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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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Lassie grinste mich an.
    Mein Vertrauen in die Zuverlässigkeit meiner fünf Sinne war so erschüttert, dass ich fünf Sekunden später eine andere Methode wählte, um die Erscheinung zu verifizieren. Ich stellte den Rückspiegel schief, weil ich dachte, ein Fantasiegebilde würde darin nicht zu sehen sein. Aber auch im Spiegel tauchte Lassie auf, legte den Kopf schief und sah mich unbekümmert an.
    Sie war definitiv nicht aus dem Kofferraum gesprungen, bevor ich den Deckel heruntergeklappt hatte. Darauf hätte ich ein Vermögen gewettet.
    Hinter mir stieß Lassie wieder ein langes, tiefes Knurren aus.
    Da ich im Alter von sechs Jahren schon einmal durch eine Art Wunder gerettet worden war, kam ich zu folgenden Schlüssen: Zum einen war meine Weigerung, dieses Phänomen zu akzeptieren, kein gesunder Selbstzweifel, sondern eine zynische Skepsis, die meiner unwürdig war; und zum anderen hatte unser kleiner Milo allerhand zu erklären.
    Das Land zahlte seine Nebelschuld ans Meer mit solcher Eile zurück, dass ich bereits wesentlich weiter sehen konnte als noch vor einigen Minuten, als ich am Rastplatz losgefahren war.
    Ein Stück weit entfernt tauchten von links Scheinwerfer
auf, die quer über die Straße strahlten und sich dann auf mich zudrehten. Zwischen den Bäumen wurde ein Geländewagen sichtbar, der aus einem schmalen Feldweg auf die Straße einbog, um Richtung Smokeville zu fahren.
    Der Fahrer war eindeutig interessiert an mir. Während er auf mich zufuhr, verringerte er die Geschwindigkeit und lenkte seinen Wagen immer näher an die Mittellinie, bis er ein kleines Stück weit auf meiner Fahrspur war.
    Wahrscheinlich hatten die an der Suche beteiligten Bluthunde den Befehl erhalten, sich zu begrüßen, sobald sie sich begegneten. Deshalb hielt ich mich ebenfalls nahe an der Mittellinie, fuhr langsamer und ließ mein Fenster herunter.
    Der entgegenkommende Wagen hatte genau an derselben Stelle wie meiner einen Aufkleber an der Windschutzscheibe. Zuerst war das Ding noch nicht erkennbar, aber dann sah ich die drei roten Arme, die ein Rad bildeten.
    Auch der andere Fahrer hatte sein Fenster geöffnet, und als wir aneinander vorbeirollten, hob er grüßend den Daumen der linken Hand.
    Sein Quadratschädel wäre gut dafür geeignet gewesen, bei einer Karatevorführung einen Bretterstapel zu zertrümmern, und die Kiefermuskeln waren stark genug entwickelt, um mit den Zähnen Nägel aus einem Holzklotz zu ziehen. Die Nase war die eines Boxers, der zu oft die Deckung heruntergenommen hatte, und die Augen erinnerten an die einer Grubenotter. Der Kerl, der neben ihm saß, sah nicht halb so gut aus.
    Nach kurzem Zögern erwiderte ich das Daumenzeichen mit der linken Hand. Sobald wir aneinander vorbei waren, stieß ich einen erleichterten Seufzer aus, trat gemächlich aufs Gaspedal und ließ das Fenster wieder hochfahren.
    Im Seitenspiegel glaubte ich zu sehen, dass der Geländewagen mitten auf der Straße angehalten hatte.

    Als ich den Rückspiegel wieder so eingestellt hatte, dass er seine normale Funktion erfüllte, wendete der Wagen bereits, um mir zu folgen.
    Irgendetwas an mir war offenbar verdächtig gewesen. Vielleicht musste man auf einen gehobenen Daumen nicht mit derselben Geste reagieren, sondern mit dem Zeigefinger wackeln oder seinem Gegenüber den Mittelfinger entgegenrecken.
    Nun tat ich schon mein Bestes, um von den miesen Methoden der Rotarmbande nicht schachmatt gesetzt zu werden, und stellte mich brav auf deren einzigartigen Wahnsinn ein. Da war es einfach nicht richtig, dass sie zu allem Überfluss von mir erwarteten, ihr Spiel nach irgendwelchen Pfadfinderregeln zu spielen, die bestimmte geheime Zeichen und ebenso geheime Antworten verlangten.
    Weil ich beschleunigt hatte, während die beiden Kerle kurz stehen geblieben waren, um sich zu überlegen, wieso ich auf den gehobenen Daumen nicht mit dem befohlenen Vogelschrei reagiert hatte, war ein kleiner Vorsprung entstanden. Der verringerte sich inzwischen rasch.
    Wenn ich versuchte, aufs Gas zu steigen, um meinen Verfolgern zu entkommen, dann wurde ihnen endgültig klar, dass es sich bei mir nicht um einen treuen Jünger ihrer Sekte handelte. Und dann kam ich nie lebend durch die Straßensperre.
    Ich hatte eine Pistole und konnte tapfer Widerstand leisten, aber es stand zwei gegen einen, und ich hatte nicht genug Zeit, um die wesentlich zielsicherere Penny aus dem Kofferraum zu lassen, damit sie mich bei der Verteidigung unterstützte.
    Trotz meines

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