Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
um den Kopf herum möglich macht, können diese binauralen Schwebungen das angrenzende retikuläre Aktivierungssystem mitreißen, das dauerhafte Taktsignale an den Thalamus und den Kortex gibt und so Bewusstsein ermöglicht. Diese Signale erzeugen eine Gehirnwellensynchronie im Bereich zwischen 1 und 25 Hertz (Hz oder Schwingungen pro Sekunde), einschließlich des entscheidenden Bereichs unterhalb der normalen menschlichen Hörschwelle (20 Hz). Dieser niedrigste Bereich wird mit Gehirnwellen im Delta- (< 4 Hz, normalerweise bei tiefem, traumlosem Schlaf vorkommend), im Theta- (4 bis 7 Hz, in tiefer Meditation und Entspannung sowie im Nicht-REM-Schlaf) und im Alpha-Bereich (7 bis 13 Hz, charakteristisch für den REM- oder Traumschlaf sowie für Müdigkeit an der Grenze zum Schlaf und Entspannung im Wachzustand) in Verbindung gebracht.
Auf meiner Reise zum Verstehen nach meinem Koma war Hemi-Sync möglicherweise ein Mittel zur Ausschaltung der Filterfunktion des physischen Gehirns, denn es hat – vermutlich genau wie meine Meningitis – die elektrische Aktivität in meinem gesamten Neokortex synchronisiert, um mein außerkörperliches Bewusstsein zu befreien. Ich glaube, Hemi-Sync hat es mir möglich gemacht, in einen Bereich zurückzukehren, der jenem ähnlich war, den ich im tiefen Koma aufgesucht hatte, ohne allerdings todkrank sein zu müssen. Doch genau wie in den Flugträumen, die ich als Kind gehabt hatte, ist dieser Prozess stark davon abhängig, dass man der Reise erlaubt, sich zu entfalten. Wenn man versucht, etwas zu erzwingen, zu viel darüber nachdenkt oder sich zu sehr daran festklammert, funktioniert es nicht.
Das Wort Allwissenheit zu benutzen scheint mir unpassend, denn die Ehrfurcht und die kreative Kraft, die ich erlebte, lagen jenseits von allem, was benannt werden kann. Ich erkannte, dass die Verbote mancher Religionen, Gott zu benennen oder die göttlichen Propheten bildlich darzustellen, tatsächlich intuitiv richtig waren, weil die Realität Gottes in Wahrheit so völlig jenseits all unserer menschlichen Versuche liegt, Gott in Worte oder Bilder zu fassen, während wir hier auf der Erde sind.
Genau wie mein Bewusstsein sowohl individuell als auch gleichzeitig völlig eins mit dem Universum war, zogen sich die Grenzen dessen, was ich als mein »Ich« erlebte, bisweilen zusammen und erweiterten sich dann wieder, um alles einzuschließen, was bis in alle Ewigkeit besteht. Das Verschwimmen der Grenze zwischen meinem Bewusstsein und dem Bereich um mich herum ging bisweilen so weit, dass ich zum gesamten Universum wurde . Ich könnte es auch so ausdrücken, dass ich in dem Moment ein Gleichsein mit dem Universum bemerkte, welches die ganze Zeit existiert hatte, für das ich aber bisher blind gewesen war.
Eine Analogie, die ich oft gebrauche, um mein Bewusstsein auf dieser tiefsten Ebene zu verdeutlichen, ist die eines Hühnereis. Während ich mich im Zentrum aufhielt, hatte ich, selbst als ich in alle Ewigkeit eins wurde mit der Lichtkugel und dem gesamten höherdimensionalen Universum und eins mit Gott war, das starke Gefühl, dass der kreative, uranfängliche Aspekt Gottes (der erste Beweger) die Schale um den Inhalt des Eis war, durchweg eng mit ihm verbunden (denn unser Bewusstsein ist eine direkte Erweiterung des Göttlichen), aber für immer jenseits der Möglichkeit, absolut identisch mit dem Bewusstsein des Erschaffenen zu sein. Selbst als mein Bewusstsein mit allem und der Ewigkeit gleich wurde, merkte ich, dass ich nicht ganz eins werden konnte mit dem kreativen, ursprünglichen Lenker von allem, was ist. Im Innersten der grenzenlosesten Einheit war immer noch diese Dualität. Möglicherweise ist eine so offenkundige Dualität einfach das Ergebnis des Versuchs, eine derartige Bewusstheit mit zurück in diese Welt zu bringen.
Weder hörte ich die Stimme des Om jemals direkt, noch sah ich jemals sein Gesicht. Es war, als spreche das Om durch Gedanken zu mir, die wie Wellenberge durch mich hindurchrollten, die alles um mich herum erschütterten und mir zeigten, dass es ein tieferes Gewebe der Existenz gibt – ein Gewebe, von dem wir alle immer ein Teil sind, dessen wir uns im Allgemeinen aber nicht bewusst sind.
Habe ich also direkt mit Gott kommuniziert? Absolut. So ausgedrückt klingt es prachtvoll. Aber als es passierte, fühlte ich mich nicht so. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass ich etwas tat, was jede Seele tun kann, wenn sie ihren Körper verlässt, und was wir alle schon
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