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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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erreichte, dann stündest du jetzt nicht vor mir.« Henry mußte eine Pause machen, um Luft zu holen. Dann fuhr er fort: »Ich weiß auch, daß du dort auf der Insel Futter für ihn gefunden hast, so daß er dir ebenfalls sein Leben verdankt, und daß er dich seitdem liebt. Ein hungriges Tier ist ein zahmes Tier. Das habe ich oft genug erfahren. Aber er liebt nur dich, sonst niemand auf der Welt. Mich und alle andern Menschen duldet er nur. Und andere Hengste haßt er, weil sein Instinkt ihm gebietet, sie als Rivalen umzubringen.«
    »Es war nicht meine Absicht, das alles wieder aufzuwärmen«, sagte Alec. »Du hast damit angefangen«, beharrte Henry, »und so will ich es zu Ende erzählen. Denn ich möchte nicht, daß du glaubst, ich hätte auch nur das geringste vergessen«, fügte er ironisch hinzu. »Als du mit Blitz nach Amerika kamst, trafen wir drei zum erstenmal zusammen. Ich erkannte, welches Juwel von einem Pferd du da hattest... Wir trainierten Blitz, und du rittest ihn in jenem einmaligen Rennen in Chicago zum Sieg. Dann verloren wir ihn, weil sich sein rechtmäßiger Eigentümer, Abu Isaak, meldete und ihn nach Arabien zurückholte. Später schickte er dir dann Vulkan als Belohnung, und als Abu starb, vermachte er dir Blitz in seinem Testament. Dadurch bekamen wir ihn wieder.« Henry hielt inne. »Stimmt alles, Alec? Ist mein Gedächtnis nicht noch sehr gut?«
    Alec nickte und versuchte ihn zu unterbrechen. »Alles, was ich eigentlich hatte sagen wollen, Henry, war...«
    »Laß mich zu Ende berichten, Alec. Somit hatten wir beide Hengste, Blitz und Vulkan, und wir machten mit vereinten Kräften einen Weltchampion aus Vulkan. Durch seine Siege auf der Rennbahn wurde uns die Möglichkeit gegeben, diese Farm hier zu kaufen.« Henrys Hände unterstrichen das Gesagte mit einer weiten Geste. »Blitz war auf der Rennbahn nicht zu brauchen, weil er jeden andern Hengst angriff. Aber als Deckhengst hat er sich großartig bewährt, und so haben wir mit seiner Hilfe eines der besten Gestüte des Landes und einen erfolgreichen Rennstall geschaffen. Ganz sicher, Alec, wir sind auf einem guten Weg und verdienen eine Menge Geld. Das alles verdanken wir Blitz und Vulkan. Ohne die beiden Hengste würden wir immer noch in Flushing sitzen, du würdest das College besuchen, statt wunderbare Vollblüter zu reiten, und ich würde im Lehnstuhl von vergangenen Zeiten träumen, in denen ich jünger war und mit Rennpferden umging. Und es würde mir schmerzlich sein, weil das alles vorüber und vorbei wäre.« Henry hielt einen Augenblick inne und nagte mit seinen gelben Zähnen an der Unterlippe. Dann fuhr er fort: »Aber was hat das alles mit dem Geschehen dieser Nacht zu tun? Was hat die Erinnerung daran, was vordem gewesen ist und wieviel besser wir es jetzt haben, mit diesem heimtückischen, unbarmherzigen Überfall auf Vulkan zu tun?«
    »Es hilft uns, Blitz und seine Gründe für den Angriff auf Vulkan zu verstehen.«
    »Aber ich weiß doch Bescheid!« gab Henry zurück, jedes Wort betonend, »das habe ich dir ja eben gesagt!«
    »Jetzt verstehst du es, aber ein paar Minuten vorher hast du es nicht verstanden; du warst zu zornig.«
    »Ich mußte einfach Dampf ablassen«, sagte Henry.
    »Das hast du getan«, stimmte Alec zu, »und nun hast du dich beruhigt.«
    »Damit hast du recht. Laß uns ins Büro gehen und ausführlich sprechen; dann haben die Pferde ebenfalls ihre Ruhe.«
    Sie gingen den Gang entlang, löschten die Lichter und begaben sich in den kleinen Büroraum, der sich am Ende des Stallgebäudes befand. Henry nahm in dem Sessel hinter dem Schreibpult Platz. Alec setzte sich ihm gegenüber in einen andern bequemen Stuhl und sagte: »Du hast mich bisher nicht zu Wort kommen lassen und weißt daher nicht, was ich zur Sache sagen wollte. Erinnerst du dich noch, was passierte, als ich Blitz zum erstenmal sah?«
    »Er verursachte einen furchtbaren Aufstand am Pier«, erwiderte Henry. »Mehr als das—er tötete einen Mann«, verbesserte Alec ruhig.
    Henrys Gesicht verschloß sich. »Jawohl, das hast du mir erzählt.«
    »Ich habe dir auch gesagt, warum er es tat, nicht wahr?«
    Henry nickte: »Weil der Mann ihn mit der Peitsche schlug.«
    »Ganz richtig«, sagte Alec, »und du hast ihn heute nacht ebenfalls mit einer Peitsche bearbeitet. Deshalb ist er auf dich losgegangen.«
    »Ja, aber was in aller Welt hätte ich denn tun sollen, Alec? Er stand ja im Begriff, Vulkan umzubringen!«
    »Das weiß ich wohl, aber der

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