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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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Bürde für diesen Mann sein musste, der sich von ihr erhoffte, dass sie seine Schwester retten konnte. Einmal mehr verspürte sie die Verpflichtung, ihn über sich aufzuklären. Sie wollte niemanden in Gefahr bringen bei dem Versuch, sie die Felswand hinunterzubringen; diese Leute mussten vor allem über die Grenzen ihrer Möglichkeiten Bescheid wissen. Man musste an diese Sache nüchtern und realistisch herangehen. Wie hoch war tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann, der in einem heftigen Schneesturm kopfüber in einer Felswand hing, in den letzten Sekunden seines Lebens noch klar denken konnte?
    Sie zog ihr Mikrofon zur Seite. »Captain Metcalf, ich weiß nicht, was Admiral Brigham Ihnen über mich erzählt hat, aber es gibt da einige Dinge, die ich nicht tun kann. Ich bin keine Gedankenleserin. Ich kann nur das sehen, was die Leute ein paar Sekunden vor dem Tod gedacht haben. Oft sehe ich dabei Dinge, die überhaupt nicht von Bedeutung sind.«
    »Ich weiß, was Sie tun«, erwiderte Metcalf in ruhigem Ton. »Und was ich gern von Ihnen hätte, wenn wir da hinunterkommen, ist genau das: dass Sie mir sagen, was Sie sehen. Es ist mir egal, ob es Ihnen banal erscheint, und auch, ob es für Sie Sinn macht oder nicht. Lassen Sie nichts aus. Sagen Sie mir alles, was er gedacht hat.«
    Sherry nickte, wenngleich sie ihn nicht wirklich verstand. Wie konnte sich dieser Navy-Captain so sicher sein, dass es funktionieren würde?
    »Wie lange haben wir noch?«, fragte Metcalf den Piloten.
    »Acht Stunden, vielleicht ein bisschen mehr.« Der Pilot tippte auf seine Uhr. »Ich werde nachtanken und warte dann im Medical Camp, bis Sie mich rufen. Sie und Ihre Leute haben bis halb zehn Uhr Zeit, aber dann müssen wir abfliegen«, fuhr der Pilot fort. »Ab da beginnt sich unser Zeitfenster zu schließen.«
    Sherry klappte den Glasrand ihrer Armbanduhr auf. Es war kurz nach ein Uhr nachmittags.
    »Alles klar, halb zehn«, sagte Metcalf zu seinen Männern.
    Sherry hörte, wie sich das Geräusch der Triebwerke veränderte.
    »Machen Sie sich bereit«, sagte Metcalf zu ihr. »Wir gehen in einer Minute hinaus.«
    Sherry zog den Reißverschluss ihrer Jacke bis zum Hals hinauf hoch und schloss den Klettverschluss am Kragen, dann schlüpfte sie in ihre Unterhandschuhe und ließ sich von Metcalf die schweren Schneehandschuhe überstreifen. Die hohen Eisschuhe drückten jetzt schon gegen ihre Schienbeine.
    Der Helikopter setzte mit einem Ruck auf der harten, gefrorenen Schneedecke auf, hob sich ein paar Zentimeter und drehte sich um neunzig Grad. Die Kufen kratzten über das Eis.
    Der Pilot hielt die Maschine in der Schwebe, sodass ihr Gewicht nicht auf dem Schnee ruhte.
    Die Tür ging auf, und der Hubschrauber schaukelte, als ein Schwall kalter Luft in die Kabine strömte. Bei dem Heulen des Windes mussten sie laut rufen, um sich verständlich zu machen.
    Metcalf nahm ihre Hand und zog ganz leicht, bevor sie in den Schnee sprangen.
    »Achten Sie auf jeden einzelnen Schritt«, rief Metcalf. »Stellen Sie sich vor, Sie gehen durch das Wasser, die Füße weit auseinander, und lassen Sie das Seil nicht los.«
    Sie stellte sich breitbeinig hin und trat vorsichtig auf den Schnee, zuerst mit einem Fuß, dann mit dem anderen, und die Steigeisen schnitten sich geräuschvoll durch die Eiskruste.
    »Der Weg ist nicht einfach, bis wir beim Bergkamm sind.«
    Sie nickte, und er legte ihr das Klettergeschirr an. »Wir wollen nicht, dass Sie auf dem Rücken den Berg hinunterschlittern.«
    Sherry schwieg, doch insgeheim konnte sie ihm nur recht geben.
    Wegen ihr würden sie sicher doppelt so lange brauchen. Ein erfahrener Kletterer hätte den Abstieg wohl in der halben Zeit geschafft. Doch zu dem Toten in der Wand zu gelangen, war nur die Hälfte der Aufgabe. Sobald sie mit der Leiche fertig waren, mussten sie das Suchteam über ihnen kontaktieren und zum Felsvorsprung zurückkehren. Dabei würde Metcalf einen großen Teil ihres Körpergewichts zu tragen haben. Sie konnte nur erahnen, wie schwierig das sein würde, doch sie musste sich vor allem darauf konzentrieren, das Gleichgewicht zu bewahren und das zu tun, wofür sie hergekommen war. Um den Rest würde er sich kümmern.
    »North Sickle One, hier Sandstorm«, sagte er, um die Funkverbindung zu seinen Männern zu testen. »Könnt ihr mich hören?«
    Sherry hörte eine Stimme antworten. »Sandstorm, ich höre dich laut und deutlich, over.«
    Metcalf tätschelte Sherrys Arm, als sie zu dem

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