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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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jemand, dessen Eltern sich Clotilda und Grimbald nennen, bist du erstaunlich komisch.«
    »Mir bleibt gar nichts anderes übrig, oder? Fahr bloß den Briefkasten nicht über den Haufen!«
    »Vielleicht habe ich gerade Lust darauf.«
    Wie amüsierten uns königlich. Der Abend versprach nur angenehme Dinge: gutes Essen, Wein, Lachen und Liebe.
    Bald jedoch sollte das Schicksal mich an eine Klippe führen. Den Abgrund im Blick, würde ich ungerührt in die dünne Luft treten und dabei nicht nur auf den Hintern plumpsen, sondern abstürzen wie ein ins Trudeln geratener Turmspringer.

3
    Roxie’s Bistro befand sich in Newport Beach auf Balboa Island, ganz in der Nähe einer der zwei Landungsbrücken. Es war schummrig beleuchtet, nicht zu opulent dekoriert und von höchstem kulinarischem Standard.
    Heutzutage war es in den meisten Restaurants so laut wie in einer Schlagzeugfabrik, in die zweihundert Schimpansen eingefallen waren, um sich ordentlich auszutoben. Solche Lokale verzichteten auf geräuschdämmende Maßnahmen, weil das Getöse den Gästen angeblich das Gefühl vermittelte, sich an einem angesagten, quirligen Ort zu befinden.
    In Wahrheit zogen diese Restaurants vorsätzlich eine Sorte von Gästen an, deren massenhafte Existenz bewies, dass es mit unserer Zivilisation allmählich abwärtsging. Es waren angeberische, konsumfreudige Egoisten, denen man schon in der Kindheit beigebracht hatte, dass Selbstbewusstsein wichtiger sei als Wissen und dass Manieren und Verhaltensregeln bloß Werkzeuge der Unterdrückung darstellten. Sie hörten sich gerne selber schwadronieren und schienen davon überzeugt zu sein, je lauter sie wären, desto versessener müsste jeder Beobachter darauf sein, zu ihrer Clique zu gehören.
    Im Gegensatz dazu bot Roxie’s Bistro eine stille Intimität. Ab und zu wurden die Unterhaltungen ringsum zwar etwas lauter, abgelenkt wurde man davon jedoch nie. Im Verein mit dem leisen, silberhellen Klirren des Bestecks und gelegentlichem
Lachen schufen die Stimmen einen angenehmen, fast musikalischen Hintergrund.
    Penny und ich sprachen über die Verlagswelt, Politik, Pickles, Kunst, Milo, Hunde im Allgemeinen und Lassie im Besonderen, Flöhe, Flaubert, Florida, Alliteration, Eistanz, Dagobert Duck, die Rolle der Dunklen Materie im Universum und über Tofu. Unter anderem.
    Im goldenen Schein der Deckenleuchten und dem Flackern von Kerzen in geschliffenen, bernsteinfarbenen Glasschälchen sah Penny aus wie eine Königin, während man mich daneben wahrscheinlich für Rumpelstilzchen hielt, der nach ihrem nächstgeborenen Kind gierte. Wenigstens waren meine hässlichen Füße in Socken und Schuhen versteckt.
    Nach dem Hauptgericht und bevor wir das Dessert bestellten, verschwand Penny auf die Toilette.
    Als er mich allein am Tisch sitzen sah, kam Hamal Sarkissian herbei, um mir Gesellschaft zu leisten.
    Benannt war das Restaurant nach Roxie Sarkissian, die es vor fünfzehn Jahren eröffnet und für ihre Kochkünste seither mehrere Preise erhalten hatte. Sie war zwar charmant, wagte sich jedoch nur selten aus der Küche hervor.
    Hamal, ihr Mann, war der ideale Wirt. Er mochte Menschen um sich herum, hatte ein unwiderstehliches Lächeln und war so diplomatisch, dass er selbst den schwierigsten Gast besänftigte und auf seine Seite zog.
    Neben meinem Tisch stehend, betrachtete er mich nicht mit seinem charakteristischen Lächeln, sondern mit ernster Miene. »Ist alles in Ordnung, Cubby?«, fragte er.
    »Fantastisches Essen«, versicherte ich ihm. »Ausgezeichnet. Wie immer.«
    Ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern, fragte er: »Gehen Sie mit dem neuen Buch wieder auf Tour?«

    »Nein. Diesmal brauche ich eine Pause.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen wegen dem, was der Kerl von sich gibt.«
    »Wegen wem und was soll ich mir keine Sorgen machen?«, fragte ich verdattert.
    »Na, wegen diesem seltsamen Typen, diesem Kritiker.«
    »Ach so. Dann haben also auch Sie die Rezension von Shearman Waxx gelesen, ja?«
    »Zwei Absätze davon. Dann habe ich draufgespuckt und umgeblättert.«
    »So was bringt mich nicht aus dem Konzept. Ich lasse es einfach gut sein.«
    »Das ist ein wirklich seltsamer Typ. Er reserviert seinen Tisch immer unter dem Namen Edmund Wilson.«
    Überrascht sah ich mich um. »Er kommt hierher?«
    »Abends nur selten. Zum Mittagessen öfter.«
    »Na so was!«
    »Er ist immer allein und bezahlt in bar.«
    »Sind Sie sicher, dass er es ist? Scheinbar weiß niemand, wie er

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