Blitz der schwarze Hengst
Länge, schälte die Rinde ab, spitzte das eine Ende zu und
steckte es in das Loch. Auf das andere Ende legte er einen flachen Stein,
lehnte sich mit der Brust darauf, bis der Zweig sich bog, und drehte den
gekrümmten Teil rasch zwischen den Händen wie einen Quirl.
Es dünkte Alec, eine Stunde wäre vergangen, als
endlich eine kleine Rauchsäule aus dem Loch aufstieg. Seine müden Arme drehten
weiter. Jetzt zeigte sich etwas Glut, und dann fing das trockene Gras Feuer.
Alec legte erst Gras, dann Rinde nach. Bald brannte auch der dürre Ast. Er
legte andere Äste darüber und hatte schließlich ein hellbrennendes Feuer. Er
nahm den Fisch, wickelte ihn in Tang, den er zuvor gewaschen hatte, und tat ihn
auf einen großen Stein, den er schon vorher zwischen die brennenden Äste gelegt
hatte.
Als der Tang erst zu dampfen und dann zu brennen
begann, nahm er den Fisch vom Feuer und kostete vorsichtig einen Bissen; doch
als er feststellte, daß der Fisch gar war und gut schmeckte, tat er sich keinen
Zwang mehr an, sondern hieb die Zähne hinein.
Die Tage verstrichen, und der Knabe bemühte sich
verzweifelt, Nahrung zu finden, um sich am Leben zu erhalten. Er fing jedoch
nur noch einen Fisch, und er mußte einsehen, daß er sich von Fischen nicht
ernähren konnte. Er nahm wieder Zuflucht zu den Beeren; aber sie wurden rasch
immer weniger. Es glückte ihm, das Feuer in Gang zu halten, da die Hitze für
genügend trockenes Holz sorgte. Das Feuer war ihm aber nicht weiter dienlich,
da er nichts zu kochen hatte.
Als Alec eines Tages am Ufer entlang ging,
erblickte er in der Ferne ein ziemlich großes braunes Ding. Er faßte seinen
Speer fester; das Ding sah wie eine Schildkröte aus. Dann ließ ihn der Hunger alle
Vorsicht vergessen; er rannte mit erhobenem Speer vorwärts. Das Ding war
tatsächlich der Panzer einer Schildkröte. Er warf sich darauf, in der Hoffnung,
jetzt Fleisch zu bekommen, packte den Panzer und drehte ihn um — er war leer,
sauber ausgeputzt. Benommen stand er still. Dann machte er langsam kehrt und
wanderte zu seinem Lagerplatz zurück.
Der Schwarze trank an der Quelle. Sein mächtiger
Leib begann auch schon die Spuren des Hungers zu zeigen. Alec fürchtete sich
nicht mehr vor ihm. Der Hengst hob den stolzen Kopf und schaute den Knaben an.
Dann wandte er sich ab und trabte davon. Seine lange, fließende Mähne flatterte
im Winde. Sein Gewieher erfüllte die Luft.
Alec blickte ihm nach; er beneidete das Pferd um
sein stolzes, wildes Wesen. Es war die Mühsal der Wüste gewöhnt; wahrscheinlich
konnte es sich länger am Leben erhalten als er. Die unbewußten Gedanken des
Knaben drangen an die Oberfläche seines Denkens: Du hast zu essen, Alec, viel
zu essen, wenn du eine Möglichkeit findest, das Pferd zu töten! Dann schüttelte
er den Kopf; er war entsetzt über sich selbst. Den Hengst töten, der ihm das
Leben gerettet hatte? Niemals — selbst wenn er es könnte, lieber Hungers
sterben! Der Hengst war auf dem Gipfel des Hügels angelangt und stand dort oben
wie eine wunderschöne schwarze Statue; er blickte auf die offene See.
Eines Morgens begab sich Alec auf matten Beinen
zu der Felsenseite der Insel. Er kam zu den hohen Klippen und erkletterte eine.
Dies war der unfruchtbarste Teil des Eilands. Es herrschte gerade Ebbe, und
Alecs Augen glitten über die felsige Küste. Es fiel ihm auf, daß alle Felsen am
Wasserrand und auch diejenigen, welche sich weiter hinaus erstreckten, mit
einem moosartigen Gewächs bedeckt waren. Wie hieß doch noch das Zeug, das sie
vor den Ferien in der Biologiestunde auf Geheiß des Lehrers bei einem ihrer
Experimente gegessen hatten? Hatte er es nicht Carrageen genannt und gesagt, in
getrocknetem Zustand heiße es Irländisches Moos? Ja, das war es. Eine Alge aus
der Gattung der Rottange, hatte der Lehrer gesagt, die auf den Felsen der nordatlantischen
Küste und an der Küste von Nordamerika wuchs und in ihrer Heimat, gewaschen und
getrocknet, als Nahrungsmittel benutzt wurde. Konnte das Gewächs dort unten auf
den Felsen Irländisches Moos sein? Alec wagte es kaum zu hoffen.
Langsam begann er den gefährlichen Abstieg. Er
gelangte auf Wasserhöhe und kletterte über die Felsen. Er nahm eine Handvoll
von dem weichen, grünlichgelben Moos und stellte fest, daß es genauso roch wie
die getrockneten Algen in der Schule. Er kostete es. Das Moos war sehr salzig
vom Meer, aber es war das gleiche Gewächs, das er damals in der Schule gegessen
hatte!
Eifrig füllte
Weitere Kostenlose Bücher