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Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Titel: Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Y. Schmidt
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Strichen zusammensetzen, liefen also zuerst ins Stadion ein, die mit vielen Strichen erst später. Weil aber das Zeichen für Deutschland

    mit fünfzehn Strichen bereits ein hochkomplexes ist, kam die deutsche Delegation kurz vor Schluss. So einfach war das, aber offenbar für Frau Maischberger und Herrn Scholt bereits zu hoch, um es vor der Moderation zu lernen.
    Erzählen die Quatsch, weil sie es nicht besser wissen, tun andere das, weil ihr Unsinn einfach besser zu einer These passt, die sie sich schon zu Hause zurechtgelegt haben. So behauptete im August 2008 ein Redakteur der Süddeutschen Zeitung, der für die Olympischen Spiele offenbar kurzfristig nach Peking verschickt worden war, in seinem Blatt: «In der 17-Millionen-Einwohner-Stadt ist der Mundschutz zum ganz gewöhnlichen Kleidungsstück geworden – so wie Sonnenhüte am Strand oder Wollschals an der Skipiste.» Das ist nun schlicht erfunden. Mundschutz wird in Peking höchstens bei SARS-Epidemien, den Sandstürmen im Frühjahr und Erkältungswellen oder aber von ganz wenigen überkandidelten Damen getragen, sonst nicht. Zwar scheint diese Falschmeldung auf den ersten Blick nicht weiter dramatisch, doch impliziert sie auch, dass bei uns in Peking die Luft so schlecht sei, dass sich niemand mehr ohne Mundschutz auf die Straße traue. Dazu kann ich nur sagen: Die Luft hier ist zwar oft wirklich nicht besonders, aber längst nicht so miserabel, wie die westlichen Medien immer tun.
     
    Diese Fehlerliste ließe sich noch lange fortsetzen, zumal bei der politischen Berichterstattung und Kommentierung. Und so werden die schönsten China-Irrtümer auch im Verlauf dieses Buches immer wieder ein Thema sein. An dieser Stelle soll nur noch kurz das kenntnisloseste Stück China-Impression gewürdigt werden, das mir bisher unterkam. Es handelt sich um die Tagebuchnotizen von Christine Morgenroth, einer Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Hannover, die im September 2002 zusammen mit Oskar Negt und anderen in China unterwegs war. Abgedruckt ist der Bericht am Schluss von Negts Buch «Modernisierung im Zeichen des Drachen», das eigentlich ganz interessant ist. Die von Morgenroth verfassten vierzig Seiten aber strotzen von Fehlern und Plattitüden. Sie schreibt Namen von Menschen, Städten und Sehenswürdigkeiten falsch, sodass aus der Stadt Fengdu «Fangdu» wird und aus Baidi Cheng, der White Emperor City, die «White Conqueror City». Ein Mondkuchen, der alles Mögliche enthalten kann, aber in der Regel keinen Mohn, wird bei ihr nichtsdestotrotz zum «Mohnkuchen». In Shanghai meint sie eine «Hafenrundfahrt» auf dem «Yangzi» zu machen, der Fluss, auf dem sie herumschippert, heißt jedoch Huangpu. Außerdem will sie dem Leser einreden, der durchschnittliche Monatslohn eines Arbeiters in der Boomstadt liege bei hundert Yuan, also umgerechnet zehn Euro. Tatsächlich betrug er aber schon 2002 das Zehnfache. Sie staunt allen Ernstes darüber, dass es in China reiche Menschen gibt, erklärt ihren Lesern, das Vermieten von Wohnungen sei verboten («es wäre privates Unternehmertum»), und Taxifahrer in Shanghai nähmen aus Angst vor der Polizei keine ausländischen Touristen mit. Beides ist natürlich Quatsch.
    Diese völlige Verkennung der chinesischen Verhältnisse wäre eventuell noch zu akzeptieren, wenn Frau Morgenroth ansonsten bei Lidl an der Kasse sitzen würde und ihre Eindrücke unter der Überschrift «Mein schlimmstes Ferienerlebnis» in ihrem Privatblog veröffentlicht hätte. Von einer Professorin aber, die einen Aufsatz in einem Buch publiziert, das in einem renommierten Verlag erschienen ist, sollte man eigentlich ein Minimum an Recherche erwarten. Stattdessen aber schlägt sie in ihrem Text einen Ton an, der in seiner Blasiertheit schwer zu übertreffen ist. Anlässlich eines Vortrages, den sie zusammen mit Oskar Negt an der Shanghaier Tongji-Universität vor chinesischen Akademikern auf Deutsch hielt, schreibt sie: «Die Bedeutung der wechselseitigen Abhängigkeit von Gesellschaftlichkeit und Subjektivität und die subtilen und differenzierten Formen der wechselseitigen Beeinflussung, über die wir ja ständig nachdenken und wofür wir Konzeptualisierungen entwickeln wollen und müssen, diese Frage stellt sich den Chinesinnen und Chinesen hier vom Denkerischen her zunächst überhaupt nicht.» In vernünftiges Deutsch übersetzt muss das wohl heißen: «So richtig gut denken können die Chinesinnen und Chinesen nicht. Auf jeden

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