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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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auch folgten.
    Die drei durchquerten zahllose leere Gänge mit Mosaikböden und Fenstern und stiegen eine breite Wendeltreppe hinauf, über die sich ein Sdisser Läufer zog.
    »Sag mal, täusche ich mich«, flüsterte Luk Ga-nor zu, »oder ist der Turm im Innern wirklich viel größer, als du von außen annimmst?«
    Dieser zuckte bloß die Achseln, doch Ashan, der die Frage gehört hatte, hielt es für seine Pflicht, sie zu beantworten: »Die Schreitenden nennen dieses Phänomen
Spiel mit dem Raum.
Es bedeutet, dass auch ein äußerlich kleiner Bau ein weitläufiges Inneres haben kann. Solche Anlagen haben die Magierinnen und Magier der Vergangenheit geschaffen. Sie waren echte Meister.«
    »Heißt das, heute ist dazu niemand mehr imstande?«
    »Nein, Meister Luk«, antwortete Ashan. »Dieses Wissen ist in Vergessenheit geraten.«
    Die Treppe brachte sie in einen blauen Saal. Hier zogen in einem Springbrunnen perlmuttfarbene Fische ihre Bahn, zwitscherten in großen, vergoldeten Käfigen, die von der Decke herabhingen, Vögel von Inseln, die weit im Süden lagen. Vor den Wänden standen Porzellankübel mit roten Tulpen und kleinen Mandarinenbäumen. Giss wartete an einem offenen Fenster auf sie, die Hände hinterm Rücken verschränkt. Als sich sein Blick auf Luk richtete, zuckte dieser zusammen.
    »Die Schreitende empfängt euch jetzt. Habt keine Angst, ich begleite euch.«
    »Sehen wir etwa aus, als hätten wir Angst?«, empörte sich Luk.
    »Bestimmt nicht«, erwiderte Giss grinsend. »Außerdem möchte ich euch schon jetzt darauf hinweisen, dass ihr eure Waffen abgeben müsst.«
    Als Ga-nor das hörte, verzog er das Gesicht, denn er hegte nicht gerade den glühenden Wunsch, seine Klinge fremden Händen anzuvertrauen.
    »So sind die Regeln«, erklärte Giss daraufhin. »Auch ich muss mich von meinem Stab trennen.«
    »Misstrauen die sogar einem Dämonenbeschwörer?«
    »Im Turm gelten eigene Gesetze«, sagte Giss und rang sich ein Lächeln ab.
    »Sie dulden euch also, haben euch aber nicht gerade in ihr Herz geschlossen.«
    »Wir Dämonenbeschwörer können auf das Wohlwollen der Schreitenden getrost verzichten. Wir tolerieren uns und ziehen alle am selben Strang. Und im Kriegsfall müssen wir erst recht vergessen, dass wir unterschiedliche Prinzipien haben, und die alten Zwistigkeiten hintanstellen. Im ganzen Land kennen die Menschen jetzt nur ein Ziel: Nabator aufzuhalten.«
    »Und auch die Verdammten.«
    »Und auch die Verdammten«, wiederholte Giss. »Das lässt sich jedoch nur mit vereinten Kräften erreichen. Ebendeshalb werdet ihr vorgelassen. Schließlich gibt es nur wenige Menschen, die schon einmal den sechs Verdammten begegnet sind. Euer Bericht kann sich daher als sehr hilfreich erweisen.«
    »Luk hat nur eine gesehen. Die Verdammte Scharlach. Und mir ist noch nie jemand von diesem Pack begegnet.«
    »Das habe ich nicht vergessen«, erwiderte Giss und machte die Tür auf, wobei sich die beiden Flügel völlig lautlos öffneten.
    Sobald Luk in den Raum trat, fiel ihm die Decke auf, die ihm einen überraschten Laut entlockte: Sie war durchscheinend. Durch sie sah er – und zwar mitten am helllichten Tag – einen nachtschwarzen Himmel, den Abertausende von funkelnden Sternen sprenkelten. Ga-nor hingegen ließ sich eine etwaige Verwunderung nicht anmerken und brummte nur etwas von Magie.
    »Das ist der Nachtsaal, den der Skulptor selbst geschaffen hat«, erklärte Giss, der durch den Saal ging, ohne für dieses Wunder auch nur einen Blick übrig zu haben. »In ihm herrscht ewige Nacht, prangen stets Sterne …«
    »Und da!«, rief Luk. »Ein Komet!«
    In der Tat wanderte gerade ein Komet über den Himmel, der in seiner Helligkeit sogar den Mond übertraf und einen purpurroten Schweif hinter sich herzog.
    »Das ist der Künder des Unheils. Er ist einen Tag vor dem Fall der Burg der Sechs Türme aufgetaucht. Leider hat dem damals niemand Bedeutung beigemessen, denn ein solches Phänomen hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Ihr müsst wissen, dass der letzte Komet im Krieg der Nekromanten erschienen ist. Fünf Jahrhunderte sind jedoch ein zu langer Zeitraum, als dass sich noch jemand daran erinnert und folglich ein Unglück vermutet hätte. Hätten die Schreitenden indes verstanden, was dieser Komet zu bedeuten hat, wären wir jetzt vielleicht nicht in dieser misslichen Lage.«
    »Schauen die Schreitenden denn nie nach oben? Oder sind sie etwa blind wie Eiswürmer?«, knurrte Ga-nor. »In meinem Klan

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