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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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Verzweiflung.«
    »Das waren keine Irren, sondern Intellektuelle «, zischte Zazu. »Die formen die Meinung der herrschenden Elite. Und es ist die Aufgabe aller Künstler und Schriftsteller, die Botschaft dieser überlegenen Geister in ihrem Werk an die Massen zu vermitteln. Was Sie eindeutig nicht getan haben, Mr Greenwich.«
    In diesem Stil ging es noch eine Weile weiter. Ich hatte schon den Eindruck, dass sie damit auf Zeit spielte, um darüber nachzudenken, wie sie uns aufs Kreuz legen konnte. Wir hatten sie tatsächlich völlig unvorbereitet erwischt.
    Als der Redeschwall einen winzigen Augenblick verstummte, sagte unser süßer Milo: »Machen Sie bloß nicht meinen
Dad nieder. Er ist der beste Dad auf der Welt … und soooo geduldig!«
    Ohne auf ihn zu achten, sagte Zazu zu mir: »Mit Ihren Büchern haben Sie das Pendel in die falsche Richtung gelenkt. Deshalb muss man Sie brechen, Sie zwingen, Ihre Ketzerei zu widerrufen, und Sie beseitigen.«
    Vor Erschöpfung keuchend und schluchzend, kam der Bucklige wieder. Mit der rechten Hand umklammerte er ein Metzgermesser, von dem helles Blut tropfte.
    Was den melodramatischen Effekt anging, konnte es nicht mehr krasser werden. Aber denkt daran, dass die Wahrheit immer paradox und merkwürdiger als jeder Roman ist.
    Zazu war ohnehin schon groß gewachsen, doch als sie nun die Schultern straffte und den Kopf hob, wurde sie sichtlich noch größer. »Was hast du getan? Du Idiot, du widerlicher Lump, was hast du getan?«
    »Das war meine einzige Chance«, sagte Shearmans Sohn. »Vorher war er noch nie hilflos, und er wäre nie wieder hilflos gewesen. Das war meine einzige Chance, und die hab ich ergriffen, ich hab sie ergriffen, ich hab sie ergriffen!«
    Der Tod ihres Sohnes erzürnte Zazu offenkundig, aber sie schien den Verlust eher intellektuell als emotional zu empfinden. »Du Kretin«, blaffte sie. »Er war ein Pionier der posthumanen Bewegung. Als man dich aus seinen Spermien geschaffen hat, warst du dazu bestimmt, der erste Vertreter einer Superrasse zu sein!«
    Der weinende Bucklige sah sie verblüfft an. »Aber das bin ich nicht, Zazu.«
    »Das war nicht Shearmans Fehler.«
    »Mein Fehler war es auch nicht, Zazu.«
    »Wenigstens hat Shearman den Versuch gewagt!«
    Zazu war so schlank und steckte in einem so eng anliegenden
Kostüm, dass ich nie vermutet hätte, sie könnte eine Waffe am Körper tragen. Dennoch erschien wie durch Zauberei eine Pistole in ihrer Hand. Damit verpasste sie dem Buckligen einen Kopfschuss, und dann schoss sie mir zweimal in die Brust.
    Während ich zu Boden sank, sah ich, wie Penny Zazu Waxx erschoss.

62
    Seitlich auf dem Steinboden liegend, betrachtete ich die in sich zusammengesunkene Gestalt von Zazu, die nur noch wie ein von Draht zusammengehaltenes Bündel von Stöcken in Haute Couture aussah. Ihr Blut war schwarz wie der Granit, auf den sie gefallen war.
    Mein Sehvermögen ließ rasch nach, und als ich schon nach wenigen Sekunden ganz blind war, hörte ich Penny meinen Namen sagen. Ich war nicht fähig, etwas zu erwidern, konnte weder Ich hab dich lieb noch Leb wohl sagen. Dann hörte ich Milo aufschreien und versuchte, ihm die Hand hinzustrecken, doch ich hatte keine Kraft.
    Gleich nach meinem Augenlicht schwand auch mein Gehör, bis die Stille eines vollkommenen Vakuums mich einen weiteren Schritt von der Welt der sinnlichen Freuden entfernte. Nur einmal noch wollte ich die Stimmen von Penny und Milo hören, ihr Lachen und sein Kichern, doch zwischen den beiden und mir hatte sich ein Schleier herabgesenkt, der undurchdringlicher als eine Steinmauer war.
    Der letzte Geruch, an den ich mich erinnere, war der meines eigenen Blutes. Zuerst kam er mir widerwärtig vor, doch dann wurde er irgendwie so süß, dass er mich zum Weinen brachte.
    Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Mein Geruchssinn kehrte rasch zurück, gefolgt von meinem Gehör und schließlich meinem Sehvermögen. Ich sah, wie Zazus schwarzes Blut durch ihre Wunden in sie hinein sprudelte und wie sie
sich vom Boden zu voller Höhe erhob. Die heruntergefallene Pistole flog in ihre Hand zurück.
    Auch ich erhob mich so, wie ich gestürzt war, wieder auf die Beine. Die Kugeln, die in mich eingeschlagen waren, zogen sich aus meinem Fleisch zurück und sausten durch die Luft in die Mündung von Zazus Pistole.
    Der Bucklige war ebenfalls wiedergeboren worden und stand mit dem tropfenden Messer in der Hand da, als wäre es ein kostbarer Talisman. Er kündigte seine Mordtat

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