Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
kein Interesse daran gehabt.
     
    Die Cops hatten fünfzig Leute im Zusammenhang mit dem Fall vernommen, unter anderem die Haushälterin sowie sämtliche Nachbarn, Freunde, Verwandte, Kollegen und Mitglieder des Golfclubs. Es gab zwar einige Leute, die die Gleasons nicht gemocht hatten, doch dabei handelte es sich um typische kleinstädtische Streitereien. Man war vielleicht zu einem anderen Arzt gegangen oder hatte gegen Anna gestimmt, als sie für die County Commission kandidierte, doch deshalb würde man sie nicht erschießen.
    Eine Sache fand er besonders merkwürdig: Warum hatte man die Leiche angestrahlt? Sie wäre ohnehin spätestens am nächsten Morgen entdeckt worden, da sie sich so nahe an der Straße befand. Wenn der Mörder die Leiche im Dunkeln gelassen hätte, hätte er auf jeden Fall mehr Zeit gehabt zu verschwinden. Hatte er möglicherweise gar nicht mehr Zeit gebraucht, weil er ganz aus der Nähe kam?
     
    Virgil besorgte sich an der Rezeption einen Stadtplan und fragte den Angestellten nach dem Haus der Gleasons. Der Angestellte malte ihm bereitwillig einen Punkt an die entsprechende Stelle. »Sie fahren diesen kleinen Hügel hinauf, und dann führt eine Kurve nach rechts, glaube ich, oder doch nach links? Nein, nach rechts. Jedenfalls sehen Sie an der Straße einen Briefkasten, da steht Gleason drauf. Das Haus hat eine rötliche Fassade und sieht ziemlich modern aus.«
    »Danke.«
    »Ich hab gehört, Sie wären beim SKA«, sagte der Angestellte. Er war jung, hatte rote Haare und ein sonnenverbranntes Gesicht und sah ein bisschen aus wie Billy the Kid.
    »Ja. Man hat uns gebeten, mal einen Blick auf den Fall Gleason zu werfen und zu sehen, ob uns vielleicht noch was Neues dazu einfällt«, sagte Virgil.
    »Ist Ihnen denn schon was aufgefallen?«
    »So dies und das«, erwiderte Virgil und lächelte. »Da darf ich allerdings nicht drüber reden. Sie könnten mir aber einen kleinen Gefallen tun …«
    » Ich ?«
    »Ich hab schon zu oft in einem Holiday Inn gegessen. Das Essen ist zwar in Ordnung, aber Sie verstehen schon, was ich meine. Könnten Sie mir vielleicht ein anderes Restaurant empfehlen?«
     
    Das Präriegebiet um Bluestem war nicht richtig flach. Es war eher eine Ansammlung von schrägen Flächen mit kleinen Bächen und Wassergräben von Farmen an den Stellen, wo die Flächen aneinanderstießen. Dort, wo Wasser floss, standen Weiden, Pyramidenpappeln und wilde Pflaumenbäume. Die Bäche und Gräben flossen irgendwann in größere Wasserläufe, meist alte, sich durch das Land schlängelnde Flüsse, die sich bis zu zehn Meter in den Boden gegraben hatten, aber manchmal mündeten sie auch in Sumpfland oder in seichte Seen. Aus den schrägen Flächen ragten einzelne Hügel und Erhebungen aus rotem Fels empor, der größtenteils mit grünen Flechten bewachsen war.
    Das Haus der Gleasons stand auf einer dieser Erhebungen.
    Virgil wandte sich vom Hotelparkplatz nach links, fuhr fünf bis sechs Blocks Richtung Norden in die Stadt, bog rechts ab auf die Main Street und fuhr durch den Geschäftsbezirk. Sobald er Richtung Osten abgebogen war, konnte er bereits die Gegend sehen, in der die Gleasons gelebt hatten. Geradeaus vor ihm lag ein bewaldeter Hügel, auf dem an einigen Stellen Glas und Schindeln durchschimmerten. Er überquerte den trüben Stark River und fuhr den Hügel hinauf, vorbei an einigen gepflegten Einfamilienhäusern im Ranchstil und ein paar Häusern mit versetzten Geschossen, deren Terrassen nach Westen zum Fluss hin lagen. Oben ging es nach rechts, und er sah den Briefkasten der Gleasons genau an der Stelle, wo der Motelangestellte gesagt hatte.
    Das Haus der Gleasons war aus Redwood und Glas gebaut und hatte die unvermeidliche Terrasse. Er hielt vor der Garage, stieg aus dem Auto, erinnerte sich an das, was Davenport zum Thema unbewaffnet in fremde Häuser gehen gesagt hatte, dachte, Scheiß drauf, das Leben ist zu kurz , und schlenderte einmal um das Haus herum, um es sich von außen anzusehen.
    Schönes Haus.
    Eingeschossig mit Keller, ein Dutzend Ahornbäume auf viertausend Quadratmetern Land, halbwegs gesund aussehender Rasen und ganz hinten ein Gartenschuppen, umgeben von Fliedersträuchern. Von der Terrasse konnte man nach Westen und nach Süden über den Fluss blicken, Richtung Stadt und zur eine Meile entfernten Interstate. Nachts musste das sehr schön sein, dachte Virgil, doch so hoch, wie das Haus gelegen war, war es im Winter bestimmt ziemlich kalt.
    Er konnte sich gut

Weitere Kostenlose Bücher