    Ich hoffe, es kann ihr helfen. Helfen, zu erinnern. Die Schubfächer zu durchwühlen und im richtigen Moment einen einfachen Schritt zu tun: An diese Geschichte denken, aufstehen, fordern, dass sie gelesen wird, und ihre verdammten Fragen stellen.
    Angefangen bei einer bestimmten, der ersten. Der vielleicht wichtigsten.
    Stellt sie euch.
    Und wenn alles wahr wäre?
     

ANMERKUNGEN
     
    12. Dezember 1996 – siehe Piazza Fontana.
     
    Addaura – Am 21. Juni 1989 wurde ein erstes Attentat auf Giovanni Falcone am Strand von Addaura vereitelt. Erst zwanzig Jahre später kam heraus, dass vermutlich zwei Taucher des Geheimdienstes den Sprengstoff entschärften. Die beiden Männer wurden wenige Monate nach dem Attentatsversuch getötet, die Schuldigen hierfür nie gefunden.
    Andreotti, Giulio – (1919) Einer der wichtigsten Vertreter der Democrazia Cristiana, der in insgesamt 33 Regierungen nach 1945 verschiedene Ministerposten bekleidete und siebenmal das Amt des italienischen Ministerpräsidenten innehatte. Er wurde der Zusammenarbeit mit der Mafia und der Beauftragung des Mordes an dem Journalisten Mino Pecorelli beschuldigt, aus Mangel an Beweisen jedoch freigesprochen.
    Amato, Giuliano – (1938), Italienischer Politiker, erst PSI, dann Ulivo, danach PD, war von Juni 1992 bis April 1993 italienischer Ministerpräsident einer sogenannten Technikerregierung.
    Artikel 41 – Erlaubt dem Justizminister in besonderen Fällen, z. B. von organisierter Kriminalität oder Terrorismus, die Isolation des Gefangenen von der Außenwelt und anderen Gefangenen (keine Telefonate, keine Aktivitäten, nur eingeschränkt Besuche).
     
    Bagarella, Leoluca – (1942) Mafioso, zeitweise, zusammen mit Provenzano, Clanchef der Corleonesi. Er löste den zweiten großen Mafiakrieg aus und wurde wegen zahreicher Morde verurteilt, darunter dem an G. Falcone. Seit 1995 in Haft.
    Bahnhof von Bologna – Am 2. August 1980 explodierte eine Bombe im Hauptbahnhof von Bologna. Bei dem bisher größten Terroranschlag in Italien wurden 85 Menschen getötet und über 200 verletzt. Nach einem langen und umstrittenen Verfahren befand das oberste Gericht im November 1995 zwei Mitglieder der neofaschistischen Nuclei Armati Rivoluzionari für schuldig. Dieses Urteil ist bis heute umstritten. Zwei Mitglieder der Loge Propaganda Due und zwei Geheimdienstbeamte wurden wegen Behinderung der Ermittlungen verurteilt.
    Bomben von 1993:
    San Giorgio al Velabro/San Giovanni in Laterano: In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1993 explodierten in Rom Bomben vor den Kirchen San Giorgio al Velabro und San Giovanni in Laterano und verursachten schwere Schäden an den Baudenkmälern. Via dei Georgofili/Accademia dei Georgofili: In der Nacht vom 26. auf den 27. Mai 1993 explodierte eine Autobombe vor den Uffizien in Florenz. Fünf Menschen starben, 48 wurden verletzt, die

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