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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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verheiratet? Du guckst noch nicht mal auf ihren Hintern?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte Stryker. »Und sie ist übrigens nicht verheiratet. Sie ist seit Februar geschieden. Die Leute hier meinen, sie sei langsam reif für den Nächsten.«
    »Hast du mal versucht, mit ihr auszugehen?«
    »Nein«, antwortete Stryker.
    Die beiden Männer blickten hinter ihr her, während sie die Straße überquerte und weiterging Richtung Main Street. »Du bist doch auch geschieden, Jimmy«, sagte Virgil. »Und ich weiß, dass du deiner Ex nicht nachtrauerst, weil sie in Chicago lebt und du sie hasst. Ich meine, ich hasse sie, obwohl ich sie nur einmal gesehen hab. Und da wohnt die Frau mit dem viertbesten Arsch im Staate Minnesota direkt in deiner Heimatstadt, und ihre Titten sind auch nicht zu verachten, soweit ich das sehen konnte. Ich meine, entschuldige die Frage, und nicht dass es eine Rolle spielen würde, aber du bist doch nicht schwul oder so?«
    Stryker grinste. »Nee.«
    Die Frau warf ihre weißblonden Haare nach hinten, als sie auf der anderen Straßenseite den Bürgersteig betrat, und blickte sich sogar noch mal kurz zu ihnen um, denn wie allen Frauen war ihr klar, dass sie über sie redeten. Und als Virgil fortfahren wollte, Stryker ihre Vorzüge auseinanderzusetzen, fiel ihm auf, dass Stryker genau die gleichen weißblonden Haare hatte wie die Frau und außerdem diese jadegrünen Augen.
    Plötzlich wusste es Virgil. »Das ist deine Schwester«, sagte er.
    »Ja.«
    Sie blickten beide die Straße hinunter, doch die Frau war an einer Biegung hinter einer Hecke verschwunden. »Hör mal, Jimmy«, sagte Virgil, »die ganze Sache von wegen ihrem Arsch und so …«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken«, sagte Stryker. »Joanie kann schon auf sich aufpassen. Kümmer du dich um den Dreckskerl, der meine Leute umbringt.«

VIER
    Im Holiday Inn breitete Virgil die Akten zum Mordfall Gleason auf dem Bett und dem kleinen Schreibtisch aus, schrieb sich auf einem Notizblock die vorkommenden Namen auf und erstellte eine Chronologie.
    Der Sheriff hatte den Fall selbst geleitet. Ein Deputy namens Larry Jensen war der Hauptermittler gewesen und eine Frau namens Margo Carr die Spurenermittlerin. Diverse weitere Deputys waren unterstützend tätig gewesen. Der Gerichtsmediziner saß in Worthington und war für acht Countys im Südwesten von Minnesota zuständig. Der Autopsiebericht wirkte kompetent, gab aber nicht viel mehr her als das, was der erste Cop bereits am Tatort festgestellt hatte: vier Schüsse, zwei Tote.
    Carr, die Spurensicherungstechnikerin, hatte alle vier Kugeln gefunden, doch sie waren dermaßen deformiert, dass es problematisch sein würde, auf ihrer Grundlage die Waffe zu identifizieren. Die.357er war mit größter Sicherheit ein Revolver. Die in Israel hergestellte halbautomatische Pistole Desert Eagle wurde zwar auch mit Magazinen für Munition Kaliber.357 gebaut, doch das wäre hier draußen in der Prärie eine sehr ungewöhnliche Waffe. Die Tatsache, dass man am Tatort keine Hülsen gefunden hatte, deutete ebenfalls auf einen Revolver hin - oder auf einen sehr vorsichtigen Mörder.
    Ein schwerer.357er war wegen des Rückstoßes keine besonders bequeme Waffe. Es war eine Kanone, die häufig von Polizisten benutzt wurde, denen es mehr um die Wirkung ging als um angenehmes Schießen. Eine Kugel Kaliber.357 würde in jedem Fall eine Autotür durchschlagen, was diese Waffe bei der Highway Patrol sowie bei Deputys sehr beliebt machte, die häufig mit Verbrechen zu tun hatten, bei denen Autos eine Rolle spielten.
    Etwas, das man im Hinterkopf behalten musste.
     
    Jensen und Carr erwähnten in ihren Berichten beide die Möglichkeit, dass der Einbruch mit Drogen zu tun gehabt hatte, dass der Mörder vielleicht gehofft hatte, im Haus des Arztes verschreibungspflichtige Medikamente zu finden. Zwei Tatsachen sprachen jedoch dagegen. Zum einen war Gleason seit Jahren im Ruhestand, und jeder, der wusste, wo er wohnte, hätte auch das gewusst. Zum anderen hatte Carr im Arzneischrank ein Fläschchen mit mehren OxyContin-Tabletten gefunden, die übrig geblieben waren, als Anna ein neues Kniegelenk bekommen hatte. Die hätte ein Junkie niemals übersehen.
    Außerdem hatte Russell Gleason noch hundertdreiundvierzig Dollar in der Brieftasche gehabt und Anna sechsundsiebzig Dollar in ihrem Portemonnaie. Auch das hätten sich Junkies nicht entgehen lassen. Das Geld war nicht übersehen worden, dachte Virgil. Der Mörder hatte einfach

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