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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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aber nicht mehr stoppen. Er kam unglücklich an den Grubenrändern auf, so dass beide Fußgelenke nach innen überdehnt wurden. Die plötzlich heraufziehenden Schmerzen waren heftig. Er ging in die Knie und schlug mit der Hand auf den Boden.
    »Scheiße!«, fluchte er laut.
    Max ließ sich auf den Hintern fallen und rieb seine Fußgelenke. Er glaubte nicht, dass etwas gerissen war, aber ganz sicher überdehnt, und das schmerzte fast noch mehr. Humpelnd lief er weiter, jetzt langsamer als zuvor. Max biss die Zähne zusammen, versuchte den Schmerz zu ignorieren, so wie er es von Kolle im Training gelernt hatte. Schmerz fand im Kopf stand und limitierte den Körper in seiner Leistung. Max aber wollte sich nicht limitieren lassen. Er war durch Training und Kampf gewöhnt, über den Schmerz hinauszugehen, Grenzen zu überschreiten.
    Nach fünf Minuten änderte sich der Wald.
    War es zu Beginn noch eine Mischung aus Tannen, Laubbäumen und jungen Büschen gewesen, so bestimmten jetzt ausschließlich hohe Kiefern das Bild. Ihre langen dünnen Stämme ragten kerzengerade in die Höhe, hoch oben bildeten ausladende, aber karge Kronen ein löchriges Dach, durch das kaum noch Sonnenlicht fiel. Am Übergang vom Nachmittag zum Abend hatte es im Wald bereits zu dämmern begonnen. Max konnte trotz des zurückweichenden Unterholzes nicht weit sehen.
    Beinahe orientierungslos rannte er weiter, immer tiefer
in den Wald hinein, nur nicht nachlassen, nicht aufgeben. Dieses Schwein würde ihm nicht entkommen. Während er rannte und über Hindernisse sprang, wurde ihm plötzlich klar, dass er den Wald kannte.
    Als sie noch Kinder gewesen waren, hatten Jürgen und er darin gespielt, waren aber nie viel weiter als ein paar hundert Meter vorgedrungen. Denn sobald das Licht weniger wurde und sich die Welt da draußen zurückzog, wurde der Schlahn unheimlich, und all die wilden Geschichten von Hexen und Waldschraten, die man ihnen im Kindesalter aufgetischt hatte, schienen plötzlich wahr werden zu können. Heute empfand Max das nicht mehr so. Heute war es nur ein großer, schattiger Wald, und das Einzige, wovor er Angst haben musste, war Eduard Sauter, war ein Mensch.
    Max hörte Geräusche. Nicht weit voraus. Ein Knacken und Krachen.
    Er lief weiter. Nach fünfzig Metern kam er an einen tiefen Graben, der von rechts nach links verlief. Am Boden lag eine dicke Schicht Nadeln, dazwischen Äste und sogar ein Baum, der erst vor kurzem umgestürzt war. Auf seiner Seite des Grabens führte eine deutliche Spur hinunter, auf der anderen Seite wieder hinauf. Max blieb stehen und sah in einiger Entfernung eine Bewegung zwischen den Bäumen. Noch einmal und noch einmal.
    Max glitt vorsichtig in den Graben hinab und krabbelte auf der anderen Seite wieder hinauf. Dann lief er weiter. Der Waldboden war jetzt eben und ohne viel Unterholz, er kam schnell voran und dem flüchtenden Sauter immer näher, erblickte immer häufiger die Bewegungen zwischen den Bäumen.
    Dann plötzlich nichts mehr!

    Max lief weiter, hielt auf die Stelle zu, an der er zuletzt etwas gesehen hatte. Kurz bevor er sie erreichte, kapierte Max, was geschehen war, warum der Flüchtende so plötzlich verschwunden waren. Gerade noch rechtzeitig konnte er stoppen.
    Der Wald endete hier.
    Sonnenlicht schien ihm warm ins Gesicht.
    Er befand sich auf dem vier Meter hohen Lehmwall über dem Meerbach. Vor ihm öffnete sich weit die Landschaft, unten floss träge der Bach.
    Doch für ihn hatte Max keinen Blick übrig.

14
    Sie ließen die Dienstwagen auf der Straße stehen und blockierten sie damit. Paul wies einen der uniformierten Polizisten an, Rettungswagen, Notarzt und Verstärkung zu alarmieren. Mit Kindler und Ziller bewegte er sich auf den alten Gasthof zu. Auf einem schmalen Schotterstreifen rechts des Hauses standen zwei Fahrzeuge: ein Passat älteren Baujahrs mit abgedunkelten Scheiben, dahinter ein BMW X5 mit Hamburger Kennzeichen.
    »Das ist dieser Boxer«, sagte Kindler »Was macht der denn hier?«
    »Wir werden es herausfinden. Los! Aber seid vorsichtig.«
    Sie zogen die Dienstwaffen und gingen auf das Gebäude zu, die Abstände zwischen sich ausreichend groß. Paul erreichte den BMW als Erster. Er schlich sich von hinten an das Heck heran, drückte sich dagegen und warf durch die Seitenscheibe einen Blick ins Innere. Niemand drin. Mit
einer Kopfbewegung bedeutete er Ziller weiterzugehen. Ziller schlich an ihm vorbei auf den Passat zu. Nachdem er ihn gesichert hatte, drang Kindler

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