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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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abbekommen hatte.
    Es fesselte sofort meine Neugier, und ich nahm es an mich. Es musste schon recht alt sein. Ich schlug es auf, und mein Blick hakte sich an einer feinen, gut leserlichen Handschrift fest.
    Wir alle halten wohl die Gabe für die Grundlage der Magie. Und sie ist fürwahr eine große Kra
f
t, eine nie versiegende Quelle von Möglichkeiten, etwas Neues zu schaffen. Letzten Endes indes unterliegt auch sie der entscheidenden Kra
f
t unserer alten Welt, der Liebe. Von außen mag das sonderbar und einfältig klingen, doch habe ich lange genug gelebt und etliche Geheimnisse gelü
f
tet, sodass ich versichern kann: Nichts Stärkeres gibt es als die Liebe. Sie ist die größte Magie. Sie enthält als solche bereits einen Funken und bietet uns Möglichkeiten, sodass, wenn uns dieses Gefühl rückhaltlos erfasst …
    Ich sah noch einmal auf den Einband.
    Feldaufzeichnungen. Cavalar.
    Gerade als ich das Buch wieder weglegen wollte, fiel mir ein, dass Lahen diesen Namen manchmal erwähnt hatte. So hieß der Skulptor in seiner Jugend. Vielleicht würde mein Augenstern ja Geschmack an diesen Aufzeichnungen finden. Mit einem letzten Blick auf Lepra trat ich wieder in den Gang hinaus.
    »Lahen!«
    Keine Antwort.
    Ich durchlief noch einmal das Erdgeschoss, ehe ich mich in den ersten Stock hinaufbegab und jedes einzelne Zimmer überprüfte. Nicht einmal den Dachboden ließ ich aus. An der Stelle, wo das Dach eingestürzt war, musste ich über Geröll steigen, aber außer vier toten Dienern entdeckte ich auch hier niemanden.
    Ob sie meinen Augenstern vielleicht gar nicht im Haus, sondern ebenfalls in einem der Wirtschaftsbauten gefangen gehalten hatten? Ich eilte die Treppe wieder hinunter und stürmte in den Hof. Die Ställe waren inzwischen niedergebrannt, die dahinterliegenden Felder standen jedoch noch in Flammen. Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben. Es war kühl geworden, der Wind roch nach Rauch, bitterem Wermut und Herbstregen.
    »Lahen!«
    Die Dunkelheit senkte sich rasch herab. Bald würde es stockfinster sein, dazu dieses Unwetter – da würde ich erst recht niemanden mehr finden.
    »Lahen!«
    Wieder und wieder rief ich sie.
    Mit einem Mal kam Yumi angesprungen und bedeutete mir mit einer Geste, ihm zu folgen. »Aus, du Hund!«
    Der Waiya bewegte sich auf seinen vier Pfoten flink vorwärts und führte mich hinter einen Viehstall. Rechter Hand brannte die Steppe, der Rauch biss mir in den Augen.
    »Aus, du Hund!«, sagte Yumi und wies mit dem Finger nach links, um meinen Blick vom Feuer abzulenken.
    Dreißig Yard von uns entfernt stand Shen. Er versank bis zur Taille im Wermut und hatte uns den Rücken zugekehrt. Hinter ihm erstreckten sich kleinere Hügel. Ich meinte, auf der Spitze einer der Anhöhen jemanden auszumachen, doch als ich genauer hinsah, war da niemand.
    »Aus, du Hund!«, wiederholte Yumi, worauf ich, einer Eingebung folgend, auf Shen zuging.
    Mit jedem Schritt lief ich schneller, schließlich rannte ich. Als Shen mein Nahen spürte, drehte er sich um und trat mir entgegen. Ich wollte ihn schon nach Lahen fragen, sobald ich jedoch sein Gesicht sah, brachte ich kein Wort mehr heraus.
    Mein Herz blieb stehen.
    »Was ist?«, presste ich schließlich mit einer Stimme heraus, die ich selbst nicht wiedererkannte.
    Er wagte es nicht, mir in die Augen zu sehen. Seine Lippen zitterten. Gleich würde er anfangen zu weinen.
    »Was ist?!«
    »Ness … beruhige dich …«, stammelte er. »Du …«
    »Beim Reich der Tiefe, sag mir, was los ist!«, schrie ich ihn aus vollem Hals an.
    »Du solltest da nicht hingehen … Besser, du siehst das nicht …«
    Ohne auf ihn zu achten, stürmte ich vorwärts. Lahen lag auf einem kleinen Fleck verbrannter Erde. Ihre Hände waren bis auf die Knochen verkohlt, ihr Gesicht blutleer und reglos, die Augen geschlossen. Für den Bruchteil einer Sekunde gab ich mich der verzweifelten Hoffnung hin, sie habe nur das Bewusstsein verloren.
    Ich fiel vor ihr auf die Knie und berührte die Ader an ihrem Hals. Die Kälte des Todes verbrannte mich stärker als der Hass auf die ganze Welt. Sie atmete nicht mehr. Ihr Herz stand still.
    »Sie ist tot, Ness«, sprach Shen aus, was ich mit solcher Hartnäckigkeit von mir zu stoßen suchte: die Wahrheit. »Mir … vielleicht glaubst du mir nicht … aber … mir tut aufrichtig leid, dass sie …«
    »Hilf ihr! Tu was! Schließlich bist du Heiler!«
    Er erschauderte, als hätte ich ihn eines Verbrechens angeklagt. »Meinst

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