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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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Fraser Parson.
    »Nicht weiter verdächtig, so was«, sagte ich.
    »Überhaupt nicht. Die armen Kerle haben eben am multiplen Persönlichkeitssyndrom gelitten.«

    Milo, der zwischen uns stand, sagte: »Lass sehen«, worauf ich ihm die vier Führerscheine reichte. »Wenn ich mal Direktor vom FBI bin«, kündigte er an, »werden genau solche Typen erfahren, was Gerechtigkeit bedeutet!«
    Inzwischen hatte ich noch etwas gefunden. Die Brieftaschen enthielten laminierte Karten, auf denen sich lediglich ein Passfoto des jeweiligen Besitzers, sein Name und das dreiarmige Symbol von der Windschutzscheibe befanden. Ich steckte die von Rink in meine Brusttasche.
    Das war nicht alles. Aus dem Müllbeutel zog Penny zwei kleine Lederhüllen zum Aufklappen. Sie enthielten je eine Dienstmarke und einen Ausweis mit Foto, der die Besitzer als Agent der National Security Agency identifizierte.
    »Meinst du, die sind echt?«, fragte Penny zweifelnd.
    »Ich bin nicht sicher, ob überhaupt noch irgendwas so ist, wie es aussieht«, sagte ich. »Außer dir, mir und Milo natürlich.«
    »Und Lassie«, ergänzte Milo.
    »Die sieht aus wie ein Hund, und das ist sie auch«, gab ich zu. »Allerdings bin ich mir manchmal nicht sicher, ob sie ein ganz normaler Hund ist.«
    Das bislang völlig ruhige Nebelmeer begann sich plötzlich zu bewegen, nicht weil Wind aufgekommen war, sondern weil der Temperaturunterschied zwischen Land und Meer sich offenbar ins Gegenteil dessen verkehrt hatte, was mir abends beim Weg von der Pizzeria zu unserer Hütte aufgefallen war.
    Nun strömte die feuchte Luft aus dem Nadelwald über den Rastplatz und die Straße nach Westen. Da das ziemlich rasch geschah, sah der Nebel bald wieder wie Rauch aus. Die ganze Welt schien zu schwelen wie von einem unsichtbaren Feuer, das knapp unter der Oberfläche der Dinge tobte.
    »Der Nebel schützt uns«, sagte ich zu Penny. »Deshalb müssen wir weiter, bevor es aufklart. Du hast ja gehört, wie
Waxx gesagt hat, alle Autos, die nicht zu seinen Leuten gehören, würden an den Straßensperren aufgehalten.«
    »Aber wir haben nun ein Auto, das denen gehört und dieses Symbol an der Windschutzscheibe hat.«
    »Genau. Außerdem suchen sie einen Schriftsteller namens Cullen Greenwich, aber der hat einen äußerst merkwürdigen Haarschopf, und ich habe gar keine Haare mehr. Sie suchen nach drei Personen - Mann, Frau und Kind -, die zusammen unterwegs sind, aber ich bin allein.«
    »Allein?«, fragte Penny. »Wo sind denn die Frau und das Kind?«
    »Und der Hund?«, fügte Milo hinzu.
    »Ihr steckt im Kofferraum«, sagte ich. »Das ist doch spaßig, oder etwa nicht?«

57
    Aus dem Rastplatz, auf dem wir unser bisheriges Fahrzeug stehen ließen, bog ich nach Süden ab. Damit bewegten wir uns von Smokeville weg.
    Schon nach wenigen Dutzend Metern kam ein Schild mit der Aufschrift »TITUS SPRINGS - 4 MEILEN«. Waxx hatte zu Brock gesagt, eine der beiden Straßensperren sollte noch vor diesem Ort errichtet werden.
    Ich war kaum eine Viertelmeile weit gekommen, als ich Penny, Milo und Lassie schon vermisste. Schade, dass sonst niemand da war, um den Wagen zu lenken, damit ich mit meiner Familie im Kofferraum liegen konnte.
    Die Straße führte auf- und abwärts durch eine Gegend, die ich zu einem anderen Zeitpunkt wohl grandios und harmonisch gefunden hätte, während sie mir nun unheimlich vorkam und voll drohender Gewalt. Jeder ungewöhnliche Schatten war ein Vorzeichen, das gedeutet werden musste; der westwärts ziehende Nebel kündigte ein sich rasch näherndes Chaos an, und im erstickten Morgenlicht sah ich meine Sterblichkeit. Auf beiden Seiten ragten Zedern, Schierlingstannen und Kiefern auf wie Soldaten, die nur auf ein Trompetensignal warteten, um die Schlacht zu beginnen.
    Als ich hinter mir ein tiefes Knurren hörte, kam mir sofort das entstellte Gesicht des Mannes auf der Zeichnung von Henry Casas in den Sinn, aber als ich erschrocken über die Schulter blickte, sah ich nur unsere Lassie auf dem Rücksitz hocken.

    Ich grinste, sagte »Braver Hund« und wandte meine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu, bevor mir klar wurde, dass das Vorhandensein von Lassie auf dem Rücksitz nicht weniger erstaunlich war, als wenn das Maserati-Monster da gesessen hätte.
    Erst vor wenigen Minuten hatte ich sie eigenhändig in den Kofferraum gehievt und den Deckel zugeklappt.
    Überzeugt davon, dass ihr Anblick lediglich eine Sinnestäuschung gewesen war, sah ich mich erneut nach hinten um.

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