Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
»Fort! Wirst du da Weggehen, du Mörder!« Aber er wußte, daß Blitz ihn nicht hören und, selbst wenn es der Fall wäre, ihm nicht folgen würde.
    Er rannte zum Hengststall und riß das Tor auf, um nach irgendeiner Waffe zu suchen. Eine lederne Reitpeitsche hing an einem Pflock am Eingang. Er nahm sie. Eine Heugabel stand neben der Tür. Er ergriff auch diese, und dann rannte er wieder hinaus. Als er das Koppeltor erreicht hatte, machte er es weit auf und stürzte dann auf die beiden aufgebäumt miteinander kämpfenden schwarzen Körper zu.
    Er brüllte sie an, aber seine Stimme war nichts wie ein leises Gewisper, verglichen mit dem schmetternden Krachen, das die aufeinander prallenden Hufe der auf Tod und Leben miteinander Ringenden verursachten. Plötzlich verloren die beiden den Halt und donnerten mit den Vorderhufen auf die Erde. Der Mann sprang vorwärts und versuchte die Heugabel zwischen sie zu schieben. Aber sie waren zu schnell, seine Anstrengung war vergeblich. Sie erhoben sich wieder auf die Hinterbeine, die Vorderhufe krachten erneut zusammen, und mit schlangengleich sich windenden, vorgestreckten Köpfen versuchten sie einander zu erreichen, um dem Gegner die Kehle aufzureißen.
    Seiner eignen Sicherheit nicht achtend, trat der Mann mit seinen bescheidenen Waffen dicht heran. Bis jetzt war noch kein Blut geflossen; wenn es ihm jedoch nicht gelang, sie sogleich zu trennen, würde es in wenigen Sekunden zu spät sein. Sie waren ineinander verschlungen, und es sah beinah aus, als wären sie in der Luft aufgehängt. Jeder suchte mit dem Maul die Kehle des andren, um den grausamen Biß anzubringen, der den sicheren Tod bedeutete. Der Mann atmete in kurzen, stoßenden Zügen, während er sich bemühte, die Heugabel zwischen sie zu bringen, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Selbst in diesem Augenblick wußte er, daß es ihm möglich sein würde, Vulkan unter Kontrolle zu bekommen, sobald Blitz ihn losließ; aber Blitz, dieser Teufel, würde nur mit Gewalt gezwungen werden können, von dem Gegner abzulassen, den umzubringen er entschlossen war.
    Die Hengste verloren wieder das Gleichgewicht und mußten wider Willen mit den Vorderhufen zu Boden. Blitz wirbelte sofort herum und schlug mit derartiger Kraft mit den Hinterhufen aus, daß er Vulkan zu Boden gestreckt haben würde, wenn er ihn mit voller Gewalt getroffen hätte. Der wuchtige Hengst hatte aber glücklicherweise diese Reaktion geahnt und seinen riesigen Körper mit erstaunlicher Beweglichkeit zur Seite geworfen, so daß ihn die krachenden Hufe nur streiften. Doch obwohl er eine ernste Verletzung vermieden hatte, verlor er das Gleichgewicht, schwankte und ging zu Boden.
    In diesem Moment stürzte der Mann vor und erreichte Blitz, ehe er sich über den auf der Erde liegenden Gegner hermachen konnte. In seiner Wut gebrauchte er die Lederpeitsche und schlug, so hart er konnte, auf Blitz’ schaumbedeckte Hinterschenkel. Ein furchtbares Beben überlief den Körper des Hengstes, als er geschlagen wurde. Ohne Besinnen wandte er sich dem Mann zu, um ihn zu töten.
    Der Mann streckte ihm die Heugabel entgegen und brüllte ihm vergeblich Kommandos zu. Die Stahlzinken der Gabel hielten den rasenden Hengst zurück. Der Mann war sich bewußt, daß er in höchster Gefahr schwebte; trotzdem sah er geschwind zu Vulkan hinüber, der im Begriff war aufzustehen. Wenn Vulkan sich doch nur durch das offenstehende Tor entfernen würde! Wenn er selbst doch Blitz so lange in Schach halten und dann irgendwie hinausgelangen könnte! Er bewegte sich rückwärts auf das Tor zu und schrie »Raus, Vulkan, schnell, geh raus!« Aber die Worte waren noch kaum aus seinem Mund, als Blitz schon wieder nachdrängte und er die Heugabel zu seiner Verteidigung gebrauchen mußte. Er schlug fest zu, der Zorn verlieh ihm Kraft, und Blitz wich zurück.
    Der Mann sah, daß sich Vulkan tatsächlich in Richtung auf das Tor zu bewegte. Dann tauchte Alec hinter dem Pferd auf. Er schrie seinen Namen und wartete auf ihn, ohne die Heugabel sinken zu lassen.
    Alec blieb stehen, und zwar so lange, bis Blitz die wild aufgerissenen Augen auf ihn richtete. Dann ging er lautlos mit seinen bloßen Füßen durch das Gras auf den Hengst zu.
    Noch immer schneeweiß vor Schreck und Ärger schrie der Mann: »Nimm die Peitsche, Alec! Gib sie ihm zu kosten, wie er es verdient hat!«
    Ohne die Augen von Blitz zu wenden, antwortete Alec: »Wenn ich das täte, würde er mich töten, Henry. Genauso, wie er es

Weitere Kostenlose Bücher