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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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anscheinend auch aufgefallen war und die ihn für einige Sekunden ebenso ungeniert angegafft hatten wie ich, schüttelten der Reihe nach ihre Köpfe, als wollten sie sein Bild vertreiben und sich zur Besinnung rufen. Eines nach dem anderen verschanzten sie sich hinter ihren Geschichtsbüchern.
    4.               Überhaupt sah niemand (außer mir selbst) ihn länger an.
     
    Und ...
     
    5.              Er selbst sah auch niemanden an.
     
    Dann bemerkte ich, was ihn am deutlichsten von Lucy und Adrian unterschied: Der Ausdruck seiner Augen war nicht so offen und schon gar nicht fröhlich; er wirkte distanziert. Eventuell deutete ich das sogar zu wohlwollend, denn mit weniger Begeisterung hätte man auch leicht Arroganz in seinen Blick interpretieren können.
    Kathys Bewegungen rissen mich aus meiner Verzückung. Eilig krakelte sie auf ihren Zettel:
     
    Voilá ! Noah Franklin, Lucys und Adrians Adoptivbruder
     
    Adoptivbruder. Meine Augen glitten mehrfach über das Wort. Nun, das erklärte zumindest schon mal die fehlende Ähnlichkeit.
    Ich versuchte, mein Nicken so belanglos wie möglich wirken zu lassen. Niemand sollte bemerken, wie sehr mich Noahs Ankunft aus der Bahn geworfen hatte. Ich konnte es ja selbst kaum begreifen.
    Äußerlichkeiten … als ob ich jemals zuvor Wert auf Äußerlichkeiten gelegt hatte.
    Noah war inzwischen mit nur drei gleichermaßen entschlossen wie elegant wirkenden Schritten zum Lehrerpult gegangen, hatte einige Formulare vor Mr Sheppard abgelegt und wartete nun reglos auf dessen Unterschrift. Kein einziges Wort der Begrüßung kam über seine schönen Lippen.
    Überhaupt war es plötzlich sehr ruhig im Klassenraum.
    Nicht einmal Mr Sheppard sagte etwas. Kein Hallo , keine Platzzuweisung, kein Tadel wegen der deutlichen Verspätung oder der erneuten Störung seines Unterrichts. Nichts dergleichen.
    Stumm nahm Noah die unterschriebenen Formulare wieder an sich und schritt mit starrem, nahezu ausdruckslosem Blick über den breiten Gang am Fenster.
    Hinter mir quietschten Stuhlbeine über den Fußboden. Das Geräusch wirkte so mächtig in der angespannten Stille, die Noah mit sich in den Raum gebracht hatte, dass sich sofort alle siebzehn Augenpaare auf den Lärmstifter richteten. Der ewig coole Roger, der allein an einem Tisch in der letzten Reihe gesessen hatte, räumte freiwillig seinen Platz und setzte sich zu Rebecca, der unbeliebtesten Streberin unserer Stufe.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht.
    Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, schritt Noah an sämtlichen Tischreihen vorbei und setzte sich auf den nun freien Stuhl. Niemand außer mir beobachtete, wie er Platz nahm. Alle anderen hatten ihre Köpfe bereits wieder abgewandt und die Nasen zurück in ihre Bücher gesteckt.
    Geräuschvoll zog Noah den Stuhl heran. Er war der Einzige, der allein saß. Was zum Teufel … ???
    „Ähm, ja“, räusperte sich Mr Sheppard endlich. „Also, wie gesagt: die Revolutionäre der Bewegung ...“
    Die totlangweilige Art unseres Geschichtslehrers machte die Doppelstunde zu einer Qual. Eine Weile beschäftigte mich der Gedanke an den eigenartigen Jungen noch, aber dann beobachtete ich Lucy und vergaß ihren Bruder darüber. Sie sah sehr nett aus. Allerdings schien sie das Unterrichtsthema ebenso wenig zu interessieren wie mich. Wann immer uns Mr Sheppard seinen Rücken zukehrte, malte sie auf den Rand ihres Schreibblocks. Ich konnte nicht genau erkennen, was sie zeichnete, doch ihre Handbewegungen wirkten wie ihre Schritte und ihr Lachen: Klar, fließend, federleicht. Ja, Lucy ergab ein stimmiges Bild für mich. Eines, das mich faszinierte.
    Unser Geschichtsleh rer kannte keine Schonfristen. Schon in dieser ersten Stunde rief er Lucy und Adrian einige Male auf. Jedes Mal kannten sie die korrekten Antworten auf seine Fragen. Nur Noah wurde nicht abgefragt. Die Minuten verstrichen, langsam und zäh, ohne dass ich seine Stimme hörte.
    Mit einem Mal, ich kaute gerade gelangweilt auf meinem Kugelschreiber herum, bemerkte ich, dass mich jemand beobachtete. Ein kurzer Seitenblick auf Adrian bestätigte meinen Verdacht. Freundlich sah er mich an. Ich errötete so schnell, dass ich es nicht mal mehr schaffte, rechtzeitig meinen Kopf zu senken. Ebenso schlagartig wurde mir klar, dass sich meine Hoffnungen für den heutigen Tag erfüllt hatten: Die Neuen waren da und mit Sicherheit Gesprächsthema Nummer eins für die kommenden Wochen. Dumm nur, dass

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