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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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erhielt ich einen Brief von Mutter, Alec.
Sie fühlt sich in Chicago sehr wohl und ist glücklich über das Wiedersehen mit
Tante Mary. Sie möchte gern, wenn hier alles gut geht, drei Wochen dort
bleiben. Meinst du, daß wir so lange ohne Mutter auskommen können?«
    »Natürlich«, antwortete Alec und lächelte. »Du
bist ja ein glänzender Koch.«
    Der Vater lächelte auch. »Bald hast du dein
Examen in der Schule, nicht wahr?«
    »Am Montag.«
    Der Vater zündete sich seine Pfeife an, ergriff
dann wieder die Zeitung und schlug die Sportseite auf. »Gut vorbereitet?«
fragte er.
    »Ich glaube, ja.«
    Im Zimmer herrschte Schweigen. Alec blätterte weiter
in der Zeitschrift und schaute schließlich zu seinem Vater hinüber, dessen
Gesicht von der ausgebreiteten Zeitung verdeckt wurde. Dicker Rauch kräuselte
sich dahinter zur Decke empor. Alec räusperte sich und wollte gerade sprechen,
als des Vaters Stimme die Stille brach.
    »Jetzt liest man in den Sportnachrichten nichts
anderes mehr als Neuigkeiten von dem Pferderennen, das nächste Woche in Chicago
abgehalten wird. Ich möchte wissen, wo dieses geheimnisvolle Pferd steckt, das
Jim Neville hineingebracht hat.«
    Alec hatte Herzklopfen bekommen. »Vater...«
    »Ja, Alec?«
    »Vater, darüber wollte ich gern mit dir reden.
Nämlich...«
    Vater Ramsay ließ die Zeitung sinken und sah ihn
an.
    Alec konnte nicht verhindern, daß er ins
Stammeln geriet. »Jim Nevilles Pferd... das unbekannte Pferd ist nämlich... ist
nämlich Blitz.«
    Eine Weile schaute Vater Ramsay seinen Sohn
erstaunt an. Dann sagte er in die Stille hinein: »Soll das heißen, daß dein
Hengst das Pferd ist, über das sich alle Welt den Kopf zerbricht... das Pferd,
das sie Nevilles Aberwitz nennen?«
    »Ja, Vater.« Alec stand auf und ging zum
Fenster; er schob den Vorhang zur Seite und ließ ihn zurückfallen.
    »Aber wer soll ihn denn bei einem solchen Rennen
reiten?« fragte Vater Ramsay.
    Alec schluckte krampfhaft und antwortete leise:
»Ich.«
    Die Hausglocke läutete. »Ich geh’ aufmachen«,
sagte Alec erleichtert. Er wußte, daß es Henry war, der auf das Zeichen hin
kam, das er am Fenster gegeben hatte.
    Henry trat ein und nahm seinen alten braunen
Filzhut vom Kopf. Er warf Alec einen verständnisvollen Blick zu und grüßte
höflich: »Guten Abend, Herr Ramsay.«
    »Guten Abend, Henry«, antwortete Alecs Vater.
»Freut mich, daß Sie kommen. Sie müssen ja an der Sache beteiligt sein. Nun
erzählen Sie mir einmal, was Sie und Alec da mit Blitz abgekartet haben? Ich
hatte eine leise Ahnung, daß etwas im Tun war; aber etwas so Ungeheuerliches
hätte ich mir im Traume nicht einfallen lassen!«
    »Es ist eine ziemlich lange Geschichte«, begann
Henry. Dann schilderte er in der nächsten halben Stunde das Training des Rappen
und Alecs nächtliche Ritte in Belmont. Alec beobachtete den Vater, der
aufmerksam zuhörte. Wie nahm er es wohl auf... er liebte ja selbst Pferde in
besonderem Maße... aber ob er ihm die Erlaubnis zur Teilnahme am Wettrennen
gab? Wie gut, daß die Mutter nicht da war!
    Als Henry geendet hatte, sagte Vater Ramsay zu
seinem Sohn: »Laß mich ein paar Minuten mit Henry allein, ja, Alec?«
    Alec nickte und ging in sein Zimmer hinauf.
    Henry schaute Vater Ramsay an. »Sie müssen ihn
das Rennen reiten lassen«, beschwor er ihn. »Er hängt mit Herz und Seele daran!
Alec ist nicht mehr der gleiche Junge, den Sie vorigen Sommer nach Indien
schickten; das wissen Sie genauso gut wie ich; er hat wie ein Mann auf ein Ziel
hingearbeitet.«
    »Aber das Rennen wird gefährlich werden, noch
dazu auf seinem so wilden Pferd...«
    »Die Gefahren sind keineswegs größer als bei all
den Dingen, die er nach dem Untergang des Dampfers durchgemacht hat. Ich habe
den Jungen in den letzten Monaten recht gut kennengelernt, und ich kann Ihnen
aufrichtig versichern, daß er ganz anders ist als wir alle. Er hat etwas
gefunden, was uns niemals beschieden sein wird, weil wir nicht durchmachen
mußten, was er erlebt hat.« Henry machte eine Pause, ehe er fortfuhr: »Ich wär
übrigens sehr stolz, wenn ich einen Sohn hätte, der den Rappen reiten könnte —
das macht ihm so leicht keiner nach!«
    Vater Ramsay erhob sich und ging im Zimmer auf
und ab. Er schwieg eine ganze Weile; dann schritt er zur Treppe.
»Einverstanden, Henry«, lächelte er. »Ich werde Alec sagen, daß er reiten
darf.«
    Am folgenden Tage teilte Jim Neville Henry
telephonisch mit, daß für Blitzs Beteiligung am Rennen alles

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