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Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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gebracht. Schließlich war dies doch nur ein Übungsgalopp, den die launische junge Lady nach Henrys offensichtlich geglückter Absicht ernst zu nehmen schien. Es war einer der Tricks, die ihn zu einem der besten Trainer des Landes machten. Heute morgen würde Black Minx nicht ins Bummeln verfallen!
    Der Pulk von vier Pferden kam jetzt vom Start her die Gerade entlang auf sie zu; ihre Hufe erschütterten den Boden, ihre Reiter gebrauchten Gerte und Sporen und schrien aufmunternde Worte. Black Minx tanzte aufgeregt, aber ihre Augen wichen nicht von dem Reiter in dem roten Hemd und seinem Pferd unmittelbar vor ihnen. Alec hatte Mühe, sie zu halten. Sie versuchte sich bockend zu befreien, aber Alec parierte alle ihre mutwilligen Sprünge. Der alte Sattel knarrte unter ihm. Er stand in den Steigbügeln und wünschte sich Napoleon herbei, damit er den breiten, gepolsterten Rücken des alten Wallachs als „Stoßdämpfer“ gehabt hätte.
    Billy Watts drehte sich nach ihm um. Sein Gesicht war verändert, nicht mehr jungenhaft wie vorhin, sondern ernst und entschlossen wie damals am Start zum Kentucky-Derby.
    Alec begegnete seinem Blick. Ihm schien, daß Black Minx nicht die einzige war, die in dem kommenden Galopp mehr sah als eine Probe. Er lehnte sich seitwärts und klopfte der Stute den Hals. Er war froh über ihren Eifer, aber er mußte vermeiden, daß sie sich verausgabte, noch bevor sie am Start standen. Ihr schwarzer Körper bewegte sich mit ungestümer Ungeduld, und sie versuchte wieder, ihm die Zügel zu entwinden. Alec gab sie ihr nicht. In einer Minute würde die Zeit dafür gekommen sein. Alec wartete, bis Winterzeit richtig stand und brachte dann sein Pferd an die rechte Seite des Hengstes. Jetzt scherzte niemand mehr. Der Starter wartete auf den richtigen Moment zum Start; seine Gehilfen paßten auf die Pferde auf; es war genau wie bei einem richtigen Rennen.
    Black Minx stieg, drehte und wendete sich. Alec rief zum Starter hinüber, daß er die Stute leider noch nicht in der Gewalt habe.
    Jetzt waren beide Pferde ruhig. Alec machte einen tiefen Atemzug. Er sah die Bahn leer vor sich liegen. Winterzeits Fell war bereits mit Schweiß bedeckt, Black Minx ging es nicht anders. Aus dem Augenwinkel sah Alec die große Zuschauertribüne am Innenfeld. Sie war ebenso leer wie die Rennbahn. Nur für ihn und die Stute, für Billy Watts und Winterzeit war Renntag. Trotz allem, was er sich zur Beruhigung gesagt hatte, konnte heute nicht von einem gewöhnlichen Trainingsgalopp die Rede sein. Er ließ die Zügel locker und flüsterte: „Voran denn, mein Mädchen, sieh zu, daß du einen schnellen Start hast! Henry hat gesagt, ich soll auf die Zügel achten — alles andere mach du nun allein!“
    Die Glocke ertönte, und die beiden Pferde schossen davon. Beide kamen Kopf an Kopf ab, Auge an Auge galoppierten sie in die lange Gerade. Es gab keinerlei Unterschied zwischen ihren sich streckenden Körpern, weder in der Größe, noch im Ausmaß ihrer Galoppsprünge. Auch im Sitz ihrer Reiter konnte man keine Verschiedenheit entdecken. Beide saßen völlig still und ausbalanciert in ihrem Sattel, um auf diese Weise ihren Pferden die Möglichkeit zu geben, allein in den richtigen Schwung und Rhythmus zu kommen.
    Beide wurden schneller und schneller, als ob keine Macht der Welt sie mehr zum Halten bringen könnte. Black Minx streckte sich mit aller Kraft und mit demselben Siegeswillen, den sie im Kentucky-Derby gezeigt hatte. Die rote Haube auf dem Kopf von Winterzeit war genau auf derselben Höhe wie ihr Kopf, nicht einen Zentimeter vor oder hinter ihm, und beide schienen so verbleiben zu wollen.
    Mit blendendem Speed umrundeten sie den einzigen Bogen, der Hengst drückte gegen die Stute. Sein Reiter gab ihm einen Hieb mit der Gerte; daraufhin hielt er sich sofort wieder geradeausgerichtet auf der Bahn. Genau wie die Stute galoppierte er ohne Schwierigkeiten um den Bogen, doch hatte er, da er innen lief, den kürzeren Weg gehabt. So gelangte er mit einer Kopflänge Vorsprung in die Zielgerade.
    Von der Tribüne herüber erschollen Rufe; die weiß bekittelten Wärter hatten aufgehört zu arbeiten, um dieses interessante Rennen zu verfolgen, das extra für sie gelaufen zu werden schien. Doch es waren ihrer so wenige zwischen den vielen tausend leeren Sitzen, daß ihre Stimmen in dem Stampfen der galoppierenden Hufe untergingen.
    Sie sahen, daß jetzt der Reiter des Hengstes wieder zur Gerte griff, sie jedoch nur an der Seite im

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