Blindes Vertrauen
Herzen-und-Blumen-Typ.«
Sie legte ihre Hände auf seine Wangen. »Wirst du mich betrügen?«
»Nein.« Sein Tonfall schloà jeden Zweifel aus. »Niemals.«
»Dann brauche ich keine Herzen und Blumen.«
»Was ist mit Sex?«
»Sex brauche ich.«
Später lagen sie Rücken an Bauch auf dem Bett. Die kühle, glatte Haut ihres Pos schmiegte sich an die behaarte Wärme seiner Körpermitte. Sein Kinn ruhte auf ihrem Scheitel. Sein Arm umschlang sie, seine Hand hielt besitzergreifend ihre Brust umfaÃt. Gelegentlich streifte sein Daumen die Brustspitze. Gelegentlich führte sie seine Hand an ihre Lippen und küÃte die Stelle, wo sie ihn vor Wochen gebissen hatte.
Sie begann zu dösen. Aber kurz vor dem Einschlafen sagte sie plötzlich seinen Namen.
»Hmmm?«
»Willst du etwas Verrücktes hören?« Er gab keine Antwort, aber seine Bewegungslosigkeit sagte ihr, daà er zuhörte. »Ich habe meinen Vater geliebt. Verzweifelt.«
»Ich weië, flüsterte er ganz leise in ihr Haar.
Nachspiel
Das Telefon auf Barries Schreibtisch klingelte. Sie sah auf die Uhr. In fünf Minuten muÃte sie im Studio sein. Zeit für ein kurzes Gespräch. Vielleicht war das Gray. Er rief oft unmittelbar vor der Sendung an, um ihr Hals- und Beinbruch zu wünschen â und ihr zu sagen, daà er sich schon auf ihr Heimkommen freute.
Sie lächelte bei diesem Gedanken, als sie nach dem Hörer griff. »Barrie Travis.«
»Habâ Sie gestern im Fernsehen gesehen. Haben Sie Ihr Haar getönt?«
Das war Charlene Walters. »Ich habe es ein biÃchen aufhellen lassen. Gefälltâs Ihnen?«
»Nein. Sie sollten bei der alten Farbe bleiben.«
Barrie lächelte. Charlene war fast so berühmt wie sie. Ihr Name war in jeder Sendung, in jedem Zeitungsartikel über Präsident Merritts Sturz erwähnt worden. Die Strafgefangene hielt sich jetzt für Barries Kollegin.
»Wie gehtâs Ihnen, Charlene?«
»Ich habâ Blähungen. Heute mittag hatâs bei uns Bohnen gegeben.«
»Na, das höre ich nicht gern. Charlene, ich muà in ein paar Minuten ins Studio â¦Â«
»Sie sind bestimmt stolz auf sich, weil Sie das alles in Gang gebracht haben.«
Seit Becky Sturgisâ Wiederauferstehung war ein halbes Jahr vergangen. Merritt und Armbruster erwarteten Gerichtsverfahren. Die Staatsanwälte waren noch dabei, die Anklageschriften fertigzustellen. Die Strafverteidiger bemühten sich,
Entlastungsgründe zusammenzukratzen, was angesichts erdrückender Beweise und zahlreicher Belastungszeugen, die auspacken würden, um sich selbst Straffreiheit oder richterliche Milde zu sichern, fast aussichtslos war.
»Es macht mir keine Freude, Leben zerstört zu sehen«, sagte Barrie. »Obwohl ich hoffe, daà die Sache dazu beitragen wird, einen so unentschuldbaren MachtmiÃbrauch in Zukunft zu verhindern.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen, nachdem die Menschen nun mal sind, wie sie sind.«
Barrie sah erneut auf die Uhr. Drei Minuten. Sie klemmte den Hörer zwischen Kinn und Schulter ein und nahm Spiegel und Puderquaste aus ihrer Schreibtischschublade. Für ein Make-up würde die Zeit nicht mehr reichen. »Freut mich, daà Sie sich wieder mal gemeldet haben, Charlene, aberâ¦Â«
»Wennâs nach mir ginge, kämen die Schweinehunde gleich an den Galgen. Nach allem, was sie Becky angetan haben, sollten sie keinen Tag weiterleben dürfen.«
»Wenn sie verurteilt werden, sorgt unser Vollzugssystem dafür, daà sie ihre gerechte Strafe bekommen.«
Charlene schnaubte verächtlich, um zu zeigen, was sie von dem System hielt. »Immerhin haben Sie etwas unternommen, als ich Ihnen von Becky erzählt habe. Es hat âne Weile gedauert, aber zuletzt sind Sie doch aktiv geworden.«
»Ja, nunâ¦Â«
»Nicht wie sie. Verdammt, sie hat überhaupt nichts unternommen.«
»Na ja, sie hat im Gefängnis gesessen. Wie sie selbst gesagt hat, sind ihreâ¦Â«
»Nicht Becky, Sie Dummkopf. Mrs. Merritt.«
Barrie legte den Spiegel hin und nahm den Telefonhörer wieder in die Hand. »Mrs. Merritt?«
»Sagâ ich doch. Vanessa Armbruster Merritt.«
Bestimmt hatte sie etwas überhört. Während sie in den Spiegel gesehen und dabei Charlenes Schwatzen im Ohr gehabt hatte, muÃte sie den
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